Wienerberger reduziert Verluste, keine Impulse aus Osteuropa

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Der weltgrößte Ziegelhersteller verfehlt die Prognosen, in den wichtigen Märkten USA sowie Mittel- und Osteuropa lassen die Geschäfte weiterhin zu wünschen übrig. Der Aufschwung lässt vorerst auf sich warten.

Wien. Der heimische Baustoffkonzern Wienerberger hat im dritten Quartal wieder die Gewinnzone erreicht. Nach den dramatischen Einbrüchen in der Vergangenheit ist es das zweite positive Quartalsergebnis in Folge. Trotzdem reagierten Analysten und Anleger an der Börse enttäuscht, die Aktie gab bis zum späten Mittwochnachmittag um 3,33 Prozent auf 11,59 Euro nach.

Der weltgrößte Ziegelhersteller machte von Juli bis September einen Umsatz von 517,7 Mio. Euro, nahezu unverändert im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, in dem 518,5 Mio. Euro umgesetzt worden sind. Der operative Gewinn vor Abschreibungen und Amortisationen stieg im Jahresabstand um sieben Prozent auf 82,2 Mio. Euro.

Ergebnisrückgang um 52 Prozent

Betrachtet man den Zeitraum der ersten neun Monate, gibt es beim Umsatz jedoch einen Rückgang von fünf Prozent auf 1,343 Mrd. Euro. Das operative Ergebnis liegt mit 17,6 Mio. Euro zwar im Plus, doch im Jahresabstand bedeutet das einen Rückgang um knapp mehr als die Hälfte – Analysten haben mit einem Rückgang um nur ein Viertel gerechnet. Unter dem Strich konnte Wienerberger den Verlust von 198,2 Mio. Euro auf 13,5 Mio. Euro stark reduzieren. Wienerberger beschäftigte in den ersten neun Monaten im Durchschnitt 11.897 Mitarbeiter, das sind sechs Prozent weniger als in den ersten neun Monaten des Vorjahres.

Die positive Entwicklung führt Wienerberger auf die 2009 begonnenen Restrukturierungsmaßnahmen zurück. Bekanntlich traf die Krise den Hersteller besonders hart, beim Wohnbau brach 2009 rund ein Viertel des Umsatzes weg. Der Konzern reagierte mit einer Umstrukturierung und der Schließung von 31 Werken. Mit der veränderten Kostenstruktur und dem Produktportfolio sieht Konzernchef Heimo Scheuch Wienerberger „für einen Aufschwung gut gerüstet“ – doch dieser lässt vorerst auf sich warten. Vor allem in den wichtigen Märkten USA sowie Mittel- und Osteuropa lassen die Geschäfte weiterhin zu wünschen übrig.

„Aus den Märkten war kein Rückenwind spürbar“, kommentiert Scheuch die jüngsten Ergebnisse. Die Unklarheit über die wirtschaftliche Entwicklung und die Budgetsanierungsprogramme verunsichere die Bevölkerung und lähme vielerorts die Bauwirtschaft. Während es in West- und Nordeuropa nach einer Bodenbildung wieder leicht aufwärts gehe, sei das Geschäft in Mittel- und Osteuropa nach Unternehmensangaben weiterhin schwach. „Bis Jahresende gehe ich von einer Fortsetzung der Trends in den einzelnen Märkten aus“, so Scheuch. „Ich erwarte keine spürbare Verbesserung im Baustoffsektor in Zentral-Osteuropa.“

Kein Auftrieb aus den USA

Dagegen verzeichnet Wienerberger in Großbritannien und Frankreich eine positive sowie in Belgien eine stabile Entwicklung. In den USA rechnet Scheuch „mit keiner nennenswerten Veränderung – vor allem aufgrund der gerade abgehaltenen Kongresswahlen“.

„Die Zahlen sind auf allen Ebenen schlechter ausgefallen als erwartet, von Umsätzen bis zum Nettoergebnis“, sagt UniCredit-Analyst Peter Bauernfried. „Eine negative Abweichung gibt es vor allem im Osteuropageschäft, da hätte ich mir mehr Dynamik erwartet. Offensichtlich sind dort Volumen und Preise stärker unter Druck gekommen, als wir erwartet haben.“

Laut einer Befragung der Nachrichtenagentur Reuters dürfte es für Wienerberger auch schwierig werden, seine Prognosen für das Gesamtjahr zu halten. Die Deutsche Bank empfiehlt trotzdem, die Aktie zu halten, und UniCredit belässt ihre Empfehlung weiterhin auf „Buy“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.11.2010)

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