„Erwarten spürbare Euro-Abwertung“

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Raiffeisen erwartet, dass Portugal schon bald Hilfen der Europäische Union und des Internationale Währungsfonds in Anspruch nehmen wird. Auch in Griechenland dürfte sich die Situation weiterhin verschärfen.

Wien. Was die südeuropäischen Schuldnerländer betrifft, malt Raiffeisen-Chefanalyst Peter Brezinschek ein düsteres Bild. Er geht davon aus, dass die Europäische Union und der Internationale Währungsfonds noch im ersten Quartal 2011 Portugal unter die Arme greifen werden. Nicht auszuschließen sei, dass auch Spanien Hilfe benötigen wird. Hinsichtlich Griechenlands ist Raiffeisen wenig optimistisch. Zwar mache das Land beachtliche Fortschritte bei der Budgetkonsolidierung, trotzdem werde die Staatsverschuldung bis 2013 auf fast 160 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ansteigen, was eine Geldaufnahme über die Finanzmärkte weiterhin unmöglich machen dürfte.

„Entweder wird die Finanzierung über EU und IWF dann verlängert und das Problem damit weiter aufgeschoben oder Griechenland muss seine Staatsschulden bis spätestens im Frühjahr 2012 umstrukturieren“, warnt Brezinschek. Wegen dieser Schuldenängste erwartet Raiffeisen für 2011 eine „spürbare Abwertung“ des Euro gegenüber dem US-Dollar.

Auch der Schweizer Franken dürfte im Vergleich zum Euro fest bleiben. Brezinschek rät daher Inhabern von Frankenkrediten, eine vorübergehende Franken-Korrektur zur Konvertierung in einen Eurokredit zu nutzen. Das sind die weiteren Trends für das kommende Jahr:


Keine Zinserhöhungen
• Zinsen: Die Europäische Zentralbank dürfte aus Raiffeisen-Sicht keine Änderungen ihrer Zinspolitik vornehmen und den Leitzins bei 1,0 Prozent belassen. Erst 2012 könnte es mit den Zinsen „deutlich nach oben gehen“, meint der Raiffeisen-Chefanalyst.
• Euroanleihen: Empfohlen wird, Euroanleihen zu reduzieren. „Die Schuldenkrise hält die Politik in Europa weiter auf Trab und unterzieht die Währungsunion einem entscheidenden Belastungstest“, heißt es bei Raiffeisen. Unzureichende Budgetkürzungen werden von Anlegern nicht mehr akzeptiert. „Die Angst, künftig an den Sanierungen mitwirken zu müssen, drückt auf die Anleihenkurse“, so Brezinschek.• Aktienmärkte: Wegen der anhaltenden Konjunkturerholung in vielen Ländern erwartet Raiffeisen im ersten Halbjahr 2011 auf den Aktienmärkten zweistellige Kursgewinne.


Starke Kursgewinne bei US-Aktien
Raiffeisen empfiehlt, vor allem US-Aktien zu kaufen.

Unternehmen des Börsenindex Standard & Poor 500, der die führenden US-Konzerne umfasst, sollen 2010 um 41 Prozent mehr verdient haben als im Jahr zuvor. Für 2011 sei zwar nur mehr ein Gewinnwachstum von 13 Prozent zu erwarten, aber auch dieses Plus liege noch immer über dem langjährigen Durchschnitt.

An der Wiener Börse dürfte der ATX bis Dezember 2011 auf 3300 Punkte steigen. Der DAX in Frankfurt sollte um 17 Prozent auf 8200 Punkte klettern. Zu Vorsicht geraten wird dagegen bei China, Indien und Brasilien. Gekauft werden sollten vor allem Aktien aus Branchen, die vom Konjunkturaufschwung profitieren, wie Grundstoffe, Konsum, Technologie, Gesundheit und Industrie.

Weniger interessant sind dagegen Aktien aus den Bereichen Telekom, Energie und Versorger.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.12.2010)

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