Anleihe: Portugal besteht ersten Test

(c) EPA (MARIO CRUZ)
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Das hoch verschuldete Land holt sich 1,25 Mrd. Euro vom Kapitalmarkt. Die portugisische Regierung fühlt sich in ihrem Kurs bestätigt und lehnt Hilfen der EU oder dem Internationalen Währungsfonds weiter ab.

Wien/Reuters/Red. Die Sorgen waren groß – aber Portugal hat den ersten Härtetest bestanden: Der Euro-Staat platzierte am gestrigen Mittwoch Anleihen im Wert von 1,25 Milliarden Euro auf dem internationalen Kapitalmarkt und erreichte damit das angestrebte Volumen. Das teilte die Schuldenagentur in Lissabon am Mittwoch mit. Portugal musste den Geldgebern aber höhere Zinsen bieten als zuletzt, zumindest für seine knapp vierjährigen Anleihen. Für zehnjährige Staatsanleihen sind die Zinsen hingegen sogar etwas gesunken.

Die Rendite für die zehnjährige portugiesische Staatsanleihe stieg nach der Auktion leicht über sieben Prozent, ging dann aber auf 6,98 Prozent zurück. Portugals Finanzminister Fernando Teixeira dos Santos hatte zuvor sieben Prozent als die Schmerzgrenze bezeichnet.

Die Auktion war mit Spannung erwartet worden und galt als Probe für das Vertrauen der Investoren in die Finanzkraft des Landes. Portugal kämpft mit seiner ausufernden Verschuldung: Im Vorjahr lag das Haushaltsdefizit bei 7,3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP). 2009 waren es noch 9,3 Prozent und damit der vierthöchste Wert in der Eurozone. Heuer will die Regierung in Lissabon das Defizit auf 4,6 Prozent drücken.

Und das will sie alleine schaffen – ohne Hilfe von der EU oder dem Internationalen Währungsfonds (IWF). Nach der erfolgreichen Anleihenauktion fühlte sich die Regierung in ihrem Kurs bestätigt: „Die Auktionen waren ein Erfolg, 80 Prozent der Nachfrage kamen aus dem Ausland“, sagte Finanzminister dos Santos am Mittwoch. „Wir sehen keinen Grund, von unserer Strategie abzuweichen, uns über den Kapitalmarkt zu refinanzieren.“

Großer Test kommt im Frühjahr

Analysten gaben sich skeptisch. „Die Rendite dürfte gerade noch tragbar sein, zeigt aber, dass Portugal ein Grenzfall bei der Frage bleibt, ob das südeuropäische Land nun unter den EU-Rettungsschirm schlüpfen muss oder nicht“, sagte Johannes Rudolph von HSBC Trinkhaus. Auch die Währungsstrategin Jane Foley von der Rabobank meinte, die Angst, dass Portugal dennoch Hilfen aus dem Ausland beantragen müsse, sei damit definitiv nicht beseitigt.

Der eigentliche Test soll erst im Frühjahr stattfinden. „Mit geplanten Bruttoemissionen für 2011 in einer Größenordnung von 20 Milliarden Euro steht der Haupttest noch bevor, da sich die Tilgungen im April auf 4,5 Milliarden Euro belaufen und im Juni weitere fünf Milliarden Euro anstehen“, so der ING-Ökonom Paolo Pizzoli.

Portugals Präsident Anibal Cavaco Silva warnte ebenfalls vor übertriebenen Hoffnungen. „Dies ist nur ein Anfang“, sagte er am gestrigen Mittwoch, „aber die Regierung hat noch sehr viel Arbeit vor sich.“ Portugal dürfe sich keinen Illusionen hingeben.

Der Euro rutschte gegen Mittag kurzfristig unter die Marke von 1,30 US-Dollar, erholte sich aber rasch wieder. Rettungsschirm soll vergrössert werden, S. 5

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.01.2011)

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