„Man sollte wieder auf den Euro setzen“

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bdquoMan sollte wieder Euro(c) REUTERS (LISI NIESNER)
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Der Euro wird zum Franken bald wieder zulegen, sagt Marcus Hettinger, Währungsanalyst der Credit Suisse. Das ist gut für die heimischen Franken-Kreditnehmer und schlecht für jene, die Schweizer Aktien halten.

Die Presse: Sie prognostizieren, dass der Euro gegenüber dem Franken wieder deutlich zulegen wird – obwohl die Schuldenkrise in der Eurozone noch lange nicht ausgestanden ist.

Marcus Hettinger: Der Schweizer Franken ist derzeit eindeutig überbewertet. Wir sehen den „fairen“ Euro-Franken-Kurs bei 1,40. Der aktuelle Kurs liegt aber bei knapp 1,30. Außerdem gibt es beim Euro höhere Zinsen als beim Franken zu holen. Über die nächsten zwölf Monate sehen wir daher ein ordentliches Aufwärtspotenzial für den Euro.

In der Schweiz haben Ökonomen zuletzt wieder eindringlich vor der Gefahr einer Immobilienblase gewarnt. Das könnte die Schweizer Nationalbank (SNB) veranlassen, die Zinsen zu erhöhen, um diese Blase einzudämmen. Höhere Zinsen würden aber wieder mehr Investoren anlocken und den Franken stärken.

Die SNB wird der Europäischen Zentralbank mit Zinsschritten wohl nicht zuvorkommen. Die Inflation ist durch den starken Franken praktisch bei null. Die Schweizer Notenbanker werden also sicher nichts unternehmen, was den Franken noch stärker machen würde. Das würde auch der Schweizer Wirtschaft schaden, weil ein starker Franken die Exporte in den Euroraum teurer macht.

Wenn die Schuldenkrise in der Eurozone aber wieder zum dominanten Thema wird, werden viele Investoren wieder in den sicheren Hafen namens Franken flüchten.

Dieses Risiko besteht weiterhin. Es wird dadurch während des Jahres stärkere Schwankungen geben. Charttechnisch glauben wir auch, dass der Euro in den nächsten Wochen noch einmal auf 1,25 Franken je Euro einbrechen könnte. Aber auf zwölf Monate gesehen wird der Euro unseren Untersuchungen zufolge ansteigen.

Die Anleger sollten also demnächst

Franken gegen Euro tauschen, um Währungsgewinne einzufahren.

Mit der Sichtweise auf ein Jahr sollte man auf den Euro setzen.

Sie sehen einen Euro-Franken-Kurs von 1,40 als „fair“. Vor drei Jahren haben wir Kurse von über 1,60 gesehen. War das damals fair, und werden wir solche Niveaus wieder sehen?

Diese Kurse haben wir 2007 gesehen, die internationalen Finanzmärkte erlebten einen Boom, es gab wenig Skepsis. Damals war der Franken sicher unterbewertet. Einen Euro-Franken-Kurs über 1,55 werden wird so schnell nicht mehr sehen.

Auf einen Blick

Marcus Hettinger ist der oberste Währungsanalyst der Credit Suisse. Er glaubt, dass der Euro in den nächsten zwölf Monaten zum Franken zulegen wird. Heimischen Anleger, die Schweizer Aktien halten, drohen damit Währungsverluste.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.01.2011)

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