Krise: Österreich mit mehr Verschuldung im Ausland

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Euroländer müssen mehr Risiko eingehen, um Käufer zu finden. Auch Österreich erhöhte das Risiko seiner Finanzierungspolitik. So wurden 40 Prozent der neuen Schuldtitel auf internationalen Märkten platziert.

Brüssel. Die vor drei Jahren ausgebrochene Finanzkrise hat nicht nur die Schulden der Euroländer stark wachsen lassen. Sie hat auch dazu geführt, dass sie bei der Begebung neuer Anleihen mehr Risiko als früher auf sich nehmen müssen, um Käufer für ihre Bonds zu finden. Das ergibt die erste umfassende Analyse sämtlicher mehr als 3000 Auktionen neuer Schuldtitel durch die Zentralregierungen der Länder der Eurozone (ohne Estland) sowie Dänemarks von Jänner 2007 bis Dezember 2009 durch Ökonomen des Internationalen Währungsfonds (IWF).

Auch Österreich erhöhte das Risiko seiner Finanzierungspolitik: Während bisher 95 Prozent der offenen Staatsschuld auf dem heimischen Finanzmarkt untergebracht worden waren, hat die Bundesfinanzierungsagentur laut dem IWF-Papier seit Beginn der Krise 40 Prozent der neuen Schuldtitel auf internationalen Märkten platziert. Aus Sicht der Käufer dieser Papiere bedeutet das eine Verteilung des Risikos eines Wertverlusts österreichischer Staatsanleihen auf mehrere Märkte.

Die PIIGS kommen zum Fleischer

„Wir finden den Nachweis einer Bewegung weg von Grundsätzen der besten Finanzierung, wie sie vor der Krise bestanden haben“, lautet das Resümee der IWF-Wirtschaftsforscher Mark De Broeck und Anastasia Guscina am Schluss ihrer Analyse „Government Debt Issuance in the Euro Area: The Impact of the Financial Crisis“ (Working Paper 11/21). Aus Sicht des Staates als Schuldner besteht die beste Finanzierung darin, in hart umfochtenen Auktionen langfristige Anleihen mit festen, möglichst niedrigen Zinsen in der eigenen Währung zu begeben.

Die Schuldenkrise dämpfte allerdings den Appetit der Investoren nach solchen Bonds, die ihnen den Großteil des Risikos der Abwertung des Euro, der Illiquidität lokaler Anleihenmärkte und der langen „Gefangenschaft“ in risikobehafteten Papieren aufbürden.

Und so musste vor allem die Gruppe der PIIGS-Sorgenkinder (Portugal, Irland, Italien, Griechenland und Spanien) in den sauren Apfel beißen und sich dem erhöhten Sicherheitsbedürfnis der Anleger beugen.

En gros seien die Euroländer nun zu akzeptieren gezwungen, dass sie ihre Schulden öfter als bisher in Fremdwährungen aufnehmen, sie früher als bisher zurückzahlen und variable statt fixer Zinssätze dafür berappen müssen, halten De Broeck und Guscina zusammenfassend fest.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.02.2011)

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