Kredit- und Sparzinsen in Österreich relativ niedrig

(c) BilderBox
  • Drucken

Unternehmen mussten für Kredite tiefer in die Tasche greifen, Hausbauer kamen so billig weg wie schon lange nicht mehr. Kreditzinsen sind in Österreich günstig, Sparer erhalten weniger als anderswo.

Wien/Red. Vergangenen April hat die Europäische Zentralbank (EZB) erstmals seit zwei Jahren den Leitzins erhöht– und zwar um 0,25 Prozentpunkte auf 1,25 Prozent. Diese Erhöhung war erwartet worden: Bereits in den Monaten davor stiegen die Zinsen nicht nur im Geschäft der Banken untereinander, sondern auch im Neugeschäft mit Kunden an. Das gab die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) bekannt.

Im Kreditgeschäft mussten vor allem Unternehmer tiefer in die Tasche greifen. Sie zahlten im März für neue Kredite von bis zu einer Million Euro 2,74 Prozent Zinsen, um 0,37 Prozentpunkte mehr als vor einem Jahr. Die Zinsen für neue Unternehmenskredite im Volumen von mehr als einer Million Euro verteuerten sich im Jahresabstand um einen halben Prozentpunkt auf 2,29 Prozent. Für alle ausständigen Kredite (also nicht nur die neuen) waren die Zinsen mit 2,86 Prozent höher.

Österreichische Unternehmen kommen damit noch immer günstiger weg als der Durchschnitt der Eurozone: Dort zahlt man für neue Unternehmenskredite von unter einer Million Euro 3,81 Prozent Zinsen und für solche über einer Million Euro 2,69 Prozent Zinsen.

Eine gegenläufige Entwicklung gab es bei neuen Wohnbaukrediten: Diese verbilligten sich in Österreich im Jahresabstand um 0,23 Prozentpunkte auf 2,56 Prozent. Das ist ein historischer Tiefststand. Als Grund sehen die OeNB-Experten die verzögerte Weitergabe von Marktzinsveränderungen an die Kunden sowie Aktionen im Bausparbereich. Bestandszinssätze sind auch hier wesentlich höher als bei neuen Verträgen: Für bestehende Wohnbaukredite zahlt man hierzulande 3,13 Prozent.

Inflation frisst Sparzinsen auf

Neue Konsumkredite haben sich im Jahresabstand leicht verteuert. Derzeit bezahlt man in Österreich 4,93 Prozent Zinsen, in der Eurozone sind es 6,60 Prozent. Nicht nur im Neugeschäft, auch bei den aushaftenden Krediten waren österreichische private Haushalte gegenüber den Durchschnittskunden in der Eurozone im Vorteil.

Dafür bekommen österreichische Kunden für ihre Einlagen weniger Zinsen als im Schnitt der Eurozone: Im Jahresabstand sind die Zinsen für Einlagen von 1,65 auf 1,56 Prozent gesunken. Im Euroraum erhält man derzeit durchschnittlich 2,52 Prozent Zinsen für seine Ersparnisse. Diesen Unterschied erklärt die OeNB aber mit statistischen Ausreißern: In einigen südlichen Ländern erhalte man derzeit sehr hohe Zinsen.

Wer sein Geld länger als zwei Jahre bindet, bekommt in der Eurozone durchschnittlich 2,89 Prozent Zinsen, in Österreich sind es 2,36 Prozent. Das liegt weit unter der Inflationsrate: Im April betrug diese nach Berechnungen der Statistik Austria 3,3 Prozent.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.06.2011)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.