Ghizzoni warnt vor einem „Massaker“

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Der Chef der Bank-Austria-Mutter UniCredit, Federico Ghizzoni, ist wegen Griechenland alarmiert und verlangt rasche Hilfen für das hoch verschuldete Land. Banken wollen sich daran aber nur freiwillig beteiligen.

Wien/Höll/Bloomberg. Die Chef der italienischen UniCredit-Gruppe, Federico Ghizzoni, ist wegen Griechenland alarmiert. Die europäischen Regierungen müssten einen ungeordneten Zahlungsausfall Griechenlands vermeiden, sagte Ghizzoni vor österreichischen Journalisten. Andernfalls würden die Finanzmärkte am Tag darauf Irland, Portugal und andere Länder „massakrieren“. UniCredit gehört zu den führenden Banken in der Eurozone. Sie ist nach der Übernahme der Bank Austria zum größten Finanzdienstleister in Zentral- und Osteuropa aufgestiegen. Ghizzoni verlangt eine rasche Lösung im Streit um die Griechenland-Rettung. „Die Märkte sind nervös.“ Jetzt gelte es, einen Bankrott zu verhindern. Für ganz Europa wäre ein Zahlungsausfall Griechenlands extrem negativ. Gegen eine Einbindung des privaten Sektors bei neuen Griechenland-Hilfen hat Ghizzoni grundsätzlich nichts. Doch diese könne nur freiwillig geschehen. Eine Zwangsumwandlung von griechischen Anleihen lehnt der Banker ab.

Debatten über Wiener Initiative

Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy nannten am Freitag die sogenannte „Wiener Initiative“ als Vorbild für ein neues Hilfspaket. Doch Ghizzoni sieht hier entscheidende Unterschiede. 2009, als die Finanzkrise in Osteuropa ihren Höhepunkt erreichte, verständigten sich sieben europäische Großbanken, die dortigen Kreditlinien nicht zu kündigen und das eingesetzte Kapital nicht abzuziehen. Der damalige Plan sei „freiwillig“ gewesen, so Ghizzoni. Die Politik habe damals nicht mitgespielt. Und außerdem hätten bei der „Wiener Initiative“ nur Institute mitgemacht, die in Osteuropa besonders stark engagiert gewesen seien. Dies sei in Griechenland anders. Die UniCredit-Gruppe hält nach eigenen Angaben griechische Staatsanleihen für rund 800 Mio. Euro. Das Volumen sei zuletzt kaum reduziert worden, so Ghizzoni. Selbst in Spitzenzeiten seien es nie mehr als 900 Mio. Euro gewesen. Mit 560 Mio. Euro ist das Institut in Spanien engagiert. Deutlich kleiner ist das Volumen in Irland und in Portugal.

Die Bank besitzt zudem 35 Mrd. Euro an italienischen Staatsanleihen. Doch von Italien gehe keine Gefahr aus, erklärte der Bankchef. Die Situation dort lasse sich nicht mit Griechenland vergleichen. Die Schulden Italiens seien „im Land“, das Problem sei nicht die Verschuldung, sondern das langsame Wachstum und die Kluft zwischen dem reichen Norden und dem armen Süden.

„Basel III ist keine Tragödie“

Anders als Erste-Bank-Chef Andreas Treichl hält Ghizzoni die neuen Eigenkapitalregeln für Banken für sinnvoll. „Basel III ist keine Tragödie.“ Als Folge der Finanzkrise sei es notwendig, dass die Institute künftig mehr Eigenkapital vorhalten. Als eine der wenigen europäischen Großbanken überstand UniCredit die Finanzkrise ohne Staatshilfe. An der Rolle der Bank Austria werde sich nichts ändern, versicherte Ghizzoni. Die Wiener Tochter werde weiterhin für Osteuropa zuständig sein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.06.2011)

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