Europas Leitbörsen stark in der Verlustzone

Börse Frankfurt
Börse Frankfurt(c) REUTERS (Bob Strong)
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Die Mailänder Börse verliert über vier Prozent, der ATX ist zeitweise mehr als drei Prozent im Minus. Besonders Bankenwerte sind vom Kurssturz betroffen.

Die Leitbörsen in Europa haben am Dienstag im frühen Handel hohe Verlusten zu verzeichnen. Um 10.05 Uhr notierte der DAX in Frankfurt mit 7029,84 Punkten, das entspricht einem kräftigen Minus von 200,41 Einheiten oder 2,77 Prozent. In London fiel der FT-SE-100 124,7 Einheiten oder 2,10 Prozent auf 5804,45 Zähler. Der die 50 führenden Unternehmen in der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion umfassende Euro-Stoxx-50 verlor starke 90,78 Einheiten oder 3,35 Prozent auf 2618,36 Punkte. Übertroffen wurden diese Kursabschläge nur noch von der Mailänder Börse, die 4,42 Prozent auf 17.486,60 Punkte abgeben musste.

Auch nach einem schwachen Wochenauftakt zeichnete sich im frühen Handel zunächst keine Erholung ab. Die Sorgen um ein Übergreifen der Euro-Schuldenkrise drückte auch die Übersee-Börsen nach unten, wenn auch deutlich weniger als die europäischen Indizes. In Europa sollte sich die unterdurchschnittliche Entwicklung aber zunächst fortsetzen, so ein Börsianer. Als negativ wertet er das "schlechte Krisenmanagement in der Eurozone". Bei einem Treffen der Euro-Finanzminister am Montag wurde deutlich, dass Kernfragen des neuen Griechenland-Notplans weiter umstritten sind. Zudem habe Alcoa mit seinen eher enttäuschenden Zahlen zum Auftakt der US-Berichtssaison zusätzlich belastet.

Banken größte Verlierer

In einem Branchenvergleich zeigten sich Bankenwerte als größte Verlierer. Societe Generale büßten 3,85 Prozent auf 34,93 Euro ein und Deutsche Bank verloren 4,64 Prozent auf 36,71 Euro. Ein Analystenkommentar von Morgan Stanley setzte zudem italienische Banken stark unter Druck. Intesa Sanpaolo-Aktien stürzten um 5,70 Prozent auf 1,44 Euro ab und die Papiere der UniCredit brachen um 7,11 Prozent auf 1,07 Euro ein. Sie wurden daraufhin vom Handel ausgesetzt.

Positive Analystenkommentare von Credit Agricole Cheuvreux für Credit Suisse, Julius Bär und BNP Paribas konnten die Bankenhäuser nicht in die Gewinnzone hieven, obwohl sie den Experten zufolge zu den "Top-Picks" im europäischen Bankensektor zählen. Laut Cheuvreux wird die Sorge um die Staatsschuldenkrise viele Investoren wohl davon abhalten, optimistischer auf den Bankensektor zu schauen.

Euro unter 1,40 US-Dollar

Auch der Euro gerät angesichts der Schuldenkrise zunehmend unter Druck: Nachdem sich die Gemeinschaftswährung in den letzten Wochen erstaunlich robust gezeigt hatte, sank sie am Dienstag deutlich unter die Marke von 1,40 Dollar. Mit zeitweise 1,3838 Dollar kostete er so wenig wie zuletzt Mitte März. Damit notierte der Euro zwar immer noch deutlich höher als im Durchschnitt seit der Euro-Einführung - der Sinkflug beschleunigt sich aber. Allein seit Wochenbeginn hat der Euro zum Dollar mehr als drei Cent an Wert verloren.

Gerade in der vergangenen Woche ist vieles zusammengekommen, was die Unsicherheit am Devisenmarkt drastisch erhöht hat: Den Auftakt setzte vergangenen Dienstag die Ratingagentur Moody's, die die Kreditwürdigkeit des finanzschwachen Portugal auf Ramsch-Niveau senkte. Hinzu kommen politische Unwägbarkeiten in Italien. Dort gibt es Streit über ein wichtiges Sparpaket. Belastet wurde die Stimmung zudem durch die geplante Einbindung privater Gläubiger in das zweite Rettungspaket für Griechenland.

"Für den Euro hat die Gefahr eines Absturzes erheblich zugenommen", heißt es bei der Commerzbank. An den Optionsmärkten, wo Anleger per Termin auf fallende oder steigende Währungen wetten, setzen derzeit sehr viele Anleger auf einen fallenden Euro. Hoffnung, dass die Vertrauenskrise in Europa schnell gelöst wird, gibt es derzeit kaum. Der Euro dürfte damit unter Druck bleiben.

(APA)

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