EZB-Mitglied: Griechen-Pleite kann Euro-Zone anstecken

Bini Smaghi zweifelt, dass die Euro-Zone eine Pleite Griechenlands aushalten würde
Bini Smaghi zweifelt, dass die Euro-Zone eine Pleite Griechenlands aushalten würde(c) AP (Thierry Charlier)
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Die Banken dürfen nicht komplett am EZB-Tropf hängen, meinte Bini Smaghi. Trotz Wachstum der Geldmenge wird kein Anziehend er Inflation befürchtet.

Die Auswirkungen einer Pleite Griechenlands auf andere Euro-Staaten sollten nach Ansicht von EZB-Führungsmitglied Lorenzo Bini Smaghi nicht unterschätzt werden. Wer sage, die Euro-Zone könne eine griechische Staatspleite verkraften, habe keine Ahnung von der Ansteckungswirkung, sagte Bini Smaghi in einem Interview mit der "Australian Financial Review". Zudem setzte sich Bini Smaghi dafür ein, dass Banken nicht völlig abhängig vom Geld der Notenbank werden. Geldinstitute müssten sich darauf vorbereiten, sich nicht nur durch die EZB zu finanzieren, sondern durch die Märkte. Zugleich verteidigte er die umstrittenen Bondkäufe der Zentralbank. Das Programm helfe den Märkten wieder, ihr Gleichgewicht zu finden.

Warnung vor überzogener Erwartung an EZB

EZB-Direktor Bini Smaghi warnte jedoch vor überzogenen Erwartungen an die Notenbank: "Ab einem gewissen Punkt müssen wir verhindern, dass die Geldinstitute komplett abhängig von der Finanzierung durch die EZB werden", mahnte das EZB-Direktoriumsmitglied im Gespräch mit der "Australian Financial Review". Daher halte er auch nichts davon, den Banken unbegrenzt Liquidität auf unbestimmte Zeit zur Verfügung zu stellen. "Ich denke, es ist besser einen Zeithorizont zu nennen." Bereits jetzt habe sich die EZB verpflichtet, den Banken bis Ende des Jahres gegen Sicherheiten das von ihnen benötigte frische Geld zur Verfügung zu stellen.

Geldmenge in Euro-Zone steigt stärker

Die für die Zinspolitik der EZB wichtige Geldmenge M3 erhöhte sich um 2,8 Prozent und damit weit stärker als im Vormonat mit 2,1 Prozent. "Der Anstieg des Geldmengenwachstums in der Eurozone auf den höchsten Wert seit mehr als zwei Jahren kam überraschend. Anlass zur Sorge vor einem Anziehen der Inflation liefern die heute veröffentlichten Daten angesichts des nach wie vor niedrigen Niveaus jedoch nicht", sagte Ökonom Thilo Heidrich von der Postbank. Im gleitenden Dreimonatsdurchschnitt (Juni bis August) erhöhte sich M3 um 2,3 Prozent. M3 umfasst unter anderem Bargeld, Einlagen auf Girokonten, kurzfristige Geldmarktpapiere sowie Schuldverschreibungen mit bis zu zwei Jahren Laufzeit.

Die EZB hatte im Kampf gegen die Inflation die Zinsen in diesem Jahr bereits zwei Mal auf nunmehr 1,5 Prozent erhöht. Wie das EZB-Ratsmitglied Josef Bonnici jüngst betonte, hat sich die Lage an der Preisfront jedoch mittlerweile beruhigt. Die EZB erwartet für dieses Jahr eine Teuerungsrate von 2,6 Prozent und 2012 einen Rückgang auf 1,7 Prozent.  Damit würde die von der Zentralbank zur Sicherung stabiler Preise angepeilte Marke von knapp unter 2 Prozent wieder unterschritten. Da zugleich Rezessionsängste in der Eurozone aufgekommen sind, wird bereits über eine baldige Zinssenkung der EZB spekuliert. EZB-Ratsmitglied Yves Mersch hat aber betont, dazu müsse sich die "wirtschaftliche Dynamik im Euroraum deutlich verschlechtern".

(APA/Ag.)

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