Kreis der „Systembanken“ erweitert

(c) AP (Michael Probst)
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„Too big to fail“ sind künftig nicht nur global tätige Rieseninstitute, sondern auch regional wichtige „Systembanken“ wie etwa die Erste Group.

Basel/Red/Bloomberg. Auf die Staaten kommen offenbar neue Rettungsrisken zu: Die globalen Finanzaufseher planen, den Kreis der Banken, die als „too big to fail“ gelten, deutlich zu erweitern. Diese „systemisch relevanten“ Banken müssen im Ernstfall mit Staatsgeld aufgefangen werden, um ernste Schockwellen, die das globale Finanzsystem gefährden könnten, zu verhindern.

Es gehe darum, künftig nicht nur international relevante Häuser, sondern auch Banken, die national systemisch wichtig sind, zu erfassen, teilte das Financial Stability Board (FSB) nach einer Sitzung am Dienstag in Basel mit. Bei diesen „national wichtigen“ Banken steht nach Angaben des FSB beispielsweise die österreichische Erste Group im Blickpunkt, der in Ungarn eine systemisch wichtige Funktion zukomme, hieß es. Erfasst werden sollen aber auch Clearinghäuser für Derivate und Versicherer.

Derzeit haben nach der Definition des Financial Stability Board 29 global tätige Institute den Status eines „systemisch wichtigen Finanzinstituts“ (SIFI). Das neue Rahmen-Regelwerk für Institute, die national systemische Bedeutung haben, soll bis zum Jahresende stehen.

Regeln für „Schattenbanken“

Nach Angaben des kanadischen Notenbankgouverneurs Mark Carney, der gleichzeitig Vorsitzender des Financial Stability Board ist, prüft das SFB auch strengere Vorschriften für so genannte „Schattenbanken“, deren Zusammenbruch ebenfalls Gefahren für das Weltfinanzsystem heraufbeschwören könnte. „Schattenbanken“ sind beispielsweise Geldmarkt-Investmentfonds, Credit-Hedgefonds, Wertpapierverleiher, staatlich unterstützte Gesellschaften wie die US-Hypothekarfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac sowie spezielle Anlagegesellschaften, in denen etwa Banken außerbilanzielle Geschäfte abwickeln.

Solche Schattenbanken hat die Europäische Zentralbank (EZB) schon länger im Visier. EU-Kommissar Michel Barnier sagte, die Kommission werde „so schnell wir können“ Vorschläge für eine Regulierung dieser Schattenbanken ausarbeiten. Das FSB selbst will im kommenden März erneut über Schattenbank-Regulierungen beraten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.01.2012)

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