HSBC sieht Potenzial für Schwellenländer-Aktien

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In Zeiten langsamen Wachstums sollten Anleger auf Schwellenländer-Investments umsteigen, meint ein HSBC-Experte. Oder auf europäische Unternehmen, die von der wachsenden Nachfrage in den Ländern profitieren.

Wien/B.l. Europa und die USA bewegten sich auf eine längere Phase sehr langsamen Wirtschaftswachstums „japanischen Charakters“ zu. Dieser Ansicht ist zumindest Philip Poole, verantwortlich für die globale Anlagestrategie bei HSBC Global Asset Management in London.

Die Schwellenländer („Emerging Markets“) verzeichneten höhere Wachstumsraten, stünden aber vor der Herausforderung, die nachlassende Nachfrage aus den entwickelten Ländern durch mehr Inlandsnachfrage zu kompensieren, sagte Poole am Mittwoch in Wien. Dabei komme ihnen aber zu Hilfe, dass der Inflationsdruck derzeit meist gering sei. So könnten sie die Zinsen senken und die Kaufkraft ankurbeln. Die Konsequenzen für langfristig orientierte Anleger: Emerging Markets seien ein attraktives Investmentziel.

Wer derzeit Geld veranlagen will und einen langen Horizont hat, sollte eher auf Aktien setzen als auf Anleihen, meint Poole. Denn Schuldverschreibungen, vor allem Staatsanleihen guter Bonität, seien derzeit bereits sehr teuer– hier zeichne sich fast schon eine Blase ab.

Anleihen kaufen und halten

Zum Vergleich: Die Rendite zehnjähriger deutscher Bundesanleihen fiel kürzlich auf unter 1,6 Prozent. Wenn schon Anleihen, dann böten Unternehmensanleihen und solche aus Schwellenländern ein besseres Rendite-Risiko-Verhältnis.

Allerdings könnten die Kurse von Unternehmensanleihen auch stark schwanken. Der Experte rät daher, die Papiere zu den derzeit relativ guten Konditionen zu kaufen und bis zum Ende der Laufzeit zu halten. Unter den Aktien sollte man solche aus Schwellenländern, etwa Russland oder China, bevorzugen, da diese günstig bewertet seien.

Brasilianische Werte seien, was das Kurs-Buchwert-Verhältnis betrifft, ebenfalls günstig, die Ertragsaussichten seien aber schwächer. Es gebe auch attraktive europäische Aktien. „Dabei sollte man aber solche nehmen, die von der wachsenden Nachfrage in den Emerging Markets profitieren.“ Von Unternehmen, die vor allem von der Inlandsnachfrage abhängig sind, sollte man eher die Finger lassen.

Zudem sollte man sein Vermögen nicht nur auf einzelne Anlageklassen (Aktien, Anleihen etc.) verteilen, sondern auch auf verschiedene Währungen. Gemessen an der Kaufkraft seien derzeit der Schweizer Franken, der japanische Yen, aber auch der Euro zum Dollar überbewertet.

Für Anleger aus der Eurozone bedeutet das: Wer in US-Aktien oder andere Dollar-Papiere investiert, darf auf leichte Währungsgewinne hoffen. Stärker könnten diese in jenen Währungen ausfallen, die zum Dollar unterbewertet sind. Dazu zählten laut Poole etwa der russische Rubel, die türkische Lira, der chinesische Yuan oder der polnische Złoty. Am stärksten unterbewertet sei unter den gängigen Schwellenländer-Währungen die indische Rupie.

Gute Aussichten für Indien

Die Aussichten für die indische Wirtschaft seien auch deswegen gut, weil die Bevölkerung jung sei. „Bei China stellt sich dagegen die Frage: Kann es reich werden, bevor es alt wird?“, sagte Poole.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.05.2012)

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