Facebook-Fehlstart: Was beim Börsengang schiefging

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FacebookFehlstart beim Boersengang schiefging(c) Reuters (Shannon Stapleton)
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Der Markt wurde mit Aktien regelrecht überschwemmt, der Preis war zu hoch. Nun geraten auch die Alteigentümer zunehmend ins Zwielicht.

Nach dem wenig glorreichen Facebook-Börsengang am Freitag vergangener Woche - die Aktie hat seitdem 18 Prozent ihres Werts verloren - konzentriert sich nun alles auf die Suche nach den Schuldigen. Ein  Akteur gerät dabei immer mehr ins Schussfelder der Anleger und Analysten: Morgan Stanley - also jene Bank, die den Börsengang vorbereitet hat und die Aktien an die Anleger verkaufte.

Für Jack Welch, den legendären Ex-Chef des US-Konglomerats General Electric liegt es auf der Hand: "Morgan Stanley hat zu viele Aktien ausgegeben, und die Preisfindung war unter aller Sau", twitterte er. "Sie tragen die Schuld am Facebook-Debakel."

Zu viele Aktien, zu hoher Preis

Tatsächlich sollte der Börsengang ursprünglich fünf Milliarden Dollar einbringen, letztendlich wurden am Ende aber 16 Milliarden Dollar daraus. Für Morgan Stanley ein lukratives Geschäft: Nach Informationen von US-Medien kassierten die Banker einen Anteil von rund 1,1 Prozent der Einnahmen: 176 Millionen Dollar. "Die Emissionsbanken haben es völlig übertrieben", sagt auch Michael Pachter, Analyst bei Wedbush Securities. Das Angebot hätte "nur halb so groß sein sollen als es letztlich war, dann hätte die Aktie bei 45 Dollar geschlossen", kritisierte er laut "Wall Street Journal Deutschland".

Auch der Ausgabe-Preis der Facebook-Aktien wird kritisiert. "Das IPO (der Börsengang, Anm.) wurde weit über dem Niveau gepreist, bei dem wir eine verlockende Rendite auf Sicht von zwölf Monaten erwartet hätten", heißt es in einer am Montag erschienenen BTIG-Studie. Der Preis war kurz vor dem Börsengang kurzfristig erhöht worden. Dem "Wall Street Journal Deutschland" zufolge ist das ungewöhnlich. Bei einem Börsengang werden selten beide Stellschrauben gleichzeitig in eine Richtung gedreht, heißt es. Und die Zeitung will wissen, dass Facebook-Manager an der Entscheidung sehr aktiv beteiligt waren.

Alteigentümer stimmten Aufblähung zu

Der Börsengang wird auf alle Fälle ein Nachspiel haben. Die US-Börsenaufsicht SEC hat angekündigt, die genauen Umstände der Aktienplatzierung untersuchen zu wollen. Und ein Anleger hat bereits Klage gegen die Börse Nasdaq eingereicht. Ins Zentrum des Interesses dürften vor allem die angeblichen Mauscheleien von Facebook und den am Börsengang beteiligten Banken - neben Morgan Stanley waren auch JPMorgan Chase und Goldman Sachs involviert - rücken. Ihnen wird laut Nachrichtenagentur dpa vorgeworfen, die Börsenunterlagen schlampig zusammengestellt und wichtige Informationen zum Geschäft und dessen Aussichten verschwiegen zu haben.

Auch soll verheimlicht worden sein, dass die beteiligten Banken kurz vor dem Börsengang ihre Gewinnprognosen für das Soziale Netzwerk gesenkt hätten. Einem "Wall Street Journal"-Bericht zufolge sollen von den Banken nur eine Handvoll ausgewählte Kunden von diesen gesenkten Erwartungen informiert worden sein. Der renommierte Finanz-Blog "Business Insider" schreibt sogar davon, dass ein Facebook-Manager Analysten der Banken dazu geraten habe, ihre Vorhersagen nach unten zu senken. Die Kleinanleger, die möglicherweise andere Anlageentscheidungen getroffen hätten, erfuhren davon aber nichts.

Alteigentümer geraten ins Zwielicht

Das bringt auch die Facebook-Alteigentümer ins Zwielicht. Denn ohne die Zustimmung dieser hätten die Banker den Börsengang niemals so aufblähen können. Vor allem Fonds und Finanzinvestoren, mit deren Geld das Soziale Netzwerk in den vergangenen Jahren sein rasantes Wachstum finanziert hatte, verkauften am Ende viel mehr Aktien als ursprünglich geplant. Sie nahmen insgesamt 16 Milliarden Dollar ein (Siehe: Wer am meisten profitierte). Üblicherweise verpflichten sich Alteigentümer, länger an Bord zu bleiben.

Aber auch der Börsenbetreiber Nasdaq muss mit Konsequenzen rechnen. Kurz vor dem erstmaligen Handel der Facebook-Aktie kam es zu einer Welle an Stornierungen von Kaufaufträgen, was auch der Grund für den zeitweisen Ausfall der Computersysteme war. Die Folge: Die Anleger waren teils über Stunden im Blindflug unterwegs. Sie wussten mitunter nicht, ob sie Aktien erfolgreich gekauft oder verkauft hatten. Panik griff um sich, wie auch die Aufzeichnungen vom ersten Handelstag zeigen: Im Schnitt wechselte jede Aktie mehr als einmal den Besitzer.

(Red.)

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