Facebooks Börsenfehlstart an der Technologiebörse Nasdaq folgt eine Welle an Klagen. Im Raum steht ein möglicher Insiderskandal. Das digitale Netzwerk überlegt, an die New York Stock Exchange (NYSE) zu wandern.
New York/AG./AUER. Die Pannen beim Börsegang von Facebook könnten ein Nachspiel haben. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg überlegt das digitale Netzwerk einen Börsenwechsel. Statt an der Technologiebörse Nasdaq könnten die Aktien mit dem Kürzel „FB“ künftig beim Erzrivalen, der New York Stock Exchange (NYSE), gehandelt werden. Anders als die rein computergestützte Nasdaq bietet die NYSE auch noch einen Parketthandel an. Beim Börsenauftakt am Freitag hat das Computersystem der Nasdaq komplett versagt. Stundenlang blieben viele Investoren im Unklaren, ob ihre Aufträge angenommen wurden oder nicht.
Wer kannte schwachen Ausblick?
Mittlerweile beschäftigt das verpatzte Debüt von Facebook, das Neuaktionäre bisher rund drei Milliarden Dollar (2,4 Mrd. Euro) gekostet hat, schon mehrere Aufsichtsbehörden, den Bankenausschuss des US-Senats und etliche Anwaltskanzleien.
Dabei geht es einerseits um die Frage, ob die Nasdaq für etwaige Kosten, die den Anlegern durch die Pannen entstanden sind, geradestehen muss. So gab das auf elektronischen Wertpapierhandel spezialisierte Brokerhaus Knight Capital an, wegen der technischen Probleme beim Börsegang einen Vorsteuerverlust von 30 bis 35 Millionen Dollar erlitten zu haben. Andererseits untersuchen die Behörden aber auch einen möglichen Insiderhandel. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, hatte Facebook seine Investmentbanken kurz vor dem Börsegang aufgefordert, die Geschäftsaussichten skeptischer zu bewerten.
Informiert wurden aber nicht alle Interessenten, sondern nur ausgewählte Großaktionäre. Kleinanleger reichten daher eine Sammelklage ein. Die US-Börsenaufsicht SEC will die Vorwürfe nun prüfen. Die Klagen richten sich auch gegen Facebook-Chef Mark Zuckerberg persönlich. Das Unternehmen bestreitet, einen Fehler begangen zu haben. Alle Vorwürfe seien unbegründet. Facebook werde sich energisch verteidigen, sagte ein Sprecher.
Hedgefonds erwarten Kursrutsch
Kurz nach Börsenstart am Donnerstag konnten die Facebook-Aktien ihre Talfahrt vorerst bremsen. An den ersten drei Handelstagen brach der Aktienkurs des Netzwerks allerdings um fast ein Fünftel ein. Hedgefonds spekulierten zuletzt auf weiter fallende Kurse.