Zentralbanken kaufen mehr Gold

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Weil Dollar und Euro immer stärker unter Druck geraten, kaufen asiatische Zentralbanken Gold für ihre Reserven. Der Iran akzeptiert Gold inzwischen für sein Öl.

Wien/Jil. Der Goldpreis kam in der vergangenen Woche unter Druck – allerdings vor allem in Dollar gemessen. In Euro lag der Preis für eine Unze Gold am Freitag bei rund 1246 – nur acht Prozent unter dem im September 2011 erreichten Allzeithoch von 1356 Euro pro Unze Gold. Während kurzfristige Kursbewegungen vor allem für Spekulanten interessant sind, bleibt die Grundlage des mittlerweile elf Jahre andauernden Bullenmarkts aber intakt. Denn die mit Abstand größten Player im Weltmarkt sind erst vor rund zwei Jahren von der Goldverkäufer- auf die Goldkäuferseite gewechselt: die Zentralbanken.

Philippinen kaufen 32 Tonnen

Gold kommt als Währungsreserve eine besondere Rolle zu, weil seine Menge nicht von einer anderen Zentralbank durch Inflation beliebig erweitert (und als Währung damit abgewertet) werden kann. Seit 2008 befinden sich einige der wichtigsten Papierwährungen in einem „Abwertungswettlauf“. Vor allem asiatische und südamerikanische Länder reagieren auf die Notenpresse-Aktivitäten von Federal Reserve, Bank of England, EZB und Bank of Japan durch den Kauf zusätzlichen Goldes für ihre Reserven. Im April waren es die Philippinen, die am meisten gelbes Metall kauften: 32 Tonnen. Das ergibt eine Steigerung der philippinischen Goldreserven um 17 Prozent auf 194 Tonnen. Die Türkei hat ihre Reserven um rund 30 Tonnen auf 194 Tonnen ausgebaut (plus 14 Prozent.) Auch Mexiko (plus drei Tonnen auf 125,5 Tonnen), Kasachstan (plus zwei Tonnen auf 98Tonnen) und die Ukraine (plus 1,4 Tonnen auf 30 Tonnen) haben Gold zugekauft. Das berichtet der Internationale Währungsfonds (IWF).

Die westlichen Zentralbanken kaufen zwar kein Gold – verkaufen aber auch nicht. Das ist relevant, weil der Anteil von Gold an den Währungsreserven im Westen ohnehin schon sehr hoch ist. So hält die Eurozone rund 10.000 Tonnen, die USA halten rund 8000. Österreich deckt mit 280 Tonnen knapp 60 Prozent seiner Reserven mit Gold ab.

China dagegen hält nur 1,8 Prozent seiner Reserven in Gold – zumindest offiziell. Mit seinen rund 1000 Tonnen Gold liegt China weltweit auf dem siebten Rang. Die chinesische Zentralbank hat zuletzt 2009 Goldzukäufe bestätigt. „Ohne Zweifel kaufen China und einige andere Länder Gold, ohne das zu melden“, sagte der New Yorker Goldanalyst Jeff Nichols dem Branchendienst „Mineweb“.

Türkei zahlt Öl mit Gold

Die Bedeutung von Gold als Reserve nimmt seit dem Ausbruch der Finanzkrise stetig zu. Die vom Westen angestrengte Isolation des Öllieferanten Iran tut ihr Übriges: So sind die Goldexporte aus der Türkei in den Iran im März um das 30-Fache gestiegen, weil die Türkei offenbar mit Gold für Öl bezahlt. Auch Indien (und wahrscheinlich sogar China) umgehen die Sanktionen gegen den Iran, idem sie für Öl mit Gold bezahlen. Vierzig Prozent der chinesischen Ölimporte kommen aus dem Iran.

Öl und Währungspolitik stehen in direktem Zusammenhang. Der Dollar wird als Weltreservewährung dadurch gestützt, dass man Dollars braucht, um Öl zu kaufen. Je schwächer die Verbindung zwischen Dollar und Öl ist, desto gefährlicher ist es für die US-Währung. Die Goldkäufe der Zentralbanken liegen auch in einem längerfristigen Trend. So haben sie 2011 weltweit so viel Gold gekauft wie seit 50 Jahren nicht mehr (456 Tonnen). Für heuer erwartet das World Gold Council eine Nachfrage nach insgesamt 400 Tonnen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.05.2012)

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