Milliardär Slim steigt bei Telekom Austria ein

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Bereits das Gerücht, der mexikanische Multimilliardär Carlos Slim würde Ronny Peciks 21-prozentiges Aktienpaket übernehmen, ließ den zuletzt stark gesunkenen Kurs der Telekom-Aktie rasant in die Höhe schnellen.

Wien/Eid. Dieser Onkel aus Amerika ist reich, sogar sehr reich – und er könnte der „weiße Ritter“ für die Telekom Austria (TA) werden: Der mexikanische Multimilliardär Carlos Slim will mit seinem Konzern America Movil groß bei der Telekom einsteigen und mit bis zu 25 Prozent zweitgrößter Aktionär nach der ÖIAG werden, die 28,4 Prozent hält. Slim soll einem Bericht von „News“ zufolge schon vier Prozent an der Telekom besitzen. In den gestrigen Abendstunden bestätigte dann ein hochrangiger Manager seines Mobilfunkkonzerns America Movil, dass das Unternehmen 4,1 Prozent an Telekom Austria erworben habe.

Codename Tonga

Im Visier hat der laut „Forbes“ reichste Mann der Welt aber das 21-prozentige Aktienpaket von Ronny Pecik und Naguib Sawiris, die mit ihrem Einstieg bei der TA für viel Wirbel sorgten.

Die Aktien möchte Slim in eine Beteiligungsgesellschaft namens Amov einbringen, in die auch Pecik sein Aktienpaket stecken soll. Slim biete ihm dafür 9,50 Euro je Anteilsschein – in Summe rund 885 Mio. Euro. So viel hat Pecik, wie er kürzlich bei der Telekom-Hauptversammlung sagte, auch für sein Paket auf den Tisch gelegt. 630 Mio. Euro davon sind kreditfinanziert. An der Gesellschaft, die knapp 25 Prozent der Telekom-Aktien hielte, würde Slim 80 Prozent und Pecik über seine Stiftung RPR 20 Prozent halten.

Der Plan, der unter dem Codenamen „Projekt Tonga“ läuft, soll mit der ÖIAG abgestimmt sein. Die Staatsholding wollte dazu jedoch nicht Stellung beziehen. „Marktgerüchte kommentieren wir nicht“, sagte ÖIAG-Sprecher Bernhard Nagiller zur „Presse“. Definitiv dementieren wollte er die Sache aber nicht. Pecik war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Telekom-Sprecher Alexander Kleedorfer verwies auf den Haupteigentümer ÖIAG und räumte ein, dass ein Aktionär erst einen Aktienbesitz ab fünf Prozent melden müsse.

Ganz auszuschließen war das Engagement von Slim nicht. Wie „Die Presse“ exklusiv berichtete (18. Februar 2012), soll ÖIAG-Chef Markus Beyrer schon im Winter Slim kontaktiert haben. Auch die Telekom-Spitze soll Kontakte zu Managern von America Movil gehabt haben.

Noch sei der Deal aber nicht durch, hieß es: Denn Sawiris soll den Verkauf des Aktienpakets – an Slim oder wen immer – nicht sehr goutieren. Offen ist, ob er die schon mehrfach genannte Telenor bevorzugt. Angesichts dieser Entwicklung erscheint das Nichterscheinen von Sawiris bei der Telekom-Hauptversammlung Ende Mai und seine Nichtwahl zum Aufsichtsrat in einem neuen Licht. Als „Die Presse“ damals von Unstimmigkeiten zwischen Pecik und Sawiris berichtete, dementierte Pecik.

Aktie legt Kursfeuerwerk hin

Jedenfalls dürfte Sawiris der deutliche Wertverlust der Telekom-Aktie seit dem Einstieg im Oktober des Vorjahres nicht gerade freuen. Zumal es durchaus üblich ist, dass Banken bei einer 80-prozentigen Fremdfinanzierung auf den Nachschuss von Kapital pochen, wenn die Aktie deutlich an Wert verliert. Das TA-Papier rutschte nach einem Höchststand von 9,3 Euro im Dezember zuletzt auf 7,11 ab.

Eines hat allein schon das gestrige Gerücht von Slims möglichem Einstieg bei der Telekom jedenfalls bewirkt: Der Kurs schnellte am Dienstag binnen Sekunden um bis zu zehn Prozent auf acht Euro nach oben. Dies war der größte Tagesgewinn seit den Kursturbulenzen nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers im Herbst 2008.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.06.2012)

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