Der Goldpreis legte nur eine Atempause ein

Gold bullion is displayed at Hatton Garden Metals precious metal dealers in London, Britain
Gold bullion is displayed at Hatton Garden Metals precious metal dealers in London, Britain(c) REUTERS (© Neil Hall / Reuters)
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Das anhaltende Nullzinsumfeld und die Bankenprobleme werden dem Edelmetall bald neue Impulse geben.

Seit Anfang Juli erleben die heuer doch ziemlich erfolgsverwöhnten Goldanleger eine kleine Durststrecke. Der Feinunzenpreis, der vorher dynamisch in Richtung 1400 Dollar unterwegs war, irrlichtert jetzt schon seit einigen Wochen zwischen 1320 und 1360 Dollar hin und her. Das macht einige Anleger schon nervös, zumal einzelne Analysten bereits die Meinung vertreten haben, der Aufschwung sei vorerst einmal gestoppt.

Derzeit sieht es freilich eher nach einer gesunden Atempause vor der nächsten Aufstiegsstrecke aus. Charttechnisch war der Zwischenhalt schon überfällig. Und einige Wirtschaftsdaten haben Goldanleger zusätzlich verunsichert. Zum Beispiel der überraschend gute US-Arbeitsmarktreport von Anfang August, der Spekulationen hat laut werden lassen, dass die US-Notenbank Fed ihre gestoppten Zinsanhebungsbemühungen wieder aktivieren und heuer doch noch einen Zinsschritt nach oben setzen könnte.
Das hat Goldanleger natürlich verunsichert, denn die zinsenlose Edelmetallanlage bezieht ihre Attraktivität derzeit unter anderem auch aus dem Faktum, dass man für riskantere Papieranlagen auch so gut wie keine Zinsen mehr bekommt.

Vom Markt für physisches Gold her kommt zurzeit eher Preisdruck nach oben als nach unten. Zuletzt war die Nachfrage nach Goldbarren und -münzen sogar höher als nach Ausbruch der Finanzkrise. Im ersten Halbjahr wurden nach Angaben des World Gold Council jedenfalls 1064 Tonnen Gold abgesetzt. Um 16 Prozent mehr als im Krisenfrühling des Jahres 2009, als die Welt am Rande des Zusammenbruchs des Finanzsystems dahinspazierte. Ein Zeichen dafür, dass die Anleger dem Frieden auf den Märkten nicht so recht trauen. Und wohl auch damit rechnen, dass der Preis weiter anziehen wird.

Interessant auch, das mehr als die Hälfte der physischen Käufe von Exchange Traded Funds getätigt wurden. Dass bei Anlegern diese Form von physisch unterlegtem „Papiergold“ so gefragt ist, weist darauf hin, dass die Mehrzahl der Käufer eher aus Renditegründen als der Vorsorge gegen Finanzzusammenbrüche wegen kauft. Denn physisch unterlegtes Papiergold verbrieft zwar vielfach die physische Auslieferung der Barren, wenn man das will. Ob man in einem wirklichen Krisenfall dann aber tatsächlich an seine Barren kommt, ist allerdings eine andere Frage. Wie auch immer: Zu Ende ist der Goldaufschwung noch lang nicht. ju

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.08.2016)

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