Wann platzt die Anleihenblase?

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Dass sich bei Staatsanleihen eine enorme Blase aufgebaut hat, ist seit Monaten klar. Die Frage ist nur, wann sie platzt. So wenig Zinsen und so hohes Risiko gab es bei Staatsanleihen noch nie.

Dass sich bei Staatsanleihen eine enorme Blase aufgebaut hat, ist seit Monaten klar. Die Frage ist nur, wann sie platzt – und damit Anleihenzeichnern auf dem Sekundärmarkt heftige Verluste beschert. Experten wollen sich auf keinen Zeitpunkt festlegen, aber langsam wird die Lage wirklich brenzlig.

Am Beispiel Deutschland: Der Kurs deutscher Staatspapiere ist – bevor er in den vergangenen Tagen leicht zu sinken begann – auf bis zu 134 gestiegen. Sehr vereinfacht heißt das, dass für einen 100-Euro-„Schuldschein“ der Bundesrepublik bis zu 134 Euro bezahlt werden. Da sind deftige Verluste vorprogrammiert.

Die Rendite deutscher Staatsanleihen ist dadurch auf rund 1,8 Prozent gedrückt worden. So wenig haben Staatspapiere seit dem Zweiten Weltkrieg noch nie gebracht. Bei der derzeitigen Inflationsrate ist das nach Steuern ein Verlustgeschäft.

Wer bei Staatspapieren solche Kursrisken und so wenig Ertrag akzeptiert, der rechnet in der Wirtschaft mit dem Schlimmsten. Das kann sich auf Dauer nur rechnen, wenn die Wirtschaft in eine neue Rezession schlittert und danach in einer längeren Phase der Deflation verharrt.

So dick scheint es, wie es derzeit aussieht, aber nicht zu kommen. Die Wirtschaft dürfte zwar langsam wachsen – aber doch wachsen. Tatsächlich haben die weniger schlecht als erwartet ausgefallenen Konjunkturdaten der vergangenen Woche schon zu einer Umschichtung von Anleihen in Aktien – und damit zu sinkenden Anleihekursen geführt. Diese Entwicklung dürfte sich in nächster Zeit verstärken, sodass Anleihen derzeit ein riskantes Instrument sind.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.09.2010)


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