Gold: Die eiserne Reserve

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eiserne Reserve Goldfans(c) REUTERS (AJAY VERMA)
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Man muss Gold und Silber nicht lieben, um die Metalle zu besitzen. Aber es wäre leichtsinnig, sie zu ignorieren.

Goldfans lieben diese Geschichte: Im alten Rom, erzählen sie, konnte man sich eine gute Tunika und Sandalen für eine Unze Gold kaufen. Heute bekäme man für dieselbe Menge einen guten Anzug und Lederschuhe. Gold kostet derzeit rund 1250 bis 1300 Euro die Unze – so weit stimmt die Rechnung. Die Erhaltung der Kaufkraft – vor allem in Zeiten übermäßiger Inflation: Darum geht es beim Gold. Und Silber? Das ist das Metall für Wagemutige.

Edelmetalle unterscheiden sich dramatisch von allen anderen Investments. Vor allem in ihrer einfachsten Form: Münzen und Barren. Freilich, man kann in Exchange Traded Funds (ETF) investieren, Zertifikate, Futures, Options und zig andere Formen von „Papiergold“ – aber mit diesen Vehikeln ist man bloß den Goldpreisbewegungen ausgesetzt. Sie eignen sich als Spekulationsobjekt, nicht aber als Investment. Aktien von Goldminen sind zwar eine Option, aber fast nur für Profis interessant. Dem gemeinen Sparer bleiben Münzen und Barren - und das ist gut so. Denn nur in physischer Form bringt ein Edelmetallinvestment all die Vorteile, die man sich davon verspricht: Inflationsschutz ohne Gegenparteirisiko - pures Eigentum eben.

Goldpreis. Viel zu viel Aufmerksamkeit der Medien und Anleger wird auf den Goldpreis verschwendet. Denn auch
wenn der mittlerweile elf Jahre anhaltende Bullenmarkt im Gold ein beeindruckendes Bild abwirft - wichtig ist höchstens der Trend, nicht der absolute Preis. Auch wenn manche das glauben: Gold und Silber sind keine Investments für Menschen, die schnell in Panik geraten.
Und auch, wenn die „Lehrmeinung" heute eine andere ist: Gold ist nicht hochspekulativ, sondern das konservativste
Investment überhaupt. Solange der Anleger es nicht übertreibt. Freilich sollte niemand sein ganzes Geld in Gold oder Silber halten – außer man geht von einem totalen Zusammenbruch des Währungssystems aus. Wer aber gar keine Edelmetalle in physischer Form hält, ist schlicht leichtsinnig.

Ja, Gold und Silber müssen gelagert werden: im Heimtresor, im Banksafe oder irgendwo vergraben. Aber wenn dieses Dilemma einmal gelöst ist, bieten die Edelmetalle ihrem Besitzer eine Versicherung gegen die Kapriolen der Märkte und Politiker. Sie bilden die eiserne Reserve. Gold als Sparvehikel zur langfristigen Erhaltung der Kaufkraft, Silber als Kleingeld und Chance auf Zugewinne.

Bei beiden Metallen darf man sich nicht fragen, wo der Preis steht. Man muss sich fragen: Wie viel Metall bekomme ich heute für mein Geld? Und wie viele „Waren“ bekomme ich für mein Gold? Ist es nicht interessant, dass der Ölpreis in Gold gemessen am Sinken ist? Das liegt an der von den Gelddruckprogrammen der Zentralbanken provozierten Inflation, die derzeit über den Globus schwappt. Wenn Bankberater oder Fernsehansager behaupten, Gold sei derzeit „sehr teuer“, darf man diese allgegenwärtige Inflation nicht vergessen. Gold ist quasi die Konstante in einem Meer an Papierwährungen, die derzeit von den zuständigen Zentralbanken „um die Wette“ gedruckt werden. Ziel dieses auch als „Währungskrieg“ bezeichneten Wettbewerbs ist die Abwertung der Schulden durch Inflaation. Aber auch zur Rettung von Banken oder ganzen Staaten wird derzeit viel frisches Geld gescha¦ en, das seinen Weg irgendwann in „echte Werte“ wie Gold oder andere Rohstoffe findet.

Blase? Von einer „Goldblase“, wie sie manche herbeizureden versuchen, sind wir jedenfalls noch weit entfernt. Dass Gold immer stärker in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerät – inzwischen gibt es sogar Goldautomaten –, ist aber ein Hinweis darauf, dass die Maniephase bald losgehen könnte. Faustregel: Wenn der Taxifahrer das „todsichere“ Goldinvestment empfiehlt, muss man sich Gedanken über einen Ausstieg machen – zumindest, wenn man aus seinem Goldinvestment in Euro oder Dollar nominierte Profite schlagen will. Wann der Höhepunkt der Preisbildung zu erwarten ist, weiß freilich niemand. Noch sind die Fundamentaldaten für einen weiteren Anstieg der Edelmetallpreise intakt.

Es hilft ein Blick in die Vergangenheit: Der letzte Goldhöchststand wurde 1980 mit 850 Dollar pro Unze erreicht. Wenn dieser bloß egalisiert werden sollte, müsste Gold inflationsbereinigt auf 2300 Dollar steigen. Verwendet man zur Inflationsberechnung jene ursprüngliche Methode, die in den USA in den 1990ern abgeschafft wurde, müsste Gold sogar in die Gegend von 8000 Dollar steigen. Manche Ökonomen stellen die von den Zentralbanken gehaltene Menge an Gold einfach der Papiergeldmenge gegenüber und kommen auf so astronomische Goldpreisprognosen wie ­­55.000 Euro pro Unze. In jedem Fall ist der aktuelle Bullenmarkt stärker und größer als jener der 1970er Jahre. Damals waren die Menschen in Russland und Asien vom Goldmarkt faktisch ausgeschlossen. Heute leben dort mehr als zwei Milliarden neue potenzielle Goldkäufer.

Risken. Wen jetzt die Gier packt, der sollte sich beruhigen. Natürlich gibt es Risken – vor allem für kurzfristig orientierte Anleger. Der Goldpreis ist heute nicht vom physischen Markt abhängig, er wird vielmehr von den „Papiergold“-Produkten gesteuert, die an den Rohsto¦ börsen gehandelt werden. Manche Experten gehen davon aus, dass die daran beteiligten Banken den Goldpreis fast beliebig festsetzen können. Andere weisen auf den großen physischen Bedarf hin, der steigt, sobald der Preis sinkt. Denn Gold ist keineswegs nur für Kleinanleger interessant. Die Zentralbanken (vor allem in Asien) kaufen, was sie bekommen können. Aber immer in überschaubaren Mengen, damit der kleine Goldmarkt nicht außer Kontrolle gerät. Das erklärt, warum der Preis langsam, aber stetig weitersteigt.

Keinesfalls sollten Anleger auf die „offiziellen“ Zahlen über das vorhandene Investmentgold hereinfallen. Die Geschichte, dass nur rund 160.000 Tonnen Gold weltweit existieren, wird zwar immer wieder wiederholt, ist aber schlicht und einfach unglaubwürdig. Gold wird von den Menschen seit Jahrtausenden als Geld verwendet. Es war die Grundlage für Reiche, die Jahrhunderte überdauerten, und Grund für unzählige Kriege und Intrigen. Niemand kann ernsthaft behaupten zu wissen, wie viel Gold es gibt.

Schätzungen gehen von 160.000 bis 2,5 Millionen Tonnen aus. Und auch wenn der zweite Wert allzu abenteuerlich anmutet: Es gibt eher mehr Gold auf der Welt als offiziell angenommen. Aber die Frage nach der tatsächlich vorhandenen Goldmenge ist letztlich sekundär, weil es unwahrscheinlich ist, dass der Goldmarkt plötzlich mit Metall gefluutet wird. Eher mit Fälschungen. Zuletzt sind Barren mit Wolframkern aufgetaucht. Aber Kleinanleger können sich davor schützen, indem sie kleine Münzen und Barren kaufen, die nur sehr selten gefälscht werden. Und dann ist da noch Silber.

Im Grunde gilt beim „kleinen Bruder“ des Goldes dieselbe Regel: Niemand weiß genau, wie viel Silber vorhanden ist. Silber wurde schon vor Gold „entmonetisiert“ – also von seiner Rolle als Geld offiziell entbunden. Auch wenn bis 1973 noch Schilling-Münzen aus Silber geprägt wurden. Was Silber heute spannend macht, ist die Nachfrage aus der Industrie.

Denn während die Anwendungen für Silber steigen (kaum ein Elektronikprodukt – vom Handy bis zur Solarzelle – kommt ohne Silber aus), fallen die Lagerbestände. Heißt: Seit dem Zweiten Weltkrieg wird jedes Jahr mehr Silber verbraucht als gefördert. Und weil es bisher so billig war, wird Silber auch kaum recycelt. Der Großteil des industriell verbrauchten Silbers verschwindet so nach und nach vom Markt. Manche Experten gehen sogar davon aus, dass es heute weniger Silber als Gold auf der Welt gibt. Stimmt das, müsste Silber langfristig sogar teurer als Gold werden.

Aber selbst wenn das nie passiert, hat Silber noch einiges an Aufholarbeit zu leisten. Anders als Gold hat Silber noch nicht einmal den Höchststand von 1980 (50 Dollar pro Unze) erreicht – und auch wenn der Silberkurs nach einer scharfen Korrektur vor rund einem halben Jahr derzeit nicht sehr attraktiv aussieht, bleiben die Fundamentaldaten überzeugend: Langfristig liegt die Gold-Silber- Ratio bei 1:15­. Man bekommt also 15­ Unzen Silber für eine Unze Gold. Aktuell liegt diese Ratio aber bei 1:55.

Die meisten Edelmetallexperten gehen davon aus, dass Silber in den kommenden Jahren schnellere Wertzuwächse sehen wird als Gold und sich die Ratio in Richtung des über die Jahrhunderte stabilen Mittelwerts bewegen wird.

Silbernachfrage. Positiv für Silber ist die Tatsache, dass Zentralbanken kein Silber besitzen und deswegen den Preis nicht beeinflussen können. Negativ ist die Möglichkeit eines Wirtschaftseinbruchs und ein damit einhergehender Rückgang bei der Silbernachfrage. Wie der Goldpreis ist auch der Silberpreis heute in erster Linie von „Papiersilber“-Produkten abhängig, die an den Börsen gehandelt werden. Deswegen gilt auch hier: Nur physisches Silber ist wahres Silber. Und auch beim Silber muss man das Lagerungsproblem lösen. Mehr noch als beim Gold, weil Silber eine geringere Wertdichte hat – der gleiche Eurobetrag in Silber also viel mehr Platz benötigt als in Gold.

Am Ende muss jeder Investor wissen: Es gab wohl seit Jahrzehnten kein besseres Umfeld für Edelmetalle. Die Wirtschaft taumelt, die Währungen werden in‹ ationiert und selbst die Wiedereinführung einer Art von Goldstandard im Währungssystem kann nicht ausgeschlossen werden. Aber Gold und Silber können immer nur Teil einer Strategie sein, egal, wovon man ausgeht. Sowohl Optimisten als auch Apokalyptiker sollten die Metalle ihrem Portfolio beimischen. Denn auch künftig werden die beiden Edelmetalle das sein, was sie schon immer waren – eine eiserne Reserve.

Gold hat als Element das Symbol „Au“. Das Metall wird von den Menschen seit Jahrtausenden als Geld eingesetzt und hat aufgrund seiner Eigenschaften die Krise bisher gut überstanden: Der Goldpreis steigt seit 2001 ohne große Unterbrechungen. Silber („Ar“) wird von manchen Experten in Zukunft noch größere Kursanstiege vorausgesagt.

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