Das Auto mit anderen teilen

Junge Frau im Auto
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Die Zahl privater Carsharing-Plattformen hat in Österreich zuletzt zugenommen. Die Newcomer machen kommerziellen Anbietern auch preislich Konkurrenz.

Wien. Autos sind nicht nur in ihrer Anschaffung teuer, sondern vor allem im Erhalt. Sein Fahrzeug mit anderen zu teilen, ist daher eine Idee, die zuletzt immer häufiger aufgegriffen wurde. Neben professionellen Firmen haben sich in jüngster Zeit auch zunehmend private Carsharing-Plattformen in Österreich etabliert.

Der Vorteil von Carsharing besteht darin, Kosten zu sparen bzw. diese zu teilen. Ganz allgemein kann man sagen, dass sich Carsharing dann auszahlt, wenn die Fahrleistung eines jeden Einzelnen unter 12.000 Kilometern pro Jahr liegt. Denn neben Treibstoffkosten, Wartung und Versicherung muss auch der Wertverlust eines Fahrzeugs miteinberechnet werden.

• Ein Beispiel: Die Firma Carsharing.at betreibt die Vermietung von Autos kommerziell. Interessierte können sich auf der Homepage des Unternehmens anmelden. Für das Gesamtjahr müssen Kunden einen Standardtarif von 60 Euro berappen. ÖAMTC-Kunden oder Inhaber einer Wiener-Linien-Jahreskarte zahlen beispielsweise eine geringere Gebühr. Damit ist es allerdings noch nicht getan. Hinzu kommen noch Kilometer-und Stundentarife, die je nach Automodell variieren. Wer sich dazu entschieden hat, einen Mitsubishi Colt für die Dauer von vier Stunden zu mieten, und dabei 80 Kilometer zurücklegt, zahlt rund 52 Euro. Wer Carsharing.at nutzt, muss nicht selbst hinter dem Steuer sitzen. Es reicht, wenn der registrierte Nutzer im selben Fahrzeug ist. Das allerdings ist Pflicht. Geschieht ein Unfall, liegt der Selbstbehalt bei bis zu 1000 Euro. Wer weniger zahlen will, dem wird eine Zusatzgebühr verrechnet.

• Seit einiger Zeit in der Bundeshauptstadt Wien vertreten ist die Firma car2go. Die Autos sind mehr oder weniger in der ganzen Stadt verteilt. Wer sich vorab registriert, erhält im Shop des Betreibers eine Karte, mit der sich die Autos aufsperren lassen. Bei der Registrierung fallen Gebühren von 9,90 Euro an. Wer sich mit dem Auto in Bewegung setzt, zahlt 0,29 Euro pro Minute. Eine halbe Stunde kostet 8,7 Euro. Wer eine ganze Stunde fährt, muss 12,90 Euro zahlen.

• Abseits der kommerziellen Anbieter sind in den vergangenen Monaten auch private Carsharing-Plattformen wie autoshare.at oder carsharing247.com gestartet.

Beiden gemeinsam ist, dass sich Private hier ein Auto miteinander teilen können. Bei Carsharing-24/7 funktioniert das etwa so: Jemand hat ein Auto, nutzt es aber meist nur an Wochenenden. Der Inhaber des Fahrzeugs registriert sich auf der Plattform, gibt dort Standort und Fahrzeugdaten an. Vorher sollte sich der Inhaber ausrechnen, wie teuer ihn sein Auto zu stehen kommt. Robert Reithofer von Carsharing-24/7 sagt, dass den Kunden empfohlen wird, zwei Prozent der Jahresfixkosten als Tagesmiete zu verlangen. Im Schnitt komme man dann auf rund 30 Euro pro Tag.

Haben sich Vermieter und Mieter gefunden, wird der Schlüssel übergeben. Auch ist es möglich, ein Fahrzeug in einem Team, also zu dritt oder zu viert zu nutzen. Die Kosten werden dann auf alle Beteiligten aufgeteilt – und sind noch einmal geringer. Wer sein Fahrzeug im Team teilt, wird von der Plattform mit einem Online-Fahrtenbuch und einem Abrechnungssystem unterstützt.

Grundsätzlich sollten die Autos im vollgetankten Zustand zurückgegeben und sauber hinterlassen werden, sagt Reithofer. Wer Angst habe, dass Letzteres nicht geschieht, könne eine Kaution vereinbaren. Zudem gebe es auf der Plattform die Möglichkeit, andere zu bewerten. Wer schlecht wegkommt, könnte später Schwierigkeiten haben, neuerlich auf ein Fahrzeug zurückzugreifen.

Was auf jeden Fall vorab geklärt werden sollte, ist, wer welchen Versicherungsschutz im Schadenfall hat. Bei autoshare.at können Mieter gegen eine Gebühr von 9,50 Euro einen Vollkaskoschutz für einen Miettag abschließen. Für den Fall einer Rückstufung kommt ein zusätzlicher Haftpflichtschutz zur Wirkung, wie es heißt. So würden keine Mehrkosten entstehen.

Voraussetzung für einen gültigen Versicherungsschutz ist etwa, dass Fahrer das 25. Lebensjahr vollendet haben und seit mindestens zwei Jahren im Besitz eines Führerscheins sind. Einem Dritten ist es nicht gestattet, das Fahrzeug zu lenken, auch darf ein Limit von 500 Kilometern nicht überschritten werden. Fahrten ins Ausland müssen angemeldet werden.

Abgesehen davon gibt es beim privaten Carsharing eine steuerliche Grauzone: Denn grundsätzlich dürfen Fahrzeuginhaber mit der Vermietung ihres Autos keinen Gewinn erzielen. Der ÖAMTC empfiehlt, sich mit einem Steuerexperten zusammenzusetzen, damit am Ende keine steuerlichen Nachzahlungen anfallen.

Was Sie beachten sollten bei... Carsharing

Tipp 1

Beschränkungen. Nicht jeder kann kommerzielles Carsharing in Anspruch nehmen. Häufig gelten Altersbeschränkungen, auch die Dauer des Führerscheinbesitzes kann ausschlaggebend sein. Zudem müssen Autos zu angegebenen Zeiten zurückgebracht werden. Eine verspätete Rückgabe kann Geld kosten. Auch können bei der Registrierung Gebühren anfallen.

Tipp 2

Versicherung. Viele Fragen sollten bereits im Vorfeld geklärt werden: Wofür ist der Vermieter, wofür der Mieter eines Autos haftbar? Welche Schäden werden durch die Versicherung gedeckt? Eine wesentliche Komponente ist der Selbstbehalt, der im Falle eines Unfalls zu zahlen ist. Manchmal kann der Selbstbehalt durch einen Aufpreis reduziert werden.

Tipp 3

Private Anbieter. Wer auf privates Carsharing zurückgreifen will, sollte sich ebenso erkundigen, wie es in Sachen Versicherung aussieht. Zu klären ist auch, ob Reparaturen am Auto durch den Mieter zu begleichen sind. Muss das Fahrzeug aufgetankt zurückgegeben werden? Am besten ist es, einen Mitbenutzungsvertrag zwischen Eigentümer und Mieter abzuschließen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.08.2012)

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