Gebrauchtwagen: Beim Händler oder privat?

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Wer sich ein Auto mit Vorgeschichte anschaffen will, kann beim Händler auf die Gewährleistung zurückgreifen. Dafür macht der Private mitunter den besseren Preis.

Wien. Rund 500.000 Gebrauchtwagen haben heuer bereits den Besitzer gewechselt. Doch nicht immer geht der Kauf eines älteren Wagens friktionsfrei über die Bühne. Wer sich ein Auto mit Vergangenheit anschaffen will, hat die Möglichkeit, zwischen professionellen Händlern und einem privatem Anbieter zu wählen.

Beides hat seine Vor-und Nachteile. Ein Fahrzeug bei einem Gebrauchtwagenhändler zu kaufen bedeutet für den Käufer, die gesetzlich vorgesehene Gewährleistung in Anspruch nehmen zu können. Grundsätzlich gilt diese für die Dauer von zwei Jahren, der Händler kann sie aber auf ein Jahr verkürzen, sagt Erich Groiss vom Autofahrerklub Arbö. Allerdings, schränkt Groiss ein, gilt nach einem halben Jahr die sogenannte Beweislastumkehr. Das bedeutet: Ist die Frist vorüber, muss der Käufer nachweisen, dass der Mangel schon bei der Übergabe des Fahrzeugs bestanden hat.

Wer sein Fahrzeug hingegen von einem privaten Anbieter kauft und nach wenigen Tagen Mängel bemerkt, hat mehr oder weniger Pech gehabt. „Der Gesetzgeber sagt, dass der Eigentümer den Schaden an einer Sache tragen muss“, sagt Arbö-Rechtsexpertin Christine Krandl.

Grundsätzlich gilt: Ein Privater muss die Gewährleistung explizit ausschließen, sonst kommt sie zum Tragen. Allerdings kann ein Käufer auch arglistig getäuscht werden. Das ist etwa dann der Fall, wenn einem Verkäufer Mängel durchaus bekannt waren, sie dem Käufer aber nicht mitgeteilt wurden. Bemerkt der Käufer die Probleme nach kurzer Zeit, zieht er meist den Kürzeren, weil ihm die Beweispflicht obliegt. Zwar kann man den Vertrag anfechten, „aber solche Sachverhalte sind so gut wie nicht nachweisbar“, sagt Krandl weiter.

Ankaufstest machen

Egal, ob nun privat oder beim Händler gekauft wird: Im Vorfeld empfehlen die Experten, unterschiedliche Gebrauchtwagenportale zu durchleuchten, um ein Gefühl für den Preis zu entwickeln. Bei dieser Einschätzung kann die Eurotax-Liste hilfreich sein. Diese gibt Aufschluss darüber, was ein Händler für ein Fahrzeug bezahlen und um welchen Preis er es verkaufen würde. Eine Eurotax-Abfrage kostet sieben Euro. Als ÖAMTC-Mitglied kann man gratis drei Abfragen pro Jahr stellen, beim Arbö ist die Anfrage kostenpflichtig. Wer von einem privaten Anbieter kauft, kann für das Auto seiner Wahl mitunter einen besseren Preis herausschlagen. Zwangsläufig ist das allerdings nicht so.

Thomas Stix vom Autofahrerklub ÖAMTC rät Autokäufern weiters dazu, einen Ankaufstest zu machen. Auf diese Weise lassen sich Mängel entdecken, die auf den ersten Blick nicht erkennbar sind. Beim ÖAMTC kostet ein Ankaufstest je nach Bundesland zwischen 59 und 63 Euro, beim Arbö fallen rund 68 Euro an. Allerdings steht dieses Service nur den Mitgliedern der Autoklubs zur Verfügung.

Laut Experten unerlässlich ist auch ein Blick in das Servicebuch. „Wurde regelmäßig ein Service gemacht, kann man eher ausschließen, dass etwa der Kilometerstand manipuliert wurde“, sagt Groiss. Im Schnitt kann man davon ausgehen, dass ein Privater rund 15.000 Kilometer pro Jahr fährt – freilich kann auch diese Zahl variieren.

Grundsätzlich sollte man darauf achten, ob ein Auto gepflegt aussieht, wie es um die Profiltiefe der Reifen oder um den Motorölstand bestellt ist. Auch lohnt ein Blick hinter die Felgen.

Eine Probefahrt sollten Käufer in jedem Fall machen. Sind Geräusche zu hören, oder zieht das Fahrzeug in eine Richtung? „Auch wenn es optisch nur kleine Mängel gibt, kann es am Ende teuer werden“, sagt Stix.

Was Sie beachten sollten beim... Kauf eines Gebrauchtwagens

Tipp 1

Test. Die Autofahrerklubs raten vor dem Kauf eines Gebrauchtwagens zu einem Ankaufstest. Beim ÖAMTC kostet dieser zwischen 59 und 63 Euro, beim Arbö sind es rund 68 Euro. Das Service steht nur Mitgliedern zur Verfügung. Das Auto wird nicht nur auf seine „Betriebs- und Verkehrssicherheit“ getestet, sondern auch auf Vorschäden untersucht.

Tipp 2

Angemessen. Welcher Preis ist für ein Fahrzeug angemessen, und wann wird versucht, ein Auto überteuert zu verkaufen? Um diese Frage zu beantworten hilft ein Blick auf die sogenannte Eurotax-Liste. Eine entsprechende Anfrage kostet dort sieben Euro. Die Liste gibt Aufschluss über den marktüblichen Preis eines Fahrzeuges.

Tipp 3

Vertrag. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann den Verkäufer eines Fahrzeuges dazu überreden, einen standardisierten Vertrag für Gebrauchtwagenkäufe (bei den Autofahrerklubs erhältlich) zu verwenden. Damit ist man auch als Käufer abgesichert. Mündliche Absprachen sind zwar auch gültig, im Zweifelsfall aber schwer nachweisbar.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.09.2012)

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