Kredite: Geprügelter Yen freut Kreditnehmer

Gepruegelter freut Kreditnehmer
Gepruegelter freut Kreditnehmer(c) Reuters (Kim Kyung-Hoon)
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Der japanische Yen ist zuletzt fulminant abgestürzt. Für die heimischen Yen-Schuldner ist das ein Glücksfall. Droht nun eine Trendwende?

Wien/Ker. Die japanische Notenbank prügelt seit Wochen auf den Yen ein. Mit großer Wirkung, seit Juni ist der Wert der japanischen Währung zum Euro um satte 30 Prozent eingebrochen. Genau das wollten die Notenbanker erreichen, um Japans Exportwirtschaft anzukurbeln. Und genau das gefällt den heimischen Yen-Kreditnehmern. Denn verliert der Yen zum Euro, verkleinert sich deren Kreditschuld. Somit sind sie die erfolgreicheren Währungsspekulanten als die zahlreichen Franken-Schuldner.

Warum? Wer Anfang 2000 einen Kredit in Schweizer Franken zum Gegenwert von 100.000 Euro aufnahm, steht heute mit einer Kreditschuld von 130.000 Euro da. Das macht einen Währungsverlust von 30.000 Euro. Die Yen-Kreditnehmer von damals sind mit nur mehr 88.000 Euro verschuldet. Das ist ein Währungsgewinn von 12.000 Euro. Und: Die Yen-Schuldner ersparten sich in der Zwischenzeit 34.000 Euro an Zinsen im Vergleich zu einer Euro-Finanzierung. In Summe steht ein Plus von 46.000 Euro.

Einzig jene, die sich 2006 zum ungünstigen Kurs von 155 Yen verschuldet haben, stehen unter Wasser. Deren Finanzberater hatten damals– so deutlich muss man das auch im Nachhinein formulieren – wohl kaum eine Ahnung von Fremdwährungskrediten. Oder sie waren nur auf die Provision erpicht. Die Schuldner stehen aktuell mit einem Währungsverlust von 26.000 Euro da. Die Zinsersparnis kann diesen Verlust hier deutlich verringern, aber nicht ausgleichen.

Die gute Nachricht: Für die Yen-Kreditnehmer könnte es noch besser kommen. Die G20-Staaten haben den Yen kürzlich quasi zum Abschuss freigegeben. Japans Notenbanker werden noch intensiver versuchen, die eigene Währung im Wert zu drücken. Daher sagen Experten, dass der Euro zum Yen nach einer Verschnaufpause weiter ansteigen wird. Von 15 Prozent ist da die Rede.

Robert Schittler, technischer Analyst der Raiffeisenbank International, ist skeptischer. Wenn der Euro die Marke von 130 Yen durchbrechen sollte, dann könnte es weiter nach oben gehen – bis auf 138 Yen, sagt er. Aber: Zuletzt hat der Euro-Yen-Kurs nach dem heftigen Anstieg eine Pause eingelegt. Schittler schließt nicht aus, dass es zu einer Trendwende kommen könnte. Diese Wende werde dann wahrscheinlich, wenn der Euro auf unter 122 Yen abfällt.

Reine Kursspekulation

Was bedeutet das für die Yen-Kreditnehmer?
•Ein Kursanstieg auf 138 Yen wäre ein absoluter Glücksfall. Da wären sogar jene, die sich zu einem Kurs von 155 Yen verschuldet haben, fast aus dem Schneider (inklusive Zinsersparnis im Yen natürlich). Wer Anfang 2000 – einem der Boomjahre – den Yen-Kredit aufnahm, hat richtig spekuliert. Ein Kurs von 138 Yen würde bedeuten, dass die Kreditschuld nicht mehr bei 100.000 Euro liegt, sondern bei rund 78.000 Euro. Der günstige Kursverlauf hat mehr als ein Fünftel der Kreditschuld wegradiert. Wenn man die Zinsersparnis im Yen hinzurechnet, ergibt sich ein „Gewinn“ von 56.000 Euro. •Aber was tun, wenn der Euro wieder an Wert verliert? Jene, die auf einen steigenden Euro hoffen, aber keine Rückschläge mehr einstecken wollen, können sich absichern. Etwa mit einem Stop-Loss bei einem Kurs von knapp 122 Yen. Sollte der Kurs runtergehen und die Limitorder schlagend werden, steigen die „lang eingesessenen“ Kreditnehmer noch immer prächtig aus. Der Währungsgewinn macht dann knapp 11.000 Euro aus. Inklusive Zinsersparnis macht das ein „Plus“ von 45.000 Euro. Auch das kann sich sehen lassen.

Beim Yen-Kredit geht es nur mehr um die Kursspekulation. Denn zwischen Euro- und Yen-Zinsen gibt es infolge der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank kaum mehr Unterschiede. Derzeit erspart man sich im Yen läppische 0,05 Prozent an Zinsen. Bei einem endfälligen 100.000-Euro-Kredit mit 1,5-prozentiger Marge sind das fünf Euro im Monat. Da bleibt den Yen-Kreditnehmern zu hoffen, dass Japans Notenbank weiter den Yen drückt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.02.2013)

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