Musikverein: Jubel für Franz Welser-Möst

PK WIENER PHILHARMONIKER ´NEUJAHRSKONZERT 2013´: WELSER-M�ST
PK WIENER PHILHARMONIKER ´NEUJAHRSKONZERT 2013´: WELSER-M�ST(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Das Cleveland Orchestra begann sein dreitägiges Wien-Gastspiel, das heute Abend im Wiener Konzerthaus endet.

Erst vor wenigen Tagen ist Franz Welser-Möst als Generalmusikdirektor der Wiener Staatsoper zurückgetreten. Entsprechend neugierig war man auf sein erstes Auftreten nach dieser Entscheidung. Letztlich war es wie gewohnt: Dirigent und Orchester wurden freundlich begrüßt, schließlich steigerte sich der Beifall zu lautem Jubel. Programmidee (die Symphonien von Brahms und Werke von Jörg Widmann) und Ausführung hatten offensichtlich eingeschlagen.

Widmann, einer der weltbesten Klarinettenvirtuosen, hatte von 2009 bis 2011 als Composer in Residence Gelegenheit, das Cleveland Orchestra bis ins Detail kennenzulernen. Darunter auch außergewöhnliche Solisten wie den Flötisten Joshua Smith. Er inspirierte Widmann zu einem der Idee der barocken Suite nachempfundenen, bewusst auch Bach pointiert zitierenden, achtteiligen Stück für Flöte und Orchestergruppen.

Wiegen im Gondellied

„Flûte en suite“ ist ein gleichermaßen durch subtil schillernde Farben wie durch den unterschiedlichen Einsatz einzelner Orchestergruppen sich zu dramatischen Episoden aufschwingendes Opus, dessen jeweilige Akzente stets vom dominierenden Solisten kommen. Er darf sich in einem venezianischen Gondellied wiegen, in einer weiträumigen Kadenz alle seine Virtuosität wirkungsvoll zur Schau stellen und sorgt zudem für eine finale Überraschung, wenn er im Schlussstück, Badinerie, an das Vorbild in Bachs h-Moll-Suite erinnert.

Eröffnet wurde dieser Abend durch die ebenfalls mit zahlreichen Zitaten gespickte Akademische Festouvertüre, die sich damit als idealer Einstieg auf den folgenden Widmann erwies. Schon hier warteten die Musiker aus Cleveland mit außergewöhnlicher Brillanz, Homogenität und Präzision auf, ohne den musikalischen Anspruch auch nur ansatzweise zu vernachlässigen. Klar strukturiert und mit zügigen Tempi schließlich auch Welser-Mösts souverän die jeweiligen Kulminationspunkte ansteuernde Interpretation der Ersten Symphonie von Brahms, die neuerlich die ideale Übereinstimmung zwischen ihm und seinem exzellenten Klangkörper zeigte. Einzig im Andante sostenuto hätte man sich mehr Innigkeit und Kantabilität gewünscht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.09.2014)

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