Bernhard Barta: „Ich wär selbst gern Erzherzog“

Bernhard Barta
Bernhard Barta (C) Haymnon Verlag
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Bernhard Barta schreibt Krimis über das Salzkammergut. Ähnlichkeiten mit lebenden Ischlern und Gmundnern sind dabei keineswegs zufällig.

Es ist eine eigene Welt: Da die Gmundner, mit ihrem See und ihrer Keramik, dort Bad Ischl mit seiner imperialen Geschichte, die heute noch vom Kaiserapotheker bis zum Kaiserhutmacher als geschäftsförderndes Attribut dient. Da wie dort wohnen unverkennbare Figuren, und Inspektor Gustl Brandner, in Gmunden geboren, für Ischl zuständig, kennt sie alle.

Bernhard Barta kennt sie auch alle: Denn so ziemlich jeder Figur in seinem neu erschienenen zweiten Salzkammergut-Krimi liegen (mit Erlaubnis) echte „Salzkammergütler“ zugrunde. Vom „Ischler Bürgermeister, der mit flächendeckendem Tempo 30 das Gemeindebudget saniert“, bis zum Hotelier, dem sein Wiener Akzent das Leben schwermacht. Als Kurator für die oberösterreichische Landesausstellung 2008 hatte Kunsthistoriker Bernhard Barta einen nach dem anderen kennengelernt. „Und mir jedes Mal wieder gedacht: Das ist eine Figur für meinen Krimi.“

Das Material dazu wuchs über die Jahre. Im vorigen Sommer erschien dann Gustl Brandners erster Fall, „Sissis Tod“, in dem ein Hollywood-Tross in ein „kleinkariertes Dorf mit visionärem Bürgermeister“ (Bad Ischl) platzt. In „Sissis Gold“ verarbeitet er nun Gerüchte um den wahren Verbleib des „Schatzes im Toplitzsee“.

Es sind Gerüchte, Skandälchen und Geschichten, von denen Barta bei den Recherchegesprächen für seine Sachbücher hört, vor allem aber am Stammtisch. Beim Spies in Gmunden oder beim Zauner, der Konditorei mit der riesigen Mehlspeisauswahl in Ischl. Dort verkehrt er seit Jahren und kriegt offenbar auch als Zuagrasta einiges mit. Zumal man dem Linzer seine Liebe zur Region abzunehmen scheint.

„Weil's so schön ist“

Von Kindheit an hat er die Sommer am Traun- oder Attersee verbracht, recherchierte schon in der Schule für ein Klimt-Referat in Seewalchen. „Im Herzen“, sagt Barta, sei er „hundertprozentig aus dem Salzkammergut. Ich werd dort einmal sterben, hoffe ich.“ Warum? „Weil's so schön ist.“ Weil es außer Südfrankreich kaum eine Kulturlandschaft gebe, „die so viele Künstler und Geistesgrößen angezogen hat“. Und weil er die Leute mag. „Weil sie grade Michl sind und dir nicht das Hackl ins Kreuz hauen, wie in der Stadt“, sagt Barta, der (auch) in Wien lebt. Auch zu schreiben und zu zeichnen (die Krimis sind illustriert) hat er schon als Schüler begonnen. Im Café – auf 380 Fehlstunden kam er in der 7. Klasse. Seinen Berufsweg begann er, nach Kunstgeschichte- und Pädagogikstudium, als als Zeichenlehrer. Später arbeitete er im Kunst Haus Wien, dem Hundertwassermuseum, und als Marketingleiter des Linzer Lentos. Bis er kündigte, weil er „nur noch schreiben wollte“. Entstanden sind Bücher wie „Künstler und Kaiser im Salzkammergut“ oder „Anekdotisches zur Sommerfrische“.

In seinen Krimis versucht Barta nun auch, Charaktere und Sprache einzufangen. Bartas persische Lebensgefährtin liest die Bücher folglich gar nicht („Ich versteh's nicht“), für sein deutsches Publikum hat er ein Glossar angeführt, wo man lernt, was der Ischler meint, wenn er „gschma“ sagt. Tatsächlich kann man sich die Dialoge verfilmt vorstellen, den Lesefluss indes machen die vielen wechselnden Szenen schwer. Dennoch: Nach drei Wochen und 5000 Exemplaren ging „Sissis Gold“ in die 2. Auflage. Aktuell beschäftigt sich Barta mit der Kaiserin auch wieder biografisch: mit einer Art Reiseführer auf ihren Spuren. „Über Sissi kann man immer noch was schreiben“, ist er sicher. Nicht umsonst bezeichnet er sich selbst als „verkappten Monarchisten“: „Ich glaub, ich wär selbst gern so ein Erzherzog.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.09.2014)

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