Hahnenkamm: Kitzbühel-Jubiläum ohne Heimsieg

ALPINE SKIING - FIS WC Kitzbuehel
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Der Schwede Mattias Hargin feierte im Ganslern-Slalom seine Siegpremiere. Marcel Hirscher wurde Zweiter. Am Dienstag wartet Schladming.

Kitzbühel. Vor dem Abschluss der Jubiläumsrennen der Hahnenkamm-Rennen war vom Duell Österreich gegen Deutschland die Rede. Das war es auch. Aber der Slalom wurde letztlich zum ganz großen Duell zwischen Österreich und Schweden. Ein spektakuläres Rennen, das die Stangenartisten da zwischen den dicken Flocken auf dem klassischen Ganslernhang lieferten, das grenzte an Dramatik pur. Marcel Hirscher, der Weltmeister, hatte sich nach dem ersten Lauf in Führung gesetzt. Diesmal aber hat der 25-jährige Salzburger seinen Meister gefunden.

Im Jahr 2013 hatte er in Kitzbühel für einen Heimtriumph gesorgt, zwei Jahre später hat es nicht ganz gereicht.
Marcel Hirscher hatte vor dem zweiten Durchgang oben am Start noch Autogramme geschrieben, dann die Fahrten seiner unmittelbaren Konkurrenten verfolgt. Und er hatte gerade noch mitbekommen, dass dem Schweden Mattias Hargin ein Traumlauf gelungen war. An diese Bestzeit gab es kein herankommen mehr, Hirscher musste sich mit dem zweiten Platz zufrieden geben. „Ich habe offenbar im Mittelteil zu viel zeit verloren“, analysierte der Slalom-Champion. „Aber am Kitzbühel-Wochenende 180 Punkte zu machen, das ist auch nicht so schlecht. Alles im Plan.“ Der 25-Jährige musste zugeben, diesmal am Start etwas von Nervosität gepackt worden zu sein. „Kitzbühel – das lässt auch mich nicht kalt.“

Marcel Hirscher verneigte sich vor der Leistung von Mattias Hargin. Ebenso Felix Neureuther, der Dritter wurde und damit seine Führung im Slalom-Weltcup verteidigte. „Es war sehr schwer zu fahren, mit diesem dritten Platz bin ich total happy.“ Eine Aufholjagd wie in Wengen, als er von Rang fünf zum Sieg kurvte, war am Ganslern nicht möglich. „Ein Wahnsinn, wie gnadenlos der Hargin attackiert hat. Ich gönn ihm den Sieg total.“

Der Schwede Mattias Hargin gilt als einer der besten Slalomfahrer im Weltcup. Und das seit vielen Jahren. Nur mit einem Sieg wollte es bisher nicht klappen. Bis gestern. Bis Kitzbühel. Als er im Ziel abschwang, da warf er vor lauter Freude einen Stecken durch die Luft – und stieß einen lauten Schrei aus. Ein Schrei der Erleichterung. Denn schon so oft war er an seinen eigenen Nerven gescheitert. Zwei Läufe auf Top-Niveau waren ihm in der Vergangenheit erst selten gelungen. Er musste 29 Jahre alt werden, um seinen ersten Weltcupsieg zu erringen.

Der Knopf und der Glaube

„Es ist unglaublich“, sagte der Schwede. „Das ist einfach super. Ich bin total glücklich. Endlich habe ich es geschafft. Noch dazu in Kitzbühel. Etwas Schöneres gibt es doch gar nicht.“ Hargin, in Stockholm geboren, hofft freilich, dass ihm jetzt der Knopf aufgegangen ist. „Es gibt eben Skifahrer, die brauchen ein bisschen länger, um ganz oben zu stehen. Aber es war auch wirklich schwer – ich muss ja immer gegen einen Felix Neureuther und einen Marcel Hirscher antreten. Und die muss man erst einmal schlagen.“ Jetzt glaubt der 29-Jährige daran.

Schon am Dienstag wartet das nächste Highlight auf die Stangenartisten. Die Planai hat sich wieder einmal für das Nightrace herausgeputzt, beim heurigen Nachtslalom werden wieder rund 40.000 Zuschauer erwartet. Für Österreichs Slalom-Team geht es um mehr als nur um Ruhm, Ehre, Preisgeld und Pokale. Schladming ist das letzte alpine Rennen vor der Weltmeisterschaft in Vail/Beaver Creek, erst danach wird offiziell die Mannschaft für die Titelkämpfe bekannt gegeben. Entscheidend wird auch diesmal die Quote zwischen Damen und Herren sein.
Im WM-Slalom der Herren darf Rot-weiß-rot fünf Läufer an den Start schicken, Marcel Hirscher ist Titelverteidiger.

Mario Matt, der unverwüstliche Routinier, ist zweimaliger Champion und Olympiasieger, Benjamin Raich jenes Urgestein, das man alleine schon aus nostalgischen Gründen nicht daheim lässt. Auch ein Reinfried Herbst dürfte mit von der Partie sein. In Schladming hat nun das Jung-Trio Michael Matt (21), Marco Schwarz (19, in Kitzbühel 35.) und Christian Hirschbühl (gestern ausgeschieden) die Chance, sich für Vail zu empfehlen. Wobei der jüngere Bruder von Mario Matt in Wengen bereits gezeigt hat, dass er im Weltcup durchaus bestehen kann. Am Ganslern jedoch scheiterte er als 46.
Was die Abfahrt betrifft, so wird es in Beaver Creek eine ÖSV-interne Qualifikation geben. Hannes Reichelt und Matthias Mayer wird das kein Kopfzerbrechen bereiten. Offen ist, ob um einen oder um zwei freie Plätze gerittert wird. Im Super G, so will es Herren-Cheftrainer Andreas Puelacher, sieht die Situation anders aus. Hier denkt man eher an einen Trainerentscheid.

Kitzbühel Slalom
Ergebnisse: 1. Mattias Hargin (SWE) 1:43,10 Min. 52,80 50,30 2. Marcel Hirscher (AUT) +0,49 52,38 51,21 3. Felix Neureuther (GER) +0,63 52,89 50,84 4. Giuliano Razzoli (ITA) +0,77 53,36 50,51 5. Fritz Dopfer (GER) +0,82 52,88 51,04 6. Alexander Choroschilow (RUS) +1,04 52,57 51,57 7. Henrik Kristoffersen (NOR) +1,13 53,93 50,30 8. Stefano Gross +1,32 53,17 51,25 9. Alexis Pinturault (FRA) +1,44 10. Markus Larsson (SWE) +1,49 11. Julien Lizeroux (FRA) +1,59 12. Mario Matt (AUT) +1,66 19. Benjamin Raich (AUT) +2,32 27. Reinfried Herbst (AUT) +2,91.

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