Kabarett: Stinkreicher Binkel mit Stinktier

(c) Georg Fuderer
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Votava präsentiert eine kurzweilige Mischung aus Musik und Schauspiel.

Der Entertainer Gerald Votava bringt in seinem ersten großen Kabarettsolo „narzissmus und tiere“ die Geschichte eines Mannes auf die Bühne, der viele Gemeinsamkeiten mit ihm selbst hat. Sie haben die gleichen Initialen: Der Protagonist Gustav Victor wird „G.V.“ (auf Französisch „sche weh“) genannt. Dieser hat ebenso wie der reale Votava in fünf Monaten 30 Kilogramm abgenommen – Votava wenigstens nicht, wie Gustav im Kabarett, durch eine Kokaindiät. Und beide besitzen einen Husky.

Die Astrologin Gerda Rogers, deren Sendung Votava auf Ö3 über Jahre moderierte, hatte auch Einfluss auf das Leben des Gustav Victor. Weiters trifft G.V. im Laufe des skurrilen Stücks auf Wesen, die so heißen wie Votavas langjährige Projekt-X-Kollegen Knötzl und Haipl. Auch die angenehme Art zu sprechen ist beim echten Gerald und dem Bühnen-Gustav gleich. Aber sonst hat der stinkreiche Binkel auf der Bühne wenig mit dem bodenständigen Votava gemein, der seit 20 Jahren auf Ö3, FM4, im ORF-Fernsehen, im Rabenhof-Theater und als Musiker sein Publikum charmant unterhält.

Unterhaltsam ist der reiche junge Mann auf der Bühne freilich auch. Er erzählt von seinem Leben als Sohn einer Schauspielerin und eines Bankers, der nie Liebe erfuhr, doch dann – in der Mitte des Stücks – während des Liebesakts stirbt. Traurig ist das Kabarett, das am Freitag im Wiener Stadtsaal Premiere hatte, aber an keiner Stelle, Zitat: „Wir lassen uns vom Sterben den Spaß nicht verderben.“ Denn G.V. wird auferstehen von den Halbtoten und in der zweiten Hälfte als medizinisches Wunder gefeiert, weil er mit einem Schweineherz weiterlebt.

Tiere und Ohrwürmer

Ab diesem Zeitpunkt treten – passend zum Titel – immer mehr von Votava verkörperte Tiere auf. Sein stimmwandlerisches Können zeigt Votava auch in vielen Figuren, die für ihn die Geschichte weitererzählen. Einige davon begleiten Votava schon lange, wie etwa Frau Sokol, die er in der Neuaufnahme von „Die liebe Familie“ 2007 spielte. Im aktuellen Stück tritt die herzliche Bedienerin als Kindermädchen des Millionärssohns auf.

Nur eine Rolle stellt Votava nicht selbst dar: Der Klavierspieler (Gerald Tschubm Schubert) tritt gleich zu Beginn in einem Zebrakostüm auf, das hier ein Stinktier darstellen soll. Mit seiner Begleitung singt Votava eine Reihe bekannter Hits – von Peter Alexander bis zu den Rolling Stones. Fast die Hälfte des Stücks besteht aus solchen mit Herzblut dargebotenen Covernummern, die jeweils ins Geschehen eingeflochten sind. Durch diese Ablenkung bleibt an dem Abend leider kaum Zeit, die Geschichte mit Tiefgang zu versehen. Dafür sorgt es für Kurzweil. Der spaßige Abend verfliegt flott und hinterlässt Eindruck und Ohrwürmer.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.01.2015)

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