Wie eine Frau die Privatklinik auf den Kopf stellt

Porträt. Christina Schwarz ist neue kaufmännische Geschäftsführerin des ehrwürdigen Rudolfinerhauses. Dort wird sich demnächst einiges tun.

Sie kann ganz schön auszucken. Als sie einmal Beschwerde einreichte, weil Kolleginnen belästigt worden waren, wurde sie gefragt, ob die Damen kurze Röcke getragen hatten. „Was hat denn das damit zu tun?“, schnaubt Christina Schwarz noch heute, „darf das starke Geschlecht denn durchknallen, wenn Frauen kurze Röcke tragen?“

Dabei könne sie mit allen Menschen, relativiert die 44-Jährige sofort. Sie habe Menschen gern, behandle alle mit dem gleichen Respekt. Nur unbegründet eitel sollen sie nicht sein. Oder ihre Position ausnützen. Aber sonst?

Seit einem Monat führt die Handelswissenschaftlerin die Döblinger Privatklinik Rudolfinerhaus. Sucht man ein Rollenmodell für eine Frau, die Kind, Karriere und Berufswechsel schupft, Christina Schwarz ist es. Im Interview bezeichnet sie sich als zielstrebig und schnell – und zieht das Gespräch tatsächlich in der Hälfte der Zeit durch: „Bis jemand einen Satz zu Ende gesprochen hat, habe ich dreimal geantwortet.“

Mit Maxicosi in die Agentur

Nach dem WU-Abschluss 1995 heuert sie beim Printerhersteller Xerox an. In der Finanzabteilung klettert sie schnell nach oben, arbeitet sich bis ins Branchenmarketing hoch: „Das war super. Alle drei Jahre eine neue Möglichkeit.“

Gerade als ihr Sohn, heute 14, sich ankündigt, wird ihr die Geschäftsleitung beim größten Vertriebspartner angeboten. Gleich nach der Geburt beginnt sie dort. Manchmal nimmt sie ihr Baby auch zu Terminen mit: „Die haben schön geschaut, als ich mit dem Maxicosi in der Agentur aufgetaucht bin.“

Drei Jahre später ist sie Alleinerzieherin („Das mit dem Halbe-halbe hat nicht funktioniert“) und organisiert sich mit Omas und Tagesmutter. Sie muss jetzt oft nach Deutschland und nimmt den frühesten Morgenflieger, um möglichst bald wieder beim Kind zu sein: „Darauf bin ich stolz: Ich habe ihn nie zu spät abgeholt. Er wusste immer, er ist mir wichtiger als der Job.“

Rund um die 40 beginnt sie, „über das Leben nachzudenken“. Plötzlich ist da diese riesige Lust auf einen Berufswechsel. Als wöchentliche Opernbesucherin interessiert sie sich für Kunst und Kultur; als begeisterte Sportlerin („Laufen, Kickboxen, Yoga, Rennrad – und Tennis spiele ich auf Meisterschaftsniveau“) für das Gesundheitswesen. Eine dieser Branchen soll es werden – aber warum sollten die auf eine IT-Lady warten?

Bautrupps bändigen

Dann sucht die Privatklinik Döbling eine Verwaltungsdirektorin. Schwarz bewirbt sich: „Man muss es einfach probieren.“

Im Hearing soll sie ein Spitalskonzept präsentieren: „Ich habe mir gedacht, ich setze es so auf, wie ich es für gesunde Menschen machen würde.“ Nachher flüstert man ihr zu, ihr Konzept wäre das strukturierteste von allen gewesen.

In fünf Jahren baut sie die Klinik um, modernisiert sie innen wie außen. Bautrupps, die sie nicht ernst nehmen, belehrt sie rasch eines Besseren: „Die haben schnell gemerkt, dass ich meine, was ich sage. Sie haben alles noch einmal machen müssen.“

Gerade, als sie sich „ein bisserl auf meinen Lorbeeren ausruhen will“, kommt der Anruf aus dem Rudolfinerhaus. Eigentlich will sie gar nicht wechseln, aber darüber reden kann man ja. Einfach aus Neugier.

Jetzt hat sie den Job. Wieder ein Umbau („Im Sommer beginnen wir mit der Tiefgarage. Damit wir diese elende Parksituation in den Griff bekommen“), im nächsten Jahr ein Zubau auf dem Nachbargrundstück. 2020 will sie damit fertig sein. Und dann? „Ich würde gern mal ein Spital auf die grüne Wiese bauen.“ Gut möglich, dass sie das als Nächstes macht.

ZUR PERSON

Christina Schwarz studierte Handelswissenschaft und den ersten Abschnitt in Kunstgeschichte. Ihre Laufbahn startete sie 1996 bei Xerox, wo sie 2002 eine Vertriebstochter übernahm. 2010 wechselte sie als Verwaltungsdirektorin in die Privatklinik Döbling. Nach deren Umbau ist sie seit März kaufmännische Direktorin des Rudolfinerhauses.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.04.2015)

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