Stereotypen, so klebrig wie Kaugummi

Im Osten nichts Neues. 25 Jahre sind seit dem Fall des Eisernen Vorhangs vergangen. Eine neue Generation hat kaum Veränderung gebracht. 889 CEE-Expats berichten.

2009 befragten Target Executive Search und die CEU Business School erstmals Expats in Bulgarien, der Tschechischen Republik, Ungarn, Polen, Rumänien und der Slowakei zu ihren Eindrücken. 2014 wiederholten sie die Umfrage mit 889 Expats und 219 lokalen Managern.

Das Ergebnis: 25 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs ist in den CEE-Ländern alles beim Alten. Die neue Generation bedient dieselben alten Stereotypen.

Die haben auch ihr Gutes: Alle Expats leben und arbeiten gern indiesen Ländern. Sie schätzen das lebhafte, dynamische Geschäftsumfeld (besonders in Polen), die regelkonforme, strukturierte Arbeitsweise (Tschechien und Slowakei), gut ausgebildete Mannschaften (Ungarn), Chancengleichheit für Frauen (überall, besonders in Bulgarien und Tschechien) und – bemerkenswert als relevantes Geschäftskriterium – die verbindende Kraft des Humors (Rumänien).

Gesucht: Manager, nicht Bosse

Doch es bleibt auch genug Raum für Verbesserung. Hier setzt die Umfrage lieber auf qualitative Einzelaussagen denn auf quantitative Zahlenspielereien. So hapert es etwa bei einem gemeinsamen Verständnis von Leadership. Stellvertretend für viele träumt ein belgischer Expat in Bulgarien von „Managern statt Bossen“: „Ab einer bestimmten Ebene denken sie, es genügt, Befehle auszugeben und sich dann auszuruhen.“ Er wünscht sich mehr Blick auf das große Ganze, bereichsübergreifende Zusammenarbeit und „Manager, die eine Verbindung zwischen ihrem Titel und der Verantwortung, die damit einhergeht, ziehen“.

Oder die alte Traditionen abschütteln: Ein britischer Expat in Tschechien erlebt Korruption und Bürokratie als täglichen Kampf gegen Windmühlen. Bei seinen Mitarbeitern vermisst er Initiative und Selbstständigkeit. Immerhin: Deren Ausbildungsstand sei gut.

Ein französischer Expat in Polen moniert über Eifersüchteleien unter Gleichrangigen und ausgeprägtes materialistisches Denken.

Zu schaffen macht allen Expats die Absenz jeglicher Servicekultur: „Slowakische Manager haben keine Kundenorientierung“, beschwert sich etwa ein dänischer Expat: „Sie tun, was sie persönlich für ausreichend halten – und das ist nicht viel.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.04.2015)

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