Arbeiten in Japan: Von wegen Arbeitswut

In 80 Tipps um die Welt. Ernstes und Skurriles über Japan.

Gestern musste die Kommunikationschefin von Toyota, die US-Amerikanerin Julie Hamp, ihren Hut nehmen. Sie hatte sich Schmerzmittel aus den Staaten nachschicken lassen, vorgeblich ohne zu wissen, dass sie dafür eine behördliche Genehmigung gebraucht hätte.

Hamps Rücktritt - nach nur wenigen Wochen im Dienst - erfolgte, "um die Aktionäre nicht zu verunsichern und Toyota vor größerem Schaden zu bewahren".

Dabei sollte sie einen Aufbruch markieren: Der Autobauer wollte sein Top-Management für weibliche Führungskräfte und für Ausländer öffnen - bislang No-Go's im traditionsverhafteten Nippon. 

Damit Ihnen Ähnliches erspart bleint, hier ein paar grundlegende Tipps:

Visum & Arbeitsrecht
Erst die Basics: für jede Art von bezahlter Arbeit ist ein Visum nötig. Es existiert eine Vielzahl verschiedener Visa für klar definierte Berufsgruppen. Voraussetzung ist eine Jobzusage.

Es gilt die 40-Stunden-Woche. Arbeitnehmer haben Anspruch auf zehn bis 20 bezahlte Urlaubstage pro Jahr.

Die staatlichen Arbeitsämter (genannt: Hello Work) stehen bei Arbeitslosigkeit beratend zur Seite und unterstützen auch bei der Inanspruchnahme der Arbeitslosenversicherung.

Gehälter & Löhne
In Japan existiert ein Mindestlohn, der je nach Branche variiert. Zum Grundgehalt kommen in der Regel verschiedene Zuschläge, besonders Alters- und Erfolgsprämien.

Begrüßung
Der Respekt gebietet eine kurze, ruhig ausgeführte Verbeugung. Als Mann lassen Sie dabei die Hände auf den Oberschenkeln ruhen, als Frau legen Sie die Arme vor dem Körper übereinander. Je tiefer die Verbeugung, desto größer die Höflichkeit, die Sie Ihrem Gegenüber entgegenbringen.

Äußeres
Ein gepflegtes Erscheinungsbild ist wichtig. Kleiden Sie sich einen Tick formeller und klassischer als Sie es in Österreich tun.

Vergessen Sie nicht Ihre Schuhe auszuziehen, wenn Sie (abends) in ein traditionelles Restaurant essen gehen. Allgemein gilt: ein mit Tatami ausgelegter Raum wird nur barfuß oder in Socken betreten.

Mentalität
Gefordert sind ein hohes Maß an Disziplin und die Einhaltung der strengen Etikette. Pünktlichkeit ist oberstes Gebot. Üblicherweise erscheint man fünf bis zehn Minuten vor der abgemachten Uhrzeit.

Aber lassen Sie sich davon nicht einschüchtern. Gegenüber Ausländern sind Japaner nachsichtig und sehr freundlich. Seien Sie einfach in jeder Situation etwas zurückhaltender und höflicher als hierzulande.

Und: die weitverbreitete Meinung, Japaner arbeiteten mehr als alle anderen, ist ein Klischee. Tatsächlich liegt die durchschnittliche Arbeitszeit kaum höher als in vielen europäischen Ländern. Amerikaner arbeiten im Mittel mehr als Japaner. Gleichzeitig spielt Loyalität in japanischen Unternehmen eine überaus große Rolle, was manche Mitarbeiter durch besonderen Einsatz betonen möchten.

Kurioses

  • Ungünstigerweise führt die U-Bahn nicht so lange wie wir es in Europa gewohnt sind. Daher verpassen fleißige Arbeitnehmer oft den letzten Zug. Sie schlafen dann entweder am Schreibtisch oder quartieren sich in Röhren-Hotels ein. Deren wabenähnliche Kammern bieten gerade mal Platz für eine Matratze. Wer nicht gerade an Klaustrophobie leidet, findet sie hochkomfortabel!
  • Alternativ vertreiben sich viele in Karaoke-Zimmern die Zeit. Die kann man stundenweise mieten (was viele junge Paare tun). Oder man schläft dort eine Runde.
  • In Japan gibt es spezielle Altersheime für Hunde. 24/7-Betreuung ist dort selbstverständlich. Tierarzt und Ernährungsberater runden das Angebot ab.
  • Aktuell sind Kontaktlinsen in Übergröße der große Renner. Jede dritte junge Frau trägt Linsen, die das Auge optisch vergrößern. Das entspricht dem japanischen Schönheitsideal.

Lust bekommen? Hier finden Sie Tipps zu Ihrer Bewerbung in Japan.

@DiePresse_Karr

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