Leishmaniose

Nicht nur Tiere können von Parasiten befallen sein, auch für uns Menschen sind manche ein ernstes und größer werdendes Problem – wie am Beispiel der Leishmaniose deutlich wird.

So süß! Wenn einen der kleine Streuner treuherzig anschaut, dann geht vielen Mitteleuropäern auf Mittelmeerurlaub das Herz über – und so mancher Reisende kann der Versuchung nicht widerstehen, das Hündchen mitzunehmen und ihm ein neues Zuhause zu geben.

Das ist keine gute Idee: Hunde (und andere Haustiere) aus mediterranen Gefilden leiden zu einem hohen Prozentsatz an Infektionskrankheiten: In der Provence beispielsweise sind zwei von drei Hunden mit dem Leishmaniose-Erreger infiziert, kaum besser ist die Situation in Sizilien oder in Spanien, auch in Portugal und Griechenland ist jeder fünfte Hund infiziert. Leishmaniose ist eine schwere Infektionskrankheit bei Mensch und Tier, weltweit (v. a. in den Tropen) sind mehr als zwölf Millionen Menschen infiziert, alljährlich sterben rund 60.000 Patienten.

Ausgelöst wird Leishmaniose durch Protozoen (mikroskopisch kleine Einzeller), die sich in weißen Blutkörperchen vermehren und Organe wie Leber, Milz oder Nieren schädigen. Wer sich ein genaueres Bild von diesen unangenehmen Mitbewohnern machen will, der kann das im Naturhistorischen Museum (NHM) Wien machen: Im Saal 22 wurde kürzlich eine neu gestaltete Ausstellung über Parasiten eröffnet, die sowohl Mensch als auch Tier befallen können (Zoonosen) – von Malaria und Toxoplasmose über Amöbenruhr bis hin zu Band- und Spulwürmern und Leishmanien. Parasiten sind derzeit ein heißes Forschungsgebiet: So manches in ihrem Lebenszyklus in unterschiedlichen Wirten und beim Infektionsgeschehen selbst ist noch unklar – entsprechend schwierig gestaltet sich oft die Behandlung sowie die Entwicklung von Impfstoffen.

Die Probleme durch Parasiten werden tendenziell größer – unter anderem wegen des Klimawandels. Denn das bloße Vorhandensein der Erreger reicht nicht aus, für eine Infektion ist noch eine zweite „Zutat“ notwendig: Die Erreger von Malaria, Leishmaniose und Co. werden fast ausschließlich durch bestimmte Gelsenarten (Anopheles, Sandmücken) übertragen – und diese wurden in den vergangenen Jahren immer häufiger auch in unseren Breitengraden gesichtet. Dagegen, dass diese Stechmücken ihren Lebensraum gen Norden verlagern, kann man kaum etwas tun. Umso wichtiger ist es, die Leishmaniose-Erreger von uns fernzuhalten.

Also: Finger weg beim Mittelmeerurlaub von einem streunenden Hund – auch wenn er noch so süß dreinschaut...

Der Autor leitete das Forschungsressort der „Presse“ und ist Chefredakteur des „Universum Magazins“.

meinung@diepresse.com

diepresse.com/wortderwoche

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.08.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.