Test: Canon 1Dx II vs. Nikon D5

Nikon D5 vs. Canon 1Dx II
Nikon D5 vs. Canon 1Dx II
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Besser geht es derzeit nicht: Die 1Dx II und die D5 sind die neuen Topmodelle von Canon und Nikon. Wir haben die Profigeräte getestet.

Man kann recht gut damit spekulieren: Immer vor sportlichen Großereignissen präsentieren Canon und Nikon eine neue Profikamera. Vor den Olympischen Sommerspielen 2012 in London stellte Canon die 1Dx vor, Nikon die D4. Jetzt, vor den Olympischen Sommerspielen in Rio de Janeiro, kommen die Nachfolger, die 1Dx II bzw. die D5 (vor der Fußball-WM 2014 schob Nikon noch die D4s ein).

Die Großereignisse sind für die Hersteller ein gutes Geschäft, weil Agenturen, Zeitungen und Magazine ihre Fotografen üblicherweise mit den neuesten Geräten ausrüsten - auch wenn die Vorgängermodelle bereits Maßstäbe setzten, an die die Konkurrenz bis heute nicht herankommt. Es bleibt also ein ewiges Rennen zwischen Canon und Nikon.

Mercedes gegen BMW

Wir hatten die Möglichkeit, die neuen Top-Modelle der beiden Hersteller in einem ersten Test gegeneinander antreten zu lassen. Man könnte das jetzt dramatisieren, die feinen Unterschiede herausarbeiten und sich sogar über die Anordnung der Druckknöpfe und Schalter auslassen, wie das beispielsweise eine Fotozeitschrift gemacht hat.

Austria vs. Rapid
Austria vs. RapidRief

Nüchtern und unaufgeregt betrachtet ist ein Vergleich der beiden Kameras aber ungefähr so, als würde man eine S-Klasse von Mercedes mit einem BMW 7er vergleichen. Natürlich gibt es Unterschiede - aber auf einem so hohen Niveau, dass man daraus keine großen Nach- oder Vorteile machen kann. Beide Kameras sind derart ausgefeilt, derart gut ausgestattet und technisch derart fortgeschritten, dass die Unterschiede nur Nuancen sind. Hier gibt es mehr Bilder in der Sekunde, dort ein paar Megapixel mehr oder höhere ISO-Werte.

ISO und Rauschen

Die Empflindlichkeitswerte sind eines dieser Merkmale, bei denen Nikon auf dem Papier deutlich vor Canon liegt. Regulär kommt die D5 auf 102.400 ISO, Canon auf 51.200. Erweitert schafft Nikon gar 3,2 Millionen ISO, die 1Dx II dagegen nur 409.600.

In der Praxis wird es freilich selten jemanden geben, der mit solchen Empfindlichkeitseinstellungen arbeitet. Auch deswegen, weil die Ergebnisse nur für sehr spezielle Zwecke zu verwenden sind: ab 102.400 ISO werden die jpg-Bilder derart matschig, dass sie nicht mehr anzusehen sind. Bei den RAW-Fotos hat man mehr Spielraum und kann bei diesem Wert selbst entscheiden, ob man mehr Rauschen oder doch mehr Details möchte. Dennoch wird das Arbeiten mit solchen ISO-Werten für die meisten Fotografen zweifellos eine absolute Ausnahme sein.

Die Ergebnisse bei den normalen Empfindlichkeitseinstellungen, mit denen man im Alltag üblicherweise arbeitet, sind bei beiden Kameras beeindruckend. Ein so geringes Rauschen bei 6400 ISO haben wir selten gesehen, sogar 12.800 ISO kann man für Tageszeitungs- oder Agenturbilder bedenkenlos verwenden (alle gezeigten Testbilder sind 100 Prozent Ausschnitte von unbearbeiteten jpg direkt aus der Kamera, außer es wird auf das RAW-Format hingewiesen). Das ist gerade bei Sportaufnahmen am Abend hilfreich, wenn schwaches Flutlicht hohe ISO-Werte für eine kurze Verschlusszeit notwendig macht.

Testobjekt Hofburg
Testobjekt HofburgRief
Test bei 3200 ISO
Test bei 3200 ISO
Test bei 6400 ISO
Test bei 6400 ISO
Vergleich bei 12.800 ISO
Vergleich bei 12.800 ISO
Vergleich bei 51.200  ISO
Vergleich bei 51.200 ISO
Vergleich bei 12.800 ISO RAW
Vergleich bei 12.800 ISO RAW
Nikon NEF bei 102.400 ISO
Nikon NEF bei 102.400 ISO

Die "Action" im Stadion können beide Kameras mit einer rekordverdächtigen Geschwindigkeit festhalten. Canons 1Dx II schafft 14 Bilder pro Sekunde mit Autofokus-Nachführung. Verzichtet man auf den AF, sind es gar 16 Bilder pro Sekunde. Nikon kommt auf zwölf Bilder mit Autofokus, 14 sind es ohne. Der Unterschied in der Praxis? Wir haben mit beiden Kameras das Spiel Rapid gegen Austria im Ernst-Happel-Stadion fotografiert. Entscheidende Momente haben wir auch mit 12 B/s nicht versäumt (es gab freilich auch nicht viele . . .).

Canon bei Rapid vs. Austria
Canon bei Rapid vs. AustriaRief

Wichtiger ist der Autofokus und dessen Geschwindigkeit, weil es wenig nützt, wenn von 25 Bildern eines sekundenlangen Zweikampfs 15 unscharf sind. Nikon punktet mit 153 Fokusfeldern, davon sind 99 mit den empfindlicheren Kreuzsensoren ausgestattet (die aber nur bei bestimmten Objektiven funktionieren). Canons 1Dx II hat 61 Felder mit 41 Kreuzsensoren. In der Praxis bedeutet das schlicht, dass wir vom Fußballspiel mit beiden Kameras mit keinem unscharfen Bild nach Hause gingen. Wenn ein Foto nicht scharf war, lag es am Anwender (um die Kameras auch bei anderen Sportarten zu testen, hatten wir leider nicht genügend Zeit).

Nikon bei Rapid vs. Austria
Nikon bei Rapid vs. AustriaRief

Neues Speicherformat

Neu ist bei beiden Kameras das Speicherformat. Canon setzt auf CFast-Karten, Nikon auf XQD. Beide Speicherkarten sind bedeutend schneller, als die herkömmlichen CF-Karten. Auch beim Überspielen der Bilder: die 4 GB an Fotos auf der CFast-Karte waren in 37 Sekunden auf dem Computer.

Noch sind beide Formate teuer. Wer viele CF-Karten besitzt, muss sie aber nicht wegwerfen: Einer der zwei Kartenschächte der 1Dx II ist für CF ausgelegt, die D5 kann man in zwei Versionen bestellen: mit zwei CF-Schächten oder mit zwei XQD.

Preislich liegen die Kameras ein paar hundert Euro auseinander: Für Nikons D5 muss man 6980 Euro bezahlen, für Canons 1Dx II sind 6298 Euro fällig.

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