Astronomie: Riesengeysire auf Jupitermond

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US-SPACE-NASA-JUPITER(c) APA/AFP/NASA/HO (HO)
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Ein früherer Hinweis auf Wasserdampf hoch über Europa wurde bestätigt. Eine Nasa-Mission soll 2022 nach Lebensspuren suchen.

Anno 2012 sichtete das Raumteleskop Hubble hoch über der Südhalbkugel des Jupitermonds Europa Moleküle von Wasserstoff und Sauerstoff. Planetenkundlerin Ruth Lorenz (Stockholm) interpretierte das als Beleg für Wasser, das von Geysiren ausgestoßen und von Elektronen im Magnetfeld des Jupiter zerlegt worden war. Wasser gibt es auf Europa, das wusste man, es liegt in riesigen Mengen unter dickem Eis. Und es weckt lange schon den Verdacht, in ihm könnte sich Leben entwickelt haben.

Aber durch das Eis sahen die stärksten Teleskope nicht durch, und das Wasser in der Luft zeigte sich auch lang nicht wieder. Doch 2014 geriet William Sparks (Baltimore) wieder etwas in den Blick, wieder mit Hubble, allerdings auf einem ganz anderen Weg: Er behielt den Mond in den Phasen in den Augen, in denen er zwischen Jupiter und dem beobachtenden Hubble hindurchzog. Zehn Monate beobachtete er, drei Mal wurde er fündig: Aus dem Mond rasen Wasserfontänen hoch hinauf, bis zu 200 Kilometer, dann regnen sie ab (Astrophysical Journal 29. 9.).

Damit ist Europa, nach dem Saturnmond Enceladus, der zweite Himmelskörper, der Wasser ausspuckt. Er tut es nicht immer, vermutlich spielt seine Stellung zum Jupiter mit und/oder dessen Schwerkraft, die mit ihren Gezeiten auf Europa periodisch das Eis aufreißt. In jedem Fall wäre die Suche nach Lebensspuren auf Europa damit stark vereinfacht: 2018 startet die Nasa ihr Raumteleskop James Webb, 2022 hat sie eine Sonde bei Europa, die in die Atmosphäre eintauchen wird. Sie ist mit einem Spektrometer ausgerüstet, mit dem man Geysirwasser auf organische Spuren analysieren kann. Möglicherweise führt die jetzige Entdeckung auch dazu, dass die Sonde mit einem Landegerät ausgerüstet wird, das Proben ziehen kann.

Rätselhafte Wolke über Titan

Während bei Europa alles in den Erwartungen liegt, wird ein Phänomen über dem Saturnmond Titan immer rätselhafter: In dessen Atmosphäre hatte die Sonde Voyager I 1980 etwas gesichtet, was es gar nicht geben konnte: eine Eiswolke aus einer Verbindung von Kohlen- und Stickstoff, Dicyanoethin (C4N2). Geben konnte es diese nicht, weil sich in der Atmosphäre kein gasförmiges Dicyanoethin zeigte, aus dem die Wolke sich hätte bilden können. Man verbuchte das Ganze als Messfehler von Voyager.

Aber nun hat die Sonde Cassini wieder eine solche Wolke über Titan hängen sehen (Geophysical Research Letters 26. 9.). Wo kommt sie her? Die Forscher vermuten als Quelle ein anderes Molekül, Cyanoacetylen (HC3N). Das gibt es als Gas über dem Titan, es könnte zu Wolken vereisen, die sich fotochemisch in Dicyanoethin umwandeln.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.09.2016)

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