Die Bewohner in Erdbebenregion in der Mittelitalien bereiteten sich auf eine weitere Nacht im Freien vor. Vor allem Senioren wurden in Hotels gebracht.
Nach dem Erdbeben in Mittelitalien sind mehrere Obdachlose in der Region Marken in Hotels an der Adria untergebracht worden. Ein Bus startete von der Gemeinde Visso, Epizentrum des Erdbebens, in Richtung der Adria-Badeortschaft Civitanova Marche. 120 Personen waren an Bord des Busses, vor allem Senioren, die wegen der niedrigen Temperaturen nicht die Nacht im Freien verbringen können.
Die anderen Bewohner Vissos bereiteten sich auf eine weitere Nacht im Freien, in Autos und in Notunterkünften vor. In Visso sind zwei Drittel der Gebäude nicht mehr nutzbar, berichtete Bürgermeister Giuliano Pazzaglini. In der Erdbebenregion wurden mehrere Krankenhäuser, ein Altenheim sowie ein Gefängnis evakuiert, alle Schulen bleiben vorsichtshalber geschlossen. Die Sachschäden sind laut Zivilschutz "bedeutend".
19 Gemeinden betroffen
Die neuen Erdbeben hatten Mittelitalien am Mittwochabend erschüttert und in insgesamt 19 Gemeinden Schäden verursacht. Am Donnerstagnachmittag ist Premier Matteo Renzi in der Region eingetroffen, der sich ein Bild der Lage machen wollte. Der Ministerpräsident besuchte Camerino, das Epizentrum des Erdbebens.
Schwere Nachbeben verbreiteten Angst unter der Bevölkerung. Hunderte Erdstöße wurden seit dem ersten schweren Beben am Mittwoch um 19.11 Uhr registriert, teilte das nationale Institut für Geophysik und Vulkanologie in Rom mit. Notunterkünfte wurden für die 3.000 Obdachlose gesucht. Zivilschutzchef Fabrizio Curcio schloss aus, dass die Obdachlosen in Zeltlagern übernachten werden. "Wir werden sie in Hotels unterbringen, denn der Winter kann in der Gegend sehr kalt werden", sagte Curcio.
Schwere Schäden am Kulturerbe
Schwere Schäden wurden am Kulturerbe der Region Marken gemeldet. Die Kirche San Salvatore in Campi di Norcia stürzte ein. Ein zwei Meter großes Steinkreuz auf der Spitze der Hauptfassade der Basilika des Heiligen Benedikt stürzte ab. Zum Glück fiel das schwere Kreuz auf das Dach der Kirche und nicht auf den Platz vor der Basilika. 16 Kirchen in Norcia waren nicht mehr zugänglich. Für Messen wurde ein Zelt errichtet. In der umbrischen Stadt Norcia, Geburtsstadt des Heiligen Benedikt (geb. 480) hatte schon das verheerenden Erdbeben vor zwei Monaten Schäden angerichtet.
Auch in Visso stürzte eine Kirche ein. Dort wurde auch ein Museum beschädigt, in dem Manuskripte des italienischen Dichters Giacomo Leopardi (1798 - 1837) aufbewahrt werden. Die Manuskripte sollen vorläufig in ein Museum in Bologna gebracht werden. Alle Häuser in Visso seien beschädigt und nicht mehr bewohnbar, sagte der Bürgermeister des Dorfs, Giulio Pazzaglini.
(APA)