Hohe Schäden durch Fiaker in der Wiener Innenstadt

(c) REUTERS (HEINZ-PETER BADER)
  • Drucken

Die Hufeisen der Pferde ruinieren durch kleine Spikes die Straßen. Sie zu reparieren würde schnell Millionen kosten - Geld, das der Erste Bezirk jedoch nicht hat.

Schön ist sie geworden, die neue Herrengasse – aber nicht makellos. Obwohl sie erst vergangenen Donnerstag eröffnet wurde, sahen es Experten sofort: Zwischen der Freyung und der Bankgasse weisen die neuen Pflastersteine in der Begegnungszone Kratzer auf – typische Fiakerspuren.

Diese stammen von den Hufeisen der Pferde, die kleine Spikes haben, damit die Rösser nicht ausrutschen. Sie erfüllen ihre Aufgabe: Sie geben Halt, indem sie sich in die Oberfläche hineinbohren. Zuerst sind es nur kleine Kratzer – wie eben in der Herrengasse – später können es tiefe Mulden wie in der Rotenturmstraße oder der Habsburgergasse werden.

Unerlaubte Fiaker-Routen

Für den ersten Bezirk ist die Sanierung dieser Schäden teuer: Jedes Jahr werden mit 300.000 Euro immerhin ein Zehntel des Bezirksbudgets für die Behebung dieser Schäden veranschlagt. Das reicht aber nur, um die schlimmsten Schäden notdürftig auszubessern. Eigentlich bedürfe es jährlich rund 700.000 Euro, um die Straßen ordentlich zu sanieren – das würde das Bezirksbudget von etwa 3,7 Millionen Euro aber weit überschreiten. „Darum fordern wir auch eine Reform der Bezirkskompetenzen und Finanzen. Der Bezirk muss in der Lage sein, die ihm übertragenen Aufgaben auch selbst finanzieren zu können“, sagt Bezirksvorsteher Markus Figl zur „Presse.“

Man versuche nun, Schäden bei neuen Straßen über verschiedene Straßenbelege zu steuern. Asphalt etwa halte nur rund ein Jahr, bis die Pferdespuren massiv erkennbar sind – darum wird dieser nicht mehr verwendet. Bei einer Granitwürfelpflasterung sieht man die massive Abnutzung nach ein bis drei Jahren an den Fugen. Eine Kompletterneuerung sei nach spätestens drei Jahren fällig. Darum ist man nun dazu übergegangen, die Fiaker-Routen bei Sanierung in Betonweise auszuführen – darum ist auch jenes Stück, das in der Herrengasse für Fiaker freigegeben ist, eben betoniert.

Dort, wo nun aber Kratzspuren am Stein sind, dürfen die Fiaker eigentlich nicht fahren – offensichtlich halten sich einige nicht daran. Auch der neue Stephansplatz soll betoniert werden – wie lang der Belag halten werde, wisse man aber nicht, gibt man im Bezirk zu. Jedenfalls wird es hier nach der Generalsanierung auf dem Platz weniger Fiaker geben. Bisher standen 24 Kutschen dort, danach werden es zwölf sein. Insgesamt gibt es in Wien zwischen 160 und 200 Fiaker und 85 Stellplätze – 58 davon in der Inneren Stadt.

Gummischuhe für Pferde

Auch andere Städte haben Probleme mit Schäden durch Fiaker: In Salzburg experimentierte man schon mehrmals mit speziellen Kunststoffhufeisen, bei denen der Eisenkern mit einer Kautschukschicht überzogen ist. Es kam aber immer wieder zu Unfällen und Verletzungen, weil die Pferde dennoch ausrutschten.

AUF EINEN BLICK

Zischen 160 und 200 Fiaker an 85 Stellplätzen gibt es in Wien. Die Hufeisen der Pferde zerstören die Straßen. In der Inneren Stadt werden für die Sanierung jedes Jahr 300.000 Euro ausgegeben. Damit können aber nur die schlimmsten Schäden ausgebessert werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.12.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Wien

Hitzefrei für Fiakerpferde

Die Tiere dürfen nur mehr jeden zweiten Tag und ab 35 Grad nicht mehr eingesetzt werden. Die Betriebe fürchten um ihr Geschäft.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.