Das Sparbuch als sichere Wertvernichtung

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Die Banken heben die Sparzinsen derzeit an. Das reicht freilich noch nicht aus, um die Inflation abzudecken. Das Geld wird auf dem Sparbuch deutlich an Kaufkraft verlieren.

Wien. Für die Sparer gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute ist, dass einige Banken die Sparzinsen anheben. Die schlechte: Die Inflation legt auch zu. Laut einer ersten Schätzung der Europäischen Zentralbank (EZB) stieg die Inflationsrate der Eurozone im März auf 2,6Prozent an. In Deutschland oder Österreich wird sie wegen der besseren Konjunktur wohl noch höher liegen.

Thomas Mayer, Chefökonom der Deutschen Bank, prognostiziert, dass die Inflation in der Eurozone erst zwischen September und November ihren Höhepunkt mit Werten von knapp drei Prozent erreichen wird. Das ist eine bittere Pille für die Sparer. Eine hohe Inflation knabbert den Wert der Vermögen an. Auf Basis diverser Prognosen kann man die moderate Annahme aufstellen, dass die Inflation für die nächsten zwölf Monate bei 2,5Prozent liegen wird. Wer jetzt beispielsweise 10.000 Euro anlegen will, müsste somit bei einem Sparbuch für die nächsten zwölf Monaten eine Verzinsung von 3,3 Prozent bekommen (Kapitalertragssteuer ist berücksichtigt). Nur so wäre das Geld vor einem Kaufkraftverlust geschützt.

Bieten die nun höheren Sparzinsen der einzelnen Institute Schutz vor der Inflation? Angenommen wird, dass 10.000 Euro als Einmalerlag anlegt werden.

• Die Erste Bank hob den Zinssatz für ein einjähriges Sparbuch von 1,5 auf 1,625 Prozent an. Nach Steuern bleiben beim Erste-Sparbuch rund 10.122 Euro übrig. Bei einer Inflation von 2,5Prozent müssten am Ende aber 10.250 Euro auf dem Konto sein, um die Inflation abzudecken. Bei diesem Sparbuch erleidet man somit einen Kaufkraftverlust von 1,26 Prozent.

• Etwas besser, aber auch nicht wirklich befriedigend ist die Situation bei der Bawag P.S.K. Das Institut bietet nun für ein Sparbuch mit einjähriger Bindung einen Zinssatz von 1,75Prozent. Nach einem Jahr würde das Geld um 1,17 Prozent an Kaufkraft verlieren.

Günstiger fährt man mit Direktbanken. Sie haben zwar wenig klingende Namen, aber dafür attraktivere Angebote. Bei der Denizbank und der Vakifbank bekommt man für ein Jahr gebunden 2,5 Prozent. Der Kaufkraftverlust ist mit knapp 0,6 Prozent deutlich weniger als bei den normalen Filialbanken.

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Höhere Zinsen täuschen

Die Sparbücher mit einer einjährigen Bindung sind aber noch die besten Angebote. Sehr vorsichtig sollten die Sparer bei Produkten mit längeren Laufzeiten sein. Die höheren Zinsen täuschen ein wenig. Ein Beispiel: Die Raiffeisenbanken in Wien werben neuerlich bei ihrem 1,5-Jahre-Sparbuch mit einem Zinssatz von jährlich zwei Prozent (im zweiten Jahr erhält man diesen freilich nicht für das ganze Jahr). Nach eineinhalb Jahren erleidet man einen größeren Wertverlust als bei einem einjährigen Sparbuch. Angenommen wird aber auch bei dieser Berechnung, dass die Inflation während der Laufzeit bei 2,5Prozent liegt. Einige Ökonomen wie Thomas Mayer von der Deutschen Bank zeichnen für die mittelfristigen Teuerungsraten aber ein schlimmeres Szenario.

Noch schlechter würde man mit dem sogenannten Kletterzins-Sparbuch der Bawag abschneiden. Bei diesem Produkt ist man für vier Jahre gebunden. Im ersten Jahr bekommt man ein Prozent Zinsen, im zweiten Jahr zwei, im dritten Jahr drei und im letzten Jahr dann vier Prozent. Durchschnittlich ergibt sich für die Laufzeit eine Verzinsung von 2,77 Prozent. Eine seriöse Inflationsprognose über vier Jahre ist derzeit zwar noch nicht möglich. Mayer befürchtet aber, dass die Teuerung in der Eurozone in zwei bis vier Jahren auf bis zu vier Prozent ansteigen könnte. Sollte das eintreffen, würde man mit dem Kletterzins-Sparbuch sein Vermögen recht ordentlich „verbrennen“.

Nicht zu lange binden

Wer trotz der sicheren Wertvernichtung dennoch auf das Sparbuch setzt, sollte sein Geld auf keinen Fall länger als ein Jahr fix binden. Ansonsten würde man sich steigende Zinsen entgehen lassen. Die EZB wird ihren Leitzins ab nun wohl regelmäßig anheben. Im April 2012 kann man somit für ein einjähriges Sparbuch durchaus schon Zinssätze von deutlich mehr als drei Prozent erwarten.

Was Sie beachten sollten beim . . . Sparbuch

Obwohl die Sparzinsen gerade angehoben werden, verliert das Geld auf dem Sparbuch an Wert. Wer trotzdem auf das Sparbuch setzt, sollte den Schaden zumindest so gering wie möglich halten.

Tipp 1
Binden. Wenn möglich, sollte man Sparbüchern mit täglich fälligem Geld ausweichen. Bei den besten Anbietern würde man derzeit nur ein bis 1,6 Prozent Zinsen bekommen. Zwar werden diese Zinsen in den nächsten Monaten steigen. Aber sicher nicht in einem so großen Ausmaß, um damit besser abzuschneiden als mit einem einjährigen Sparbuch.

Tipp 2
Bindung begrenzen. Einjährige Sparbücher sind derzeit am attraktivsten. Vor allem jene der Direktbanken. Länger als ein Jahr sollte man sein Geld aber nicht fix binden. Man würde sich höhere Zinsen entgehen lassen. Im April 2012 könnte man für einjährige Bindungen durchaus schon deutlich mehr als drei Prozent Zinsen bekommen.

Tipp 3
Zinsfalle. Wer sein Geld jetzt auf ein Jahr oder länger bindet, muss sich sicher sein, dass das Geld in der Zwischenzeit nicht benötigt wird. Löst man ein Fixzinssparbuch vorzeitig auf, rasseln die Zinsen nach unten. Beispiel Denizbank: Kündigt man das einjährige Sparbuch frühzeitig, bekommt man für die Dauer der Anlage nur 0,5 Prozent.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.04.2011)

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