Anlage: Wie man Geld zu Kunst macht

(c) Clemens Fabry
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Kunstwerke können mit den Jahren spektakuläre Wertsteigerungen abwerfen, problematisch ist der Kauf von Werken völlig unbekannter Künstler. Ahnungslose sollten ihr Geld aber lieber andernorts investieren.

Wien. Das Jahr nach der Finanzkrise war kein gutes für die Kunst. Die globalen Umsätze mit Kunst und Antiquitäten sanken auf einen Tiefstand. Seitdem geht es jedoch wieder aufwärts. Kunst ist, so sagen viele, ein probates Mittel, Geld anzulegen und es zu vermehren – wenngleich Letzteres eher eine Frage der Geduld ist. Doch worauf müssen Interessierte achten, wenn sie Kunst als Wertanlage kaufen wollen?

„Rein spekulativ Kunst zu kaufen, ist problematisch, weil man– genau wie bei Aktien– auch über den Markt und dessen Entwicklungen Bescheid wissen muss“, sagt Kunstsammler Karlheinz Essl. Für ihn sei Kunst eher eine Leidenschaft. Letztere ist es auch, die Anleger mitbringen sollten: „Die größten Investments kommen da raus, wo Kunden aus Zuneigung Kunst kaufen“, sagt Angela Baillou von Christie‘s. Eine Aussage, der sich auch Galerist Ernst Hilger anschließt. „Sammelt man, ohne eine Beziehung zum Werk zu haben, kann der Frustfaktor mitunter hoch sein.“

Ob Leidenschaft oder nicht– hat man mit Kunst nichts am Hut, ist man wohl oder übel auf Berater wie Galeristen oder Händler angewiesen. Denn nur diese können die Qualität eines Werks beurteilen, nur sie sehen, wie es um die Qualität und den Zustand einer Arbeit bestellt ist. Auch sind sie es, die wohl am ehesten erahnen können, wie sich der Wert einer Arbeit entwickeln wird. Hilfreich ist es freilich, sich selbst in die Materie einzuarbeiten, ist die einhellige Meinung der Experten. Der regelmäßige Besuch von Messen, Auktionen, Museen und Galerien hilft ungemein, sich einen Überblick zu verschaffen, sagt Otto Hans Ressler, der scheidende Geschäftsführer des Auktionshauses Kinsky. Zudem bekomme man nur so ein Gefühl für die Preise, sagt Ressler.

Problematisch ist der Kauf von Werken völlig unbekannter Künstler. Kaum jemand wird sich später für diese interessieren und sie kaufen. Im besten Fall steigt der Preis gar nicht, im schlechtesten fällt er.

Junger Künstler, höheres Risiko

Erwirbt man indes Werke von neuen Künstlern, deren Positionen über einen längeren Zeitraum von Galeristen oder Sammlern begleitet und dann mitunter auch gekauft werden, kann das den Preis treiben. Hinzu kommt, dass die Nachfrage nach zeitgenössischer Kunst in den vergangenen Jahren zugenommen hat. Auch weil neue Käuferschichten, unter anderem aus den Schwellenländern, hinzugekommen sind.

Die Arbeiten junger Künstler sind freilich billiger als die bereits etablierter Künstler. Das birgt aber auch ein Risiko: „Bei jungen Zeitgenossen kann der Fall eintreten, dass die Arbeiten in ein paar Jahren nicht mehr gefragt sind, weil sie dem aktuellen Zeitgeschmack nicht mehr entsprechen“, sagt Christina Schroeter-Herrel, Kunstexpertin des Private Wealth Managements der Deutschen Bank. Karlheinz Essl sagt dazu: „Wenn ein Künstler die Akademie verlässt, kann nicht einmal der beste Experte sagen, ob er dann auch nachhaltig gute Kunst produziert.“

Hat man bei jüngeren, aber bekannteren Künstlern indes ein gutes Händchen, sind schöne Wertsteigerungen möglich. Kinsky-Chef Ressler gibt ein Beispiel: Wer vor Jahren Arbeiten des britischen Künstlers Banksy gekauft hat, kann sich heute freuen. Vor rund zehn Jahren habe Banksy angesprühte Kartons um kleine Summen verkauft. Vor ein paar Jahren sei beispielsweise eine seiner Arbeiten um 20.000 Euro versteigert worden.

Zustand einer Arbeit ist wichtig

Zum aktuellen Zeitpunkt preiswert zu haben sind nach Ansicht von Hilger Künstler aus Afrika, Südamerika oder auch Indonesien. Hier sollte man sich jedoch eher an jene halten, deren Werke bereits in Gruppenausstellungen zu sehen waren. Mit arrivierten Künstlern, mitunter auch aus bekannten und guten Sammlungen, ist man eher auf der sicheren Seite. Freilich hilft da auch der Blick zurück: „Was hat sich in der Vergangenheit bewährt, welche Werke sind in ihrem Wert gestiegen oder nicht“, sagt Schroeter-Herrel.

Nicht dem Sonnenlicht aussetzen

Ein Aspekt ist ebenso nicht außer Acht zu lassen: „Lieblos behandelte oder beschädigte Werke sind viel weniger wert“, gibt Hilger zu bedenken. Bei Auktionshäusern wie dem Dorotheum ist es möglich, einen Zustandsbericht anzufordern.

Die Qualität einer erworbenen Arbeit aufrecht zu erhalten, ist naturgemäß ebenso von Bedeutung. Auch das wissen Laien oft nicht. „Wenn jemand Papierarbeiten kauft und sie dann dem Sonnenlicht aussetzt, ist das nicht nur für die Arbeiten an sich, sondern auch für deren Preis schlecht“, sagt Baillou von Christie's. Kinsky-Chef Ressler gibt Kunstinteressierten mit auf den Weg, dass sie sich beim Kauf von Kunst lieber an Händler oder Auktionshäuser halten sollten – auch damit man keinen Fälschungen aufsitzt.

Was Sie beachten sollten bei... Kunst als Wertanlage

Kunst ist eine relativ beliebte Form der Geldanlage. Doch nicht jedes Objekt gewinnt mit den Jahren auch an Wert – der richtige Künstler ist eben entscheidend. Malerei und Bildhauerei zählen zu den gefragtesten Bereichen der Kunst.

Tipp 1

Kaufen. Auch mit geringen Beträgen kann man sich eine kleine, aber feine Kunstsammlung zulegen. Wer die Künstler, die er kauft, achtsam auswählt, kann auf Wertsteigerungen hoffen. Diese sind in der Regel aber nicht von heute auf morgen zu erwarten. Nach einigen Jahren kann der Preis aber durchaus steigen.

Tipp 2

Auswahl. Bekanntere Künstler sind teuer, in der Regel ist man mit ihnen aber auf der sicheren Seite. Werden Künstler von Galerien begleitet, steigt die Wahrscheinlichkeit für anziehende Preise. Beachten sollte man, mit wem eine Galerie zusammenarbeitet und auf welchen Messen sie vertreten ist.

Tipp 3

Zustand. Der Zustand eines Werks wird von Experten als sehr wichtig eingeschätzt. Der Wert von lieblos behandelten oder beschädigten Werken sinkt. Wie man Arbeiten nach dem Kauf behandelt, ist ebenso von Bedeutung. Fotografien sollten besser nicht zerkratzt, Papierarbeiten nicht dem Sonnenlicht ausgesetzt werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.04.2011)

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