Fonds vs. ETFs: Viel Geld für wenig Leistung

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Hohe Gebühren machen unterdurchschnittlich performende Fonds uninteressant. „Stock Picking“ an den Börsen deutlich schwieriger. Mit Exchange Traded Funds kann man der Gebührenfalle entgehen.

Wien. Die Aktienmärkte geraten ins Stottern, womit das „Stock Picking“ an den Börsen deutlich schwieriger wird. Man könnte diese heikle Arbeit jetzt also durchaus Profis überlassen, indem man einen Aktienfonds kauft.

Ganz so einfach ist das freilich auch nicht: Auch Fonds performen sehr unterschiedlich. Wer sich zu Jahresbeginn einen Fonds, der in österreichische Aktien investiert, zugelegt hat, findet derzeit auf seinem Wertpapierkonto (laut der Fondsdatenbank von direktanlage.at) zwischen 3,92 Prozent Plus (ESPA Stock Vienna VT USD, ISIN AT0000A015F9) und 6,1 Prozent Minus (ESPA Stock Vienna A, ISIN AT0000858147) vor. Der ATX ist im selben Zeitraum um 4,4 Prozent gefallen.

Noch krasser sieht die Sache im Dreijahreszeitraum aus: Der ATX hat in dieser Zeitspanne, in der die schwerste Finanzkrise seit den Dreißigerjahren lag, rund 28,5Prozent verloren. Die Verluste der einschlägigen Fonds liegen aber zwischen minus 12,04Prozent (Österreich Plus A von der Bawag PSK Invest, ISIN AT0000A05TE6) und beachtlichen minus 39,5Prozent, die der schlechteste Fonds hingelegt hat.

Jetzt ist „Fund Picking“ gefragt

Wer sich „Stock Picking“ durch Fondskäufe ersparen will, kommt also um „Fund Picking“ nicht herum. Das Problem ist nämlich, dass Fondsmanager nicht einfach einen Aktienindex (in unserem Fall also den ATX) nachbilden, sondern diese „Benchmark“ übertreffen wollen.

Das gelingt aber selbst ausgewiesenen Profis überall auf der Welt überraschend selten. Die „Financial Times“ hat kürzlich aus einer unveröffentlichten Studie des „IBM Institute for Business Value“ zitiert, derzufolge die Chancen, mit einem Aktienfonds langfristig den Markt zu schlagen, sehr gering sind. Über zehn Jahre schafft es lediglich jeder zweite Fondsmanager, besser als der Markt zu sein. Über einen Zeitraum von 20Jahren sind nur noch 15 bis 20Prozent besser als die von ihnen selbst festgelegte „Benchmark.

Das ist eine erstaunlich niedrige Quote. Zumal sich die Fonds ihr aktives Management ja üppig bezahlen lassen: Beim Kauf wird ein „Ausgabeaufschlag“ von bis zu fünf Prozent fällig, danach fallen Jahr für Jahr Gebühren für das aktive Management an, die im Schnitt bei 1,6 Prozent liegen. Das frisst mehr von der Performance weg, als viele glauben.

Ein Beispiel: Der Österreich-Aktienfonds, der heuer am nächsten zur „Benchmark“ ATX performt, der Austria Stock VI von Pioneer Investments (ISIN AT0000619317), hat fünf Prozent Ausgabeaufschlag und laut Anlegerprospekt eine TER (Total Expense Ratio, das sind die Kosten, die insgesamt jährlich zusätzlich zum Ausgabeaufschlag anfallen) von 1,56 Prozent. Für Fondsanteile im Wert von 10.000 Euro zahlt man also 500 Euro Ausgabeaufschlag und 156 Euro an jährlichen Gebühren. Der Fonds müsste im ersten Jahr demnach 6,5Prozent Kursgewinn machen, um (vor Steuern) die Spesen zu kompensieren. Kumulativ kommt da über die Jahre einiges zusammen: Über zehn Jahre gerechnet braucht der 10.000-Euro-Anteil mehr als 2000Euro Zuwachs, um nur die Gebühren zu kompensieren.

Und: Die Gebühren fallen auch an, wenn der Fonds (anders als der beschriebene Pioneer Fonds) nicht an der Benchmark, sondern darunter liegt. Dann zahlt man hohe Gebühren für unterdurchschnittliche Ergebnisse.

Durchschnitt kann man freilich auch billiger haben: In jüngster Zeit sind eine Menge sogenannter ETFs (Exchange Traded Funds) auf den Markt gekommen. Die bilden Aktienkörbe einfach eins zu eins ab. Da darf man sich klarerweise keine überdurchschnittlichen Ergebnisse erwarten, ist aber andererseits vor bösen Überraschungen gefeit.

Ausgabeaufschlag fällt weg

Und zwar kostengünstiger: Börsegehandelte ETFs werden normalerweise ohne Ausgabeaufschlag verkauft, die jährlichen Gebühren bewegen sich im Zehntelprozentbereich.

Ein Beispiel: Der auch an der Wiener Börse notierte i-Shares ATX von Blackrock (ISIN DE000A0D8Q23), der den Wiener Leitindex eins zu eins abbildet, weist eine TER von 0,32 Prozent auf. Um pari auszusteigen, müsste der ETF in zehn Jahren bei 10.000 Euro Volumen 320Euro erwirtschaften. Das ist ein beträchtlicher Unterschied zu den oben genannten vergleichbaren Fondsspesen von 2050 Euro.

Allerdings: ETFs tragen ein kleines Emittentenrisiko (bis zu zehn Prozent), weil in ihnen oft auch Derivate eingesetzt werden. Die sind im Konkursfall des Emittenten, im Gegensatz zu den im Fonds befindlichen Aktien, kein ausgegliedertes Sondervermögen – und damit futsch. [iStockphoto]

Was Sie beachten sollten bei... Fonds und ETFs

Tipp 1

ETF statt Aktienfonds. Wer hohe Spesen für unterdurchschnittliche Performance vermeiden will, kann sich „Aktienkörbe“ über Exchange Traded Funds (ETFs) kaufen, die beispielsweise Börsenindizes eins zu eins abbilden. Das kostet sehr viel weniger an Gebühren, überdurchschnittliche Performance ist aber auch ausgeschlossen.

Tipp 2

Verhandeln. Wer die Benchmark schlagen will, muss bei Fonds bleiben– und Ausgabeaufschläge von bis zu fünf Prozent akzeptieren. Die sind aber nicht in Stein gemeißelt: Gute Kunden können Aufschläge mit ihrer Bank durchaus verhandeln. Onlinebroker gewähren für ausgewählte Fonds oft beträchtliche Rabatte auf den Aufschlag.

Tipp 3

Selbst informieren. Beratung ist beim Fonds- und ETF-Kauf ein heikler Punkt: Bankberater sind darauf gedrillt, Produkte aus dem eigenen Haus (die nicht immer die bestperformenden sein müssen) in den Markt zu drücken. Unabhängige Berater neigen dazu, das Produkt mit der höchsten Provision zu verkaufen. Deshalb: selbst informieren!

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.05.2011)

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