Aktienanleihe: Realgewinn mit Risiko

Traders are pictured at their desks in front of the DAX board at the Frankfurt stock exchange
Traders are pictured at their desks in front of the DAX board at the Frankfurt stock exchangeREUTERS
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Aktienanleihen locken mit sehr hohen Zinssätzen. Im Idealfall erzielen Anleger deutliche Realgewinne. Entsprechende Risikofreude vorausgesetzt.

Wien/Ker. Verlockend ist das schon: Wenn man liest, dass man für ein relativ einfaches Anlageprodukt 8,75 Prozent Zinsen pro Jahr einstreifen kann. Und man muss nichts weiter machen, als zu hoffen, dass der Voestalpine-Aktienkurs in den nächsten zwölf Monaten nicht stark abstürzt.

Solche Traumzinsen gibt es für Aktienanleihen. Angesichts der extrem niedrigen (und verlustbringenden) Sparbuchzinsen sucht man als Privatanleger zu Recht nach Alternativen. Wird man bei Aktienanleihen fündig? Etwa bei einer neuen Anleihe, die mit 8,75-Prozent verzinst wird (ISIN: AT000B119516)? Dieses Papier ist mit dem Aktienkurs von ATX-Kapazunder Voestalpine verknüpft. Das funktioniert dann so: Der Anleger kauft solche Anleihen zum Nennwert von etwa 5000 Euro, hält sie ein Jahr bis zur Fälligkeit und streift im Juni 2014 die Zinsen ein. Immerhin machen Letztere fast 440 Euro (vor Abzug der Steuer) aus.

Ganz so einfach ist die Sache aber auch wieder nicht. Denn wenn die Anleihe fällig wird, muss der Kunde bangen. Dann entscheidet sich nämlich, ob der Anleger den Nennbetrag von 5000 Euro zurückbekommt. Oder ob er stattdessen Voestalpine-Aktien erhält. Sollte in einem Jahr der Voest-Aktienkurs niedriger notieren, wird er sich mit den Aktien begnügen müssen. Und Letzteres kann alles andere ein Vergnügen sein – wenn die Aktie dramatisch an Wert verlieren sollte. Die berechtigte Frage: Steigt der Kunde bei dieser Aktienanleihe gut aus? Von den 440 Euro, die er an Zinsen einnimmt, muss er schließlich Kosten abziehen. Dazu gehören Depotspesen, Transaktionskosten (etwa bei einem Kauf an der Börse), Kursaufschlag bei der Ausgabe. Dann schlägt auch noch der Fiskus zu und zieht die Kapitalertragssteuer ein. Und wenn man die Berechnung „real“ anstellen will, muss man auch die Inflationsrate abziehen (in diesem Fall wird eine Rate von 2,5 Prozent jährlich angenommen, Anm.).

Steigt Kurs stark, wirft Aktie mehr ab

Unter dem Strich macht der Anleger einen realen Gewinn von etwas mehr als drei Prozent. Aber: Diese drei Prozent sind nach oben hin begrenzt und stellen die maximal mögliche Rendite dar. Der mögliche Verlust ist dagegen nach unten hin nicht begrenzt.

Man kann es daher auch so sehen: Die Aktie des Stahlkonzerns könnte in einem Jahr um drei Prozent fallen, ohne dass der Anleger einen Verlust erlitte. Jeden heftigeren Kursabsturz muss der Anleger als Kaufkraftverlust verbuchen. Sollte die Voestalpine-Aktie etwa von 26 auf 20 Euro abstürzen, erleidet der Kunde ein Minus von 20Prozent. Ein solch niedriges Kursniveau hatte die Voestalpine zuletzt im Sommer 2012.

Zahlt sich dieses Risiko für den Anleger aus? Wenn die Voest-Aktie binnen eines Jahres nur einen moderaten Anstieg hinlegt oder – im Idealfall – auf gleichem Niveau bleibt, lohnt sich das Investment allemal. Dann freut man sich über einen realen Kaufkraftgewinn von drei Prozent. Wenn der Anleger aber mit einem Kursaufschwung der Aktie etwa von fünf Prozent oder mehr rechnet, dann sollte er auf ein direktes Aktieninvestment der Voestalpine setzen (ISIN: AT0000937503).

Selbstverständlich kann auch hier die Aktie ins Bodenlose fallen. Zur Beruhigung könnte man aber eine Stopp-Loss-Order einziehen. Damit sind zumindest die Verluste nach unten begrenzt. Das ist bei der Aktienanleihe nicht der Fall. Dort sind Stopp-Loss-Orders im Normalfall nicht möglich. Dafür sorgen aber die hohen Zinsen für einen moderaten Sicherheitspolster.

Auf einen Blick

Aktienanleihen bieten den Anlegern aktuell hohe Zinssätze. Eine Anleihe auf die Voestalpine etwa ist mit 8,75 Prozent pro Jahr verzinst. Nach einem Jahr erhält der Kunde entweder sein Geld zurück (falls der Kurs gestiegen ist) oder die Aktien (falls der Kurs gefallen ist). Der Gewinn ist nach oben hin begrenzt. Interessant sind Aktienanleihen vor allem dann, wenn man mit einer stabilen Kursentwicklung rechnet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.06.2013)

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