Dem Fiskus ein Schnippchen schlagen

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Bittere Pille: Seit Jahresbeginn muss man auf Kursgewinne bei Aktien eine 25-prozentige Steuer zahlen. Es gibt aber noch Möglichkeiten, diese Steuer zu umgehen. Etwa mit einigen speziellen Turbozertifikaten.

Wien. Den heimischen Aktienanlegern sitzt seit Jahresbeginn das Finanzamt fester im Nacken denn je. Wer jetzt neue Aktien kauft, zahlt für diese nicht nur die Kapitalertragssteuer für die Dividenden. Besteuert werden ab nun auch Kursgewinne mit 25 Prozent (also wenn die Aktie mit einem Kursgewinn verkauft wird). Das ist eine bittere Pille für die Anleger. Wer sich nicht vor Jahresende mit Aktien eingedeckt hat und dennoch an einen Börsenaufschwung glaubt, hat aber noch immer die Chance, dem Finanzminister ein Schnippchen zu schlagen. Etwa mit einigen speziellen Turbozertifikaten.

Die sind aber nur für jene gedacht, die eine klare Marktmeinung haben. Diese Zertifikate bilden etwa die Kursentwicklung einer bestimmten Aktie ab. Aber: Der Anleger zahlt für ein Turbozertifikat nur den Teil des zugrunde liegenden Aktienwertes. Der Rest ist sozusagen ein eingebauter Kredit. Damit baut man einen Hebel auf. Ein Beispiel: Man kauft ein Zertifikat auf die Voestalpine, die aktuell bei knapp 34Euro notiert. Zahlt man für das Voest-Zertifikat nur 6,8Euro (also 20Prozent des Aktienkurses), liegt der Hebel bei fünf.

Bis 30. September ist noch Zeit

Steigt der Voest-Kurs um fünf Prozent, steigt der Wert des Zertifikats um rund 25 Prozent. Nimmt die Voest-Aktie um fünf Prozent ab, rauscht das Zertifikat um etwas mehr als 25 Prozent hinunter. Daran kann man erkennen, dass Turbozertifikate viel riskanter sind als reine Aktien. Und sie haben einen großen Nachteil: Diese Zertifikate sind mit einer Kursschwelle ausgestattet. Liegt die Kursschwelle beim Voest-Zertifikat bei etwa 20Euro, darf der Aktienkurs nicht auf oder unter diese 20Euro fallen. Ansonsten wird das Zertifikat nahezu wertlos. Je weiter die Kursschwelle unter dem aktuellen Kurs liegt, desto sicherer ist der Investor unterwegs. Dadurch ist der Hebel geringer, wodurch das Renditepotenzial abnimmt.

Zwei Dinge machen Turbozertifikate aber sehr attraktiv: Man profitiert nicht nur überproportional von steigenden Aktienkursen, sondern erspart sich unter Umständen auch die Steuer. „Wenn der Hebel bei Emission des Turbozertifikats bei oder über fünf gelegen ist, sind diese Zertifikate frei von der Kapitalertragssteuer. Man muss sie aber bis zum 30.September 2011 kaufen“, sagt Alexander Unger von Raiffeisen Centrobank (RCB). Somit kann man die Steuer bis Ende September noch elegant umgehen. Das Zertifikat muss man aber wegen der Spekulationsfrist länger als ein Jahr halten. Zu beachten ist auch, dass der Hebel lediglich bei der Herausgabe mindestens den Faktor fünf haben musste.

Verlustpotenzial ist größer

Die Chancen und Risken verdeutlicht ein Turbozertifikat auf den steirischen Anlagenbauer Andritz, der im ATX derzeit bei rund 62,35 Euro notiert. Einige Analysten bescheinigen dem Andritz-Kurs ein großes Aufwärtspotenzial. Wer auch daran glaubt, könnte ein Andritz-Turbozertifikat der RCB mit der ISIN AT0000A0FTK8 kaufen. Der Hebel liegt aktuell bei 2,1. Für ein Zertifikat zahlt man knapp 2,9Euro. Steigt der Andritz-Kurs in einem Jahr um elf Prozent auf 69Euro, wächst der Wert des Turbozertifikats gleich um 23Prozent auf 3,6Euro. Aber: Geht der Andritz-Kurs um zehn Prozent zurück, verliert das Zertifikat um 22Prozent.

Die Kursschwelle (Barriere), auf der das Zertifikat wertlos würde, liegt in diesem Fall bei knapp 34Euro. Es gibt also noch einen großen Spielraum (43Prozent) nach unten. Es müsste schon ein besonderes Ereignis eintreten, um die Aktie von Andritz so weit nach unten zu prügeln.

Wem ein Turbozertifikat zu riskant erscheint, der aber trotzdem steuerfrei in einen Aktienkurs investieren will, kann das Risiko anders gewichten. Ein Beispiel: Der Anleger hätte 10.000Euro für Aktieninvestments zur Verfügung. Er könnte in unterschiedliche Turbozertifikate mit einem durchschnittlichen Hebel von 2,5 investieren. Nun könnte der Anleger nur 4000Euro (Kapital durch Hebel) in die Turbozertifikate stecken und den Rest sicher anlegen. Somit kann man das Risiko annähernd so anpassen, als würde man in Aktien investieren.

Steuerfrei auf einen Index setzen

Die Kapitalertragssteuer kann man sich auch mit Indexzertifikaten ersparen. Etwa mit einem Zertifikat auf den deutschen Aktienindex DAX. Der Index steht heute bei knapp 7200Punkten, ein DAX-Indexzertifikat bei der Volksbank Investments (AT0000435581) oder der RCB (AT0000436589) kostet derzeit knapp über 72Euro (Bezugsverhältnis 0,01). Hebel gibt es hier keinen, das Zertifikat steigt oder fällt eins zu eins mit dem Index. Was den Gewinn mindert ist der Spread (Differenz von Kauf- und Verkaufskurs), der aktuell bei 0,2 bzw. 0,3Prozent liegt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.02.2011)

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