Aktienfonds: Immo-Investments einmal anders

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Wem Anlagen in Immobilien und offene Immobilienfonds zu konservativ sind, kann auf Immobilienaktien ausweichen. Diese entwickelten sich positiv. Hohe Erwartungen haben die Experten an den Markt Deutschland.

Wien. Immobilien sind eine beliebte Möglichkeit, um Sicherheit und Schutz vor Inflation ins Portfolio zu bringen. Die Renditen dieser Anlageform sind aber mager. Wer von den globalen Immobilienmärkten profitieren will, kann daher auch zu Aktien von Immobilienfirmen greifen.

Um das Risiko dabei zu streuen, empfehlen sich Immobilienaktienfonds. Diese investieren in Aktien von Unternehmen, die Immobilien besitzen oder verwalten. Die Fonds bieten zwar nicht die gleiche Sicherheit wie offene Immobilienfonds oder echte Immobilien, locken aber mit weit höheren Erträgen. So brachten die in Deutschland, Österreich und der Schweiz zugelassenen Immobilienaktienfonds in den vergangenen zwölf Monaten eine Rendite von durchschnittlich 18,9 Prozent. Damit hätten sie sich deutlich besser als die globalen Aktienmärkte entwickelt, heißt es in dem jüngsten Immobilienreport von „Finance and Ethics Research“. Österreichische Immobilienaktien warfen im selben Zeitraum 17,5 Prozent ab. Offene Immobilienfonds brachten dagegen 0,8 Prozent Rendite.

Prognosen schwierig

Beständigkeit und Sicherheit sollten bei der Anlage in Immobilienaktien jedoch nicht die oberste Priorität sein. „Das Wachstum ist eher psychologisch bedingt“, sagt Hubert Vögel, Geschäftsführer der Raiffeisen KAG. Immobilienaktien seien mit echten Immobilien oder offenen Immobilienfonds kaum zu vergleichen. Ob die Titel zurzeit fair bewertet sind, sei nur schwer zu sagen: „Die Unternehmen haben viele Projektentwicklungen im Portfolio. Das macht Prognosen eher schwierig.“ Wer bei Aktien auf den Immobiliencharakter nicht verzichten möchte, sollte sich daher solide Unternehmen mit möglichst geringer Fremdfinanzierung aussuchen, sagt Wilhelm Spitaler, Fondsmanager der Erste Sparinvest. Auch ein hoher Anteil von Bestandsimmobilien und Grundstücken der Unternehmen deute auf höhere Beständigkeit hin.

Wer sich jedoch des höheren Risikos bei der Anlage in Immobilienaktien bewusst ist, sollte sich überlegen, in welche Region er investieren möchte. Hohe Erwartungen haben die Experten etwa an Deutschland, da der Markt sehr attraktiv bewertet sei. Spitaler hält auch Osteuropa für interessant, dort jedoch eher den Bereich Wohn- und Gewerbeimmobilien. Überhaupt habe Europa gegenüber den USA noch Nachholbedarf: „Der Markt könnte im nächsten Jahr noch zehn Prozent wachsen“, meint der Fondsmanager.

(c) DiePresse

US-Aktien bereits sehr teuer

Die Daten von Finance & Ethics Research zeigen auch, dass Immobilienaktien mit Schwellenländerbezug vergleichsweise günstig bewertet sind. Ein von dem Institut gut bewerteter Fonds ist etwa der von der Allianz aufgelegte Amadeus Asian Real Estate (IE00B0H4S111). Auf Dreijahressicht brachte dieser gut 22 Prozent Rendite. Zu Vorsicht raten die Experten bei den USA. Dort seien die Unternehmen bereits sehr teuer bewertet. Dies liege daran, dass viele Fonds die US-Aktien im Portfolio haben müssen, so Spitaler. So weist etwa der Lacuna US REIT(LU0114110967) zwar eine hohe Rendite, aber ein hohes durchschnittliches Kurs-Gewinn-Verhältnis der von ihm gehaltenen Aktien von knapp 48 auf.

Es ist also fraglich, ob die steile Entwicklung weitergeht. Bei Immobilienaktienfonds, die nicht in Euro aufgelegt werden, sollte zudem das Währungsrisiko im Auge behalten werden.

Was Sie beachten sollten bei... Immobilienaktienfonds

Tipp 1

Risiko. Wer sein Geld in Immobilienaktien investieren möchte, sollte dies nicht aus Sicherheitsgründen tun. Im Gegensatz zu echten Immobilien sind die Aktien den Schwankungen der Märkte stark ausgesetzt. Etwas mehr Sicherheit bieten Unternehmen mit geringer Fremdfinanzierung und einem hohen Anteil an Bestandsimmobilien.

Tipp 2

Fonds. Um das Risiko zu streuen, empfiehlt sich die Anlage in einem Immobilienaktienfonds. Der Fonds investiert in Unternehmen, die hauptsächlich Immobilien besitzen oder verwalten. Die im deutschsprachigen Raum zugelassenen Fonds brachten zuletzt höhere Renditen als andere Aktienfonds und österreichische Immobilienaktien.

Tipp 3

Region. Bei der Auswahl eines geeigneten Immobilienaktienfonds sollte man sich entscheiden, in welche Region man investieren möchte. Deutschland und Polen gelten etwa als aussichtsreiche Märkte, während die USA bereits sehr teuer sind. Die Schwellenländer sind dagegen noch vergleichsweise günstig bewertet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.07.2011)

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