Beteiligungen an Immobilien-, Solar- oder Windkraftprojekten versprechen hohe Renditen. Diese gibt es aber nur, wenn bestimmte Annahmen zutreffen. Während der letzten Krise lief nicht immer alles nach Plan.
Wien. Wer in reale Werte investieren und das Börsenrisiko vermeiden will, kann sein Geld in einen „geschlossenen Fonds“ stecken. Dabei wird man Kommanditist eines Unternehmens, das eine Immobilie, eine Windkraft- oder Solaranlage, ein Flugzeug oder ein Containerschiff erwirbt und betreibt. Man erhält regelmäßige Ausschüttungen und nach Ende der mehrjährigen Laufzeit seinen Anteil am Verkaufserlös.
Der Unterschied zu einem offenen Fonds ist, dass keiner mehr einsteigen kann, wenn der Fonds geschlossen ist. Auch der vorzeitige Ausstieg ist schwierig. Auf der Börse kann man den Anteil nicht verkaufen, man muss auf dem Sekundärmarkt einen Käufer finden.
Volle Rendite beim Verkauf
Dafür versprechen die Anbieter Renditen von sechs Prozent aufwärts pro Jahr und nach Steuer. Diese gibt es aber nur, wenn alles glatt geht. Während der letzten Krise lief nicht immer alles nach Plan: So manches Schiff lag unverchartert im Hafen, bei so mancher Fremdfinanzierung schmälerten Währungsschwankungen die Rendite. Ein Totalverlust sei dennoch selten, meint Peter Maierhofer vom Beratungsunternehmen WM AG. Meist werde die versprochene Rendite erzielt.
Bei einigen Beteiligungen beträgt das Mindestinvestment 50.000 Euro. Oft ist man auch schon mit ein paar tausend Euro dabei. Dann hat man aber weniger Mitspracherechte, etwa bei einem vorzeitigen Verkauf. Mit 5000 Euro kann man sich beim deutschen Anbieter Habona an einem Einzelhandelsimmobilienfonds beteiligen. Pro Jahr erhält man sieben Prozent Ertrag, nach Steuer bleiben sechs Prozent (österreichische Anleger zahlen in Deutschland meist einen entsprechend niedrigen Eingangssteuersatz). Die Laufzeit ist kurz: Nach fünf Jahren sollen die Einkaufszentren an institutionelle Investoren verkauft werden. Solche seien bereit, für voll vermietete Immobilien mit langjährigen Mietern wie Rewe oder Lidl entsprechend viel Geld zu bezahlen, sagt Johannes Palla von Habona. Geht das Konzept auf, kommt man insgesamt auf eine Jahresrendite von 7,3 Prozent. Ein Risiko besteht: Sollte dann eine schwere Wirtschaftskrise toben, muss man einen niedrigeren Preis akzeptieren– oder den Verkauf verschieben. Fur Kurzfristinvestoren sind solche Investments daher kaum geeignet.
Das gilt für alle Beteiligungen, auch für solche an Wohnbauprojekten. Der Wohnbauspezialist Immovation verspricht 6,5 Rendite pro Jahr, die Mindestvertragsdauer beträgt allerdings schon aus steuerlichen Gründen zehn Jahre, erklärt Immovation-Chef Lars Bergmann.
Fixe Förderung
Für eine Beteiligung an einem Solar- oder Windkraftprojekt sollte es nach Steuer bis zu neun Prozent Rendite in Italien und bis zu sechs Prozent Rendite in Deutschland geben, meint Peter Heidecker von der Chorus GmbH. Fixe Förderungen, die für bestehende Anlagen nicht gekürzt werden können, sollten das Risiko gering halten. Auf die hohen Renditen kommt man allerdings nur bei einem vorzeitigen Verkauf der Anlage an einen Interessenten.
Wer eine Beteiligung in Erwägung zieht, sollte jedenfalls nur den Teil seines Vermögens, den er sicher über Jahre nicht braucht, dafür aufwenden. Sich einen Marktüberblick zu verschaffen, ist schwieriger als bei offenen Fonds. Im Vorfeld sollte man sich informieren, wie sich die Produkte des Anbieters in der Vergangenheit entwickelt haben. Um das Risiko abschätzen zu können (etwa, ob sich der versprochene Verkaufspreis tatsächlich erzielen lässt), schaden auch einschlägige Branchenkenntnisse nicht.
Tipp 1
Anlagehorizont. Wer eine Beteiligung erwirbt, bindet sich meist für mehrere Jahre. Ein vorzeitiger Ausstieg ist möglich, aber schwierig. Denn „geschlossene Fonds“ sind Unternehmensbeteiligungen, die man an der Börse nicht handeln kann. Vor allem in Krisenzeiten ist es nicht einfach, einen Käufer zu finden, der einen angemessenen Preis zahlt.
Tipp 2
Risiko. Die Risken, die schlagend werden können, sind zahlreich: Neben dem Vermietungsrisiko geht man oft auch ein Zins- und Währungsrisiko ein. Wer viel Geld hat, kann in mehrere Beteiligungen investieren. Wer weniger hat, kann in einen Dachfonds investieren. Dabei hat man allerdings weniger Mitspracherechte.
Tipp 3
Sicherheit. Im schlimmsten Fall riskiert man einen Totalverlust. Zu einem Nachschuss kann man aber nicht gezwungen werden. Will man Sicherheit, sollte man auf langfristige Mieter und garantierte Abnehmer Wert legen. Bei Schiffen oder Private-Equity-Fonds sind die Risken oft schwer zu überblicken, dafür kann es eine höhere Rendite geben.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.09.2011)