Wer heute einen Immobilienkredit mit variabler Zinsvereinbarung unterschreibt, stellt sich damit automatisch auf eine höhere Gesamtbelastung über die Kreditlaufzeit ein.
Wien. Erstmals nach rund zwei Jahren hat die Europäische Zentralbank ihre Leitzinsen im April dieses Jahres wieder angehoben. Die meisten Experten gehen in den kommenden Monaten von weiteren Zinsanpassungen aus. Das wird mittelfristig wohl zu deutlich höheren Kreditzinsen führen.
Wer heute einen Immobilienkredit mit variabler Zinsvereinbarung unterschreibt, stellt sich damit automatisch auf eine höhere Gesamtbelastung über die Kreditlaufzeit ein. Genaue Schätzungen über längere Zeit sind in diesem Umfeld nicht möglich.
Wem variable Zinsvereinbarungen in dieser Situation zu riskant sind, der kann entweder zu Zinsabsicherungen oder zu Krediten mit einer fixen Zinsvereinbarung greifen. Zinsabsicherungen, auch Zinscaps genannt, verursachen jedoch Kosten. Diese Kosten kann der Kreditnehmer (wie kürzlich berichtet) nur hereinspielen, wenn die Zinsen wirklich stark zulegen.
Bei Fixzinsvereinbarungen haben Bankkunden zu Beginn der Laufzeit die Möglichkeit, den Zinssatz für unterschiedliche Laufzeiten, beispielsweise ein, drei, fünf, zehn Jahre abzusichern. Doch nicht alle Banken bieten Fixzinsvereinbarungen an. Etwa die Bawag habe solche Kredite nicht im Angebot, weil sie auf Kundenseite nicht nachgefragt würden, heißt es aus der Bank.
Der Vorteil eines Darlehens mit Fixzinsvereinbarung ist, dass die monatliche Rate für die Dauer der Vereinbarung gleich bleibt, man also seine Ausgaben für diese Zeitspanne einigermaßen sicher kalkulieren kann. Der Nachteil ist, dass der Kredit unter dem Strich deutlich teurer wird – je nachdem, wie sich die Zinsen entwickeln. Je länger man seine Zinsen fix bindet, desto teurer wird es.
Weil die Banken steigende Zinsen fix einkalkulieren, ist ein Fixzinskredit derzeit jedenfalls deutlich teurer als ein variabler. Letztere sind in der Regel an den Euribor, den Zinssatz, zu dem die Banken untereinander Geld leihen, gebunden. Der Drei-Monats-Euribor beträgt derzeit rund 1,4 Prozent. Die Banken schlagen dann noch eine Marge auf.
Finanzieller Spielraum wichtig
Zwischen Fixzinsvereinbarungen und variablen Kreditzinsen gibt es bei der Erste Bank derzeit einen Unterschied von rund zwei Prozentpunkten, wie Katja Fries, Finanzierungsexpertin des Instituts, erklärt. Der Euribor müsste Fries zufolge einen Wert von 3,4 Prozent erreichen, damit man an die zehnjährige Fixzinsvereinbarung von 4,9 Prozent herankommt. Die Bank schlägt nämlich eine Marge von rund 1,5 Prozent auf den Euribor auf.
Für Bernd Lausecker vom Verein für Konsumenteninformation sind Fixzinsvereinbarung bei Immobilienkrediten dann sinnvoll, wenn man wenig finanziellen Spielraum hat, von höheren Zinsen also schwer getroffen werden könnte. Wenn die Zinsen allerdings lange niedrig bleiben und erst gegen Ende der Fixzinsvereinbarung steigen (wonach es derzeit wohl nicht aussieht), sei man mit einem Fixzinskredit schlechter ausgestiegen.
Bauspardarlehen als Alternative
Finanzierungsexperte Johann Massenbauer stößt sich daran, dass die Fixzinsvereinbarungen der Banken in der Regel nach zehn Jahren enden, die Laufzeiten der Kredite aber meist länger sind.
Für Massenbauer machen Bauspardarlehen daher mehr Sinn, weil die Darlehen einen Zinsdeckel von sechs Prozent eingezogen haben. Mindestens sind jedoch drei Prozent an Zinsen zu bezahlen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.05.2011)