Der für Kreditverträge wichtige Referenzzinssatz Euribor sinkt seit Monaten. Die Banken haben ihre Aufschläge aber teilweise erhöht. Dennoch sind Kredite billig zu haben.
Wien. Seit Monaten sind die Zinsen im Keller. Auch in absehbarer Zeit dürfte sich daran kaum etwas ändern. Für Sparer ist das bitter, für Kreditnehmer schon weniger: Denn sie müssen für neue Darlehen nicht so tief in die Tasche greifen wie noch vor einigen Jahren.
Seit die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzinssatz Ende 2011 erneut gesenkt hat, sind auch die Kreditzinsen wieder etwas zurückgegangen, wie eine Statistik der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) zeigt. Das hat damit zu tun, dass der für Spar-und Kreditzinsen wichtige Referenzzinssatz Euribor merklich gefallen ist. Der Drei-Monats-Euribor liegt zur Zeit bei rund 0,7 Prozent. Noch im Oktober des Vorjahres war er nahe an der Grenze von 1,6 Prozent.
Dass der Euribor so weit gesunken ist, haben die Kreditnehmer nur in einem bestimmten Ausmaß zu spüren bekommen. Denn im Neugeschäft sind die Aufschläge, die man zusätzlich zum Euribor bezahlt, für Kredite teilweise gestiegen. Das hat nicht nur eine vor Kurzem durchgeführte Erhebung der Arbeiterkammer gezeigt, sondern wird von den Banken hinter vorgehaltener Hand auch bestätigt. Begründet werden die höheren Aufschläge mit den Liquiditätskosten der Institute. Die Geldhäuser der Eurozone sind dazu angehalten, bis Ende Juni höhere Eigenkapitalanforderungen zu erfüllen. Das Geld, das sie dafür benötigen, holen sie sich unter anderem von Kreditnehmern. Das heißt, dass der gefallene Euribor wegen der anziehenden Aufschläge am Ende gar nicht beim Konsumenten ankommen muss.
FIxzinskredite als Alternative
Bei der Erste Bank beträgt der Aufschlag zum Euribor bei einem variablen Kredit für eine Angestellte mit sehr guter Bonität rund zwei Prozentpunkte (siehe Beispiel). Bei der Oberbank sind es rund 1,5 Prozentpunkte. Freilich mag das auf den ersten Blick nicht dramatisch anmuten, am Ende der Laufzeit kann eine höhere Marge aber einige tausend Euro betragen.
Dass die Bawag im Vergleich zu anderen Geldhäusern günstigere Konditionen anbietet, hängt laut Angaben des Instituts vor allem mit Wohnbaubankdarlehen zusammen, bei denen die Bank die Möglichkeit habe, sich günstig zu refinanzieren, sagt Michael Bauer von der Bawag. Doch holt man sich ein Wohnbaubankdarlehen, müssen bestimmte Kriterien erfüllt sein, erklärt Bauer. Etwa sei die Größe der Immobilie beschränkt, auch muss es sich beim Eigenheim um einen Neubau handeln. Ein Großteil der Darlehen würde diesen Anforderungen aber entsprechen.
Aus heutiger Sicht sind Kredite mit variabler Verzinsung – also solche, die sich den Marktzinsen anpassen – günstiger als Darlehen, bei denen ein fixer Zinssatz vereinbart wurde. Bei Letzteren liegt der Vorteil in festen monatlichen Raten.
Unklar jedoch ist, wie lange das Zinsniveau niedrig bleiben wird. Sollten die Zinsen rasant ansteigen, könnte sich ein Fixzinsdarlehen auszahlen. Die Banken bieten hier unterschiedliche Laufzeiten an.
Was Sie beachten sollten bei... Immobilienkrediten
Tipp 1
Information. Die Banken sind gesetzlich dazu verpflichtet, ein „Standardinformationsblatt“ mit allen relevanten Daten an den Kunden zu übermitteln. Auf Wunsch muss die Bank ebenso einen Entwurf des Kreditvertrages und einen Tilgungsplan vorgelegen.
Tipp 2
Verhandeln. Grundsätzlich sind Banken verhandlungsbereit. Blenden lassen sollte sich der Kunde aber nicht vom Erlass größerer oder kleinerer Einmalbeträge. Aufschläge zum Referenzwert zu verhandeln, ist meist sinnvoller. Im Zweifelsfall: Varianten ausrechnen.
Tipp 3
Alternativen. Wer in den kommenden Jahren von einem stark steigenden Zinsniveau ausgeht, für den könnten Bauspardarlehen eine Alternative darstellen. Bei diesen gilt eine Zinsobergrenze von sechs Prozent, allerdings sind mindestens drei Prozent an Zinsen zu bezahlen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.04.2012)