Wer fahren will, muss rechnen

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fahren will muss rechnen(c) AP (UWE LEIN)
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Wie ein Auto finanziert werden sollte, hängt von vielen Faktoren ab. Dennoch gibt es grundsätzliche Vor- und Nachteile bei Barkauf, Leasing oder Kredit. 2010 zahlten die Österreicher im Schnitt 24.500 Euro für ihr neues Auto.

Wien. Fast 330.000 Autos wurden im Vorjahr in Österreich verkauft. Heuer sollen es zwar weniger werden, dennoch stehen erneut gut 300.000 Österreicher vor der Frage, wie sie ihr neues Fahrzeug finanzieren sollen. Denn auch wenn ein Auto keine klassische Wertanlage ist – eine kleine Unachtsamkeit reicht und es gibt einen Wertverlust von 100 Prozent –, ist es meist die zweitgrößte Investition nach Wohnung oder Haus. 2010 zahlten die Österreicher im Schnitt 24.500 Euro für ihr neues Auto.

Wichtig ist beim Neuwagenkauf einmal, einen guten Preis zu erzielen. So ist das Auto ja eines der wenigen Produkte, bei denen der Preis Verhandlungssache ist. Doch ab welchem Rabatt hat man einen guten Preis erzielt? „Das ist schwierig zu sagen, da es inzwischen bei jedem Hersteller regelmäßig Aktionen gibt“, sagt Burkhard Ernst, Fachverbandsobmann der Autohändler. Und da diese Aktionen von den Konzernen finanziert werden, fallen die Rabatte meist deutlich besser aus, als beim „normalen“ Neuwagenkauf. Dann reduziert der Rabatt nämlich die Spanne des Händlers. Und die liegt laut Ernst bei „acht bis zwölf“ Prozent. Dem Kunden könnten daher „sechs bis neun“ Prozent Rabatt gewährt werden.

Tageswagen als Schnäppchen

Etwas mehr ist laut Elisabeth Brugger-Brandau vom ÖAMTC möglich. „Vor allem bei exotischen Fahrzeugen können die Rabatte auch zweistellig werden.“ Dafür gibt es bei diesen beim Verkauf als Gebrauchtwagen auch einen höheren Wertverlust. Eine gute Möglichkeit, abseits von Aktionen ein Schnäppchen zu machen, sind zudem Tageswagen. Diese Autos werden von den Händlern für einen Tag zugelassen und dann als Gebrauchtwagen wesentlich günstiger verkauft. Möglich ist dies, da bei der Kalkulation dieser Autos keine Werbekosten aufgeschlagen werden. Dem Kunden kann das egal sein, er erhält einen Neuwagen zum Gebrauchtwagenpreis. Und da die Tagesanmeldung nur auf dem Papier stattgefunden hat, sollte es auch beim Wiederverkauf keinen höheren Wertverlust geben, sagt Brugger-Brandau.

Sobald die Entscheidung für ein Auto gefallen ist, geht es an die Finanzierung. Doch ab wann kann man eigentlich sagen, dass das Auto fremdfinanziert werden soll? Der ÖAMTC rät dazu, die gesamte Preisverhandlung vorher abzuschließen. Der Obmann der Autohändler sieht das anders. Denn die Händler würden bei der Vermittlung eines Kredits oder Leasings eine Provision der jeweiligen Bank erhalten. Dies könnte sogar dazu führen, dass der Kunde noch etwas mehr Rabatt rausschlagen kann.

Ähnlich sieht das Hannes Maurer, Vorstand der Porsche Bank, des heimischen Marktführers bei Autofinanzierungen: „Finanzieren und Versichern ist ein Geschäft.“ Und da viele Autofirmen eigene Banken haben, „bleibt die Wertschöpfung auch im Haus.“ Zudem hat der Händler die Sicherheit, dass er das Geld erhält und es keine Probleme mit Schwarzgeld oder Geldwäsche gibt. „Ab Beträgen von 15.000 Euro müssen die Händler sonst genau nach der Herkunft des Geldes fragen“, so Maurer.

Bar nicht immer am günstigsten

Doch welche Finanzierungsart – bar, Leasing oder Kredit – ist nun am sinnvollsten? „Das hängt sehr von den individuellen Voraussetzungen ab. Man sollte sich daher alle drei Möglichkeiten durchrechnen und auch mehrere Kredit- und Leasingangebote einholen. Denn selbst wenn man das Geld hat, kann die Fremdfinanzierung eventuell günstiger sein“, rät Brugger-Brandau. Auch die Statistik zeigt keinen Trend auf: Hierzulande wird relativ genau je ein Drittel der neuen Autos bar, per Leasing oder auf Kredit gekauft. Dennoch hat jede Finanzierungsform ihre Vor- und Nachteile. Nachfolgend die wichtigsten Details:
• Beim Barkauf folgt man dem sinnvollen Finanzierungsgrundsatz, kurzfristige Güter – siehe Unachtsamkeit – nie langfristig zu finanzieren. Allerdings muss das Geld auch zur Verfügung stehen. Doch selbst wenn das Geld vorhanden ist, verliert man beim Barkauf den Zinsertrag, der bei einer Finanzanlage ansonsten möglich wäre. Beim sehr konservativen gebundenen Sparbuch sind das bei Bindungen zwischen 24 und 36 Monaten zurzeit etwa zwei bis 2,5 Prozent. Die Zinskosten liegen bei Kredit oder Leasing (rund vier bis sechs Prozent) zwar höher. Mit riskanteren Investments kann aber auch mehr verdient werden, als die Fremdfinanzierung des Autos kostet.
• Beim Leasing erhält der Kunde das Auto meist ohne Anzahlung – was ein Vorteil ist. Er zahlt dann 36 oder 48 Monate seine Leasingraten, bis schlussendlich noch ein vorher definierter Restwert übrig bleibt. Zu diesem kann er das Auto dann kaufen, was knapp 60 Prozent der Leasingnehmer auch machen. Ansonsten wird das Auto verkauft und der Restwert aus dem Verkaufspreis getilgt. Das Risiko, dass der Verkaufspreis niedriger als der Restwert liegt, trägt dabei in der Regel der Kunde.

Steuervorteil beim Leasing

Der größte Vorteil des Leasings gegenüber dem Kredit ist laut Maurer die Stundung der Mehrwertsteuer. Diese wird nicht sofort, sondern über die Leasingraten verteilt bezahlt. Beim Kredit ist die verzinste Summe indes um ebendiese 20 Prozent höher. Zudem ist es beim Leasing möglich, das Auto auch nach drei Jahren zum Netto-Gebrauchtwagenpreis ins Ausland zu exportieren. Das bringt bessere Chancen beim Wiederverkauf. Für Selbstständige, die ihr Auto über die Firma kaufen, kommt sowieso nur Leasing in Frage, da hierbei die Raten zur Gänze steuerlich abgesetzt werden können.

Ein Nachteil des Leasings ist, dass eine Vollkaskoversicherung von den meisten Leasingbanken vorgeschrieben ist. Diese bleibt während der Dauer des Leasings auch Eigentümerin des Autos – ein Zugriff auf das Auto ist bei finanziellen Problemen des Kunden daher leichter möglich. Zudem ist die Zahl der pro Jahr zu fahrenden Kilometer beschränkt – wird sie überschritten, sinkt der Restwert und der Kunde muss nachzahlen.
• Beim Kredit ist der Kunde vom ersten Tag an Eigentümer des Fahrzeuges. „Gehört das Auto mir?“ Das ist für viele Menschen eine wichtige Frage, sagt Hannes Meltsch, Produktmanager für Kredite bei der Ersten Bank. Ansonsten verschwimmen die Grenzen zum Leasing zunehmend. So sind Kredite mit Restwerten (siehe Beispiel) inzwischen ebenfalls möglich. Genutzt wird der Kredit vor allem bei Fahrzeugen, die nicht mehr leasingfähig sind – etwa Gebrauchtwagen.

Die Vorteile gegenüber dem Leasing sind etwa, dass eine Vollkaskoversicherung zwar empfohlen, aber nicht verpflichtend ist. Außerdem kann beim Kredit ein vorhandenes Barvermögen als Sicherheit angegeben werden. Dadurch können die Zinsen verringert werden, rät Meltsch.

Für welche der drei Varianten man sich schlussendlich entscheiden sollte, hängt von vielen Faktoren ab. Daher sollte man sich vor allem viel Zeit lassen und genau rechnen, so Brugger-Brandau. „Denn wer ein Auto schnell kauft, kauft meist am teuersten.“

Was Sie beachten sollten bei . . . Autokauf

Der Kauf eines neuen Autos ist eine der größten Investitionen und hängt von vielen individuellen Faktoren ab. Dennoch gibt es einige Punkte, die man dabei unbedingt beachten sollte.

Tipp 1

Tageswagen sind eine gute Möglichkeit, beim Autokauf Geld zu sparen. Das sind Autos, die vom Händler für einen Tag zugelassen wurden und dann als Gebrauchtwagen mit hohem Rabatt verkauft werden. Viele Händler bewerben dieses Geschäft nicht. Daher sollte gezielt nach Tageswagen gefragt werden.

Tipp 2

Der Barkauf gilt immer noch als die sicherste Variante, da das Auto vom ersten Tag an vollständig bezahlt ist. Dennoch sollte auch, wenn das Geld vorhanden ist, der Zinsverlust (Opportunitätskosten) berechnet werden, der durch den Autokauf entsteht. Mitunter kann eine Fremdfinanzierung nämlich günstiger kommen.

Tipp 3

Beim Leasing sollte man vor allem auf eine nachvollziehbare und eher vorsichtige Schätzung des Restwertes achten. Liegt dieser zu hoch, sind zwar die Leasingraten günstiger. Kann das Auto am Ende der Laufzeit aber nur zu einem geringeren Preis verkauft werden, muss die Differenz nachgeschossen werden.

Tipp 4

Wer sich für einen Kredit entscheidet, obwohl er das Geld auf einem Sparbuch oder einer sicheren Anlage hätte, soll darauf hinweisen. Akzeptiert die Bank das Geld als Sicherheit, reduziert das die Zinsen. Braucht man das Geld später doch für etwas anderes, ist eine Steigerung der Zinsen dennoch nicht automatisch vorgesehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.01.2011)

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