Mit dem Klick der Maus zum billigen Handwerker

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Einen Handwerker zu finden, der gute Arbeit leistet, ist schon eine ziemliche Herausforderung. Webplattformen machen es jedoch einfacher, geeignete Handwerker zu finden, wenn man dabei einige Regeln beachtet.

Wien/Rie. Einen Handwerker zu finden ist schwer. Einen Handwerker zu finden, der gute Arbeit leistet, ist schon eine ziemliche Herausforderung. Und einen Handwerker zu finden, der gute Arbeit leistet und dafür nicht das halbe Haus verlangt, ist fast unmöglich.

Man muss viele Menschen kennen, die sehr viele Arbeiten haben machen lassen, um verlässliche Insidertipps zu bekommen. Oder man geht ins Internet. Die Plattformen, die Handwerker vermitteln, boomen. Zumindest in Deutschland. In Österreich sind von den einst vier großen Vermittlungsplattformen zwischen Kunden und Betrieben nur zwei übrig geblieben: www.goldeneshandwerk.at und die größte Seite, www.myhammer.at

Myhammer.at hat seine Kundenzahl seit der Gründung 2005 jährlich fast verdoppelt (von goldeneshandwerk.at erhielten wir keine Rückmeldung). Mittlerweile hat die Webseite in Österreich 75.000Nutzer, davon 12.000Profihandwerker. Im vergangenen Jahr stellten Kunden 30.000 Ausschreibungen auf die Plattform mit einem Auftragsvolumen von 37 Millionen Euro.

Genaue Beschreibung des Auftrags

Die Suche nach einem Handwerker ist auf den ersten Blick denkbar einfach: Man stellt eine Ausschreibung, etwa für das Verfliesen des Badezimmers, auf die Webseite, gibt eine ungefähre Preisvorstellung an und wartet, bis die Angebote eintrudeln.

So weit die Theorie. In der Praxis bleiben Angebote schnell aus, wenn man etwa unrealistische Preisvorstellungen angibt oder den Auftrag ungenau formuliert. „Badezimmer neu verfliesen, 300 Euro“ ist nicht wirklich eine Erfolg versprechende Formulierung. „Man sollte seine Vorstellungen möglichst genau beschreiben“, erklärt Roland Walli, Chef von myhammer in Österreich.

Das fängt beim Titel an: Je treffender ein Titel formuliert ist, desto einfacher finden Handwerker oder Dienstleiter die für sie interessanten Ausschreibung. Also nicht: „Bad verfliesen“, sondern: „Badezimmer (Rohzustand), 30m, verfliesen“.

Bei der Beschreibung gilt: je detaillierter, umso besser, möglichst mit Fotos. Um beim Beispiel Badezimmer zu bleiben: Welche Arbeiten sollen erledigt werden, wie ist der Zustand des Badezimmers, müssen alte Fliesen abgeschlagen und entsorgt werden? Wichtig sind auch konkrete Maße.

Weiters: Welche Bedingungen herrschen an der Baustelle? Gibt es einen Lift, oder muss alles Material über eine Treppe in den fünften Stock getragen werden? Geht es um ein Badezimmer in einem Haus oder einer Wohnung? In welchem Zeitraum sollen die Arbeiten erledigt werden? Und vor allem auch: Wer stellt das Material?

Keine Kosten für Kunden

Bei der Preisvorstellung empfiehlt myhammer, ähnliche Angebote zu suchen und diese zu vergleichen. „Wenn jemand eine völlig fantastische Vorstellung hat, was die Arbeiten kosten sollen, wird er nicht viele Angebote bekommen”, meint Walli.

Bei der Auswahl des Angebots gilt: Wer beim billigsten Bieter zuschlägt, wird schnell lernen, dass Geiz nicht immer geil ist. Man sollte nicht einfach nach dem Preis auswählen, sondern die Anbieter vergleichen.

Hilfreich sind die Bewertungen, die andere Auftraggeber für die Firma in der Vergangenheit abgegeben haben. Im Unterverzeichnis „Branchenbuch“ kann man zudem überprüfen, welche Zertifikate die Firma vorzuweisen hat, ob also der Betreffende das Gewerbe angemeldet hat und über einen entsprechenden Befähigungsnachweis verfügt. „Pfusch und Schwarzarbeit haben bei uns keine Chance“, glaubt Walli.

Für den Auftraggeber sind die Handwerker-Webplattformen völlig kostenlos. Das Geld bekommt myhammer.at von den Unternehmen, die zwischen zwei und vier Prozent der Auftragssumme als Provision abliefern müssen.

Was Sie beachten sollten bei... Internetausschreibungen

Tipp 1

Exakte Vorstellungen. Als Kunde sollte man genaue Vorstellungen haben, was man vom Auftragnehmer gemacht haben will. Soll beispielsweise das Bad nur neu verfliest werden, oder sollen auch Waschbecken und Armaturen getauscht werden. Wie schnell soll die Arbeit erledigt sein? Wer stellt das Material?

Tipp 2

Genaue Beschreibung. Die Ausschreibung sollte detailliert sein, das beginnt beim Titel: Nicht einfach „Bad verfliesen“ schreiben, sondern „Bad, Rohzustand, 30m2zu verfliesen“. Fotos sind ebenso hilfreich, Angebote zu erhalten, wie exakte Maße und Hinweise etwa auf die Möglichkeit, einen Lift zu benützen.

Tipp 3

Geiz ist nicht immer geil. Das billigste Angebot ist nicht immer auch das beste. Hilfreich bei der Auswahl sind vor allem die Beurteilungen anderer Kunden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.03.2011)

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