Let's make money: Google

Lets make money Google
Lets make money Google(c) REUTERS (BRENDAN MCDERMID)
  • Drucken

Warum Google den jüngsten Einbruch wegstecken wird und die Kreditkartengesellschaften auch für Kursgewinne gut sind. Deutschland ist offenbar gegen die europäische Autoabsatzkrise immun.

Auch wenn zwischendurch immer wieder schwächere Tage wie etwa der vergangene Freitag das Anlegerleben schwer machen: Die wichtigen Indizes arbeiten sich weiter beharrlich nach oben. Mitten in der Eurokrise sind viel beachtete Börsenbarometer wie etwa der New Yorker Dow Jones und der deutsche Dax (nicht jedoch der Wiener ATX) nicht mehr allzu weit von ihren Höchstständen entfernt.

Ein erfreuliches Bild, das zuletzt allerdings von schwächer werdenden Unternehmensergebnissen deutlich getrübt wurde. Vor allem von den großen Tech-Unternehmen an der amerikanischen Nasdaq kamen zuletzt eher durchwachsene Nachrichten, deren kursdämpfende Wirkung von echten „Patzern“ noch verstärkt wurde.

Wie etwa jenem des Internet-Suchmaschinenriesen Google(ISIN US38259P5089), dem am vergangenen Donnerstag ein – noch dazu wenig begeisterndes – Quartalsergebnis vorzeitig „auskam“, was die Börsianer an der Wallstreet doch gehörig verunsicherte. Die Folge: Ein Absturz der Aktie um mehr als acht Prozent binnen weniger Minuten.

Am nächsten Tag ging der Absturz nur noch sehr gebremst weiter. Die Frage ist, was man mit dem Papier, das an dieser Stelle vor Kurzem empfohlen wurde, jetzt tun soll? Eine Frage, die sich viele Analysten großer Häuser gestellt haben. Schon am Freitag, dem Tag nach dem Absturz, haben eine Reihe von Großbanken revidierte Analysen herausgebracht. Deren Tenor: kein Grund zur Panik.

Google kommt zwar in unruhigere Gewässer, scheint aber für neue Internettrends relativ gut positioniert sein. Oppenheimer beispielsweise hat die Einschätzung von „Outperform“ auf „Perform“ zurückgenommen, die Citigroup hat ihre Kaufempfehlung belassen, aber das Kursziel etwas gekürzt. Unter den 34 von der US-Nachrichtenagentur Bloomberg beobachteten Analysten haben 25 die Google-Aktie auf „kaufen“ und neun auf „halten“. Zum Verkauf rät derzeit niemand. Das Kursziel dieser Analysten liegt im Schnitt bei 808 Dollar, also deutlich über den knapp 680 Dollar, zu denen das Papier Freitagnachmittag notierte.

Der Tipp an dieser Stelle lautet also: Abwarten und Tee trinken, aber Vorsicht bei Neuengagements. Denn es gibt Anzeichen dafür, dass der „Patzer“ bei der Veröffentlichung des Quartalsergebnisses die Börsenaufsicht SEC auf den Umgang von Google mit sensiblen Informationen aufmerksam gemacht hat. Und dass es da einige Punkte gibt, die den Börsenaufsehern missfallen könnten. Was die Aktie zumindest vorübergehend etwas bremsen würde.

Spannend wird auch das demnächst anstehende Quartalsergebnis von Apple(ISIN US0378331005). Die Aktie hat nach einem sehr steilen Höhenflug zuletzt ein wenig zu schwächeln begonnen. Analysten sind aber nach wie vor „bullish“ gestimmt, die Kursziele reichen (eine ziemlich extreme Bandbreite) von 750 bis 1000 Dollar. Am Freitag hat das Analysehaus Jeffries Apple als „conviction buy“ eingestuft und ein 900-Euro-Kursziel festgesetzt. Bei einem aktuellen Kurs von rund 615 liegt da ausreichend Potenzial. Ob es kurzfristig in die Richtung geht, hängt aber wesentlich davon ab, ob das Unternehmen bei seinem Quartalsbericht tatsächlich den erwarteten besseren Ausblick auf das letzte Jahresviertel abgibt.

Einen näheren Blick wert sind derzeit die Kreditkartengesellschaften. Plastikgeld braucht man offenbar auch in der Krise. Visa Inc.(ISIN US92826C8394) legt ja schon seit einiger Zeit einen beeindruckenden Lauf hin. Jetzt macht auch American Express(ISIN US0258161092) von sich reden. Die Kartengesellschaft hat einen guten Quartalsabschluss hingelegt, der von der Börse bisher aber nicht honoriert wurde. Das sollte man genauer beobachten.

Deutschland ist offenbar gegen die europäische Autoabsatzkrise immun: Während französische und italienische Autohersteller mit ernsten Problemen kämpfen, kennen die deutschen Nobelmarken noch keine Krise. Darauf deuten zumindest die Aktienkursentwicklungen bei BMW und VW hin. Etwas zurückgeblieben ist bisher der Mercedes-Hersteller Daimler(ISIN DE0007100000). Das könnte sich nach der jüngst erfolgten Ankündigung eines drastischen Kostensenkungsprogramms aber ändern. Potenzial ist zweifellos vorhanden. Für einen Einstieg dürfte es zu früh sein, das Papier gehört aber zweifellos auf den Radarschirm all jener, die nach langfristigen Anlagemöglichkeiten suchen.

josef.urschitz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.10.2012)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.