Let's make money: Gilead

Lets make money Gilead
Lets make money Gilead(c) AP (PAUL SAKUMA)
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Warum die Jahresendrallye heuer eher ausfallen dürfte und der Biotech-Konzern Gilead einen äußerst gesunden Eindruck macht. Einen Schub vom Markt bekommt derzeit auch der deutsche Softwareriese SAP.

Seit dieser Woche ist die Eurozone sozusagen offiziell in der Rezession, selbst die deutsche Konjunkturlokomotive pfeift schon aus dem letzten Wachstumsloch, Österreich ist im dritten Quartal unter die Nulllinie abgetaucht und die Lage in Frankreich verursacht bei Beobachtern zunehmend Stirnrunzeln. In diesem konjunkturellen Umfeld ist es verständlich, wenn die Lust auf Aktieninvestitionen überschaubar bleibt und sich die Kurse entsprechend entwickeln.

Normalerweise ist das ja die Zeit der „starken Hände“: Wenn die Rezession da ist und die Kurse auf den Tiefpunkt zusteuern, beginnen sich die Profis langsam für den Wiederaufschwung zu positionieren. Derzeit ist aber offenbar das Gegenteil der Fall: Große Fonds versuchen, ihr Jahresergebnis zu behübschen, indem sie noch schnell die aufgelaufenen Jahresgewinne in die Scheune fahren, so lange das noch geht.

Das dürfte einer der Gründe dafür sein, dass seit Jahresbeginn besonders stark gestiegene Titel jetzt besonders kräftig in den Keller geprügelt werden. Etwa die Aktie des Computerherstellers Apple, die in jüngster Zeit von großen Fonds in großem Stil „gedumpt“ wurde – und einen entsprechenden Kursverlauf aufweist.

Kurz und gut: Die berühmte Jahresendrallye, die Anlegern den Abschied vom alten Jahr meist versüßt, dürfte heuer wohl ausfallen. Zwar könnte durchaus aus den USA gegen Jahresende noch ein Impuls kommen, wenn sich Republikaner und Demokraten im letzten Augenblick noch aufs Budget einigen und damit den Sturz über die gefürchtete Fiscal Cliff gerade noch abwenden. Weil aber die ganze Finanzwelt fix damit rechnet, wird dieser Impuls nicht gigantisch ausfallen. Massiv reagieren, und zwar negativ, dürften die Märkte nur, wenn keine Einigung zustande kommt. Aber dann hat ohnehin die gesamte Weltwirtschaft ein ernsteres Problem.

Allzu positiv ist das Umfeld für Aktienengagements also nicht. Besondere Aufmerksamkeit erfordern die Schuldenkrise in Europa und die explosive Situation im Nahen Osten. Nur wenn beide nicht eskalieren, können sich die Börsen bis Jahresende stabilisieren.

Eine Situation, in der man eher keine Experimente wagt, sondern in stabile, große Unternehmen mit guten Aussichten investiert. Ein solches dürfte der US-Biotech-Konzern Gilead Sciences (ISIN US3755581036) sein, der in den vergangenen Wochen ein paar spektakuläre Durchbrüche (etwa bei einem Medikament gegen Hepatitis C und bei einem HIV-Medikament) erzielt hat.

Gilead ist hier sozusagen ein alter Bekannter: Die Aktie ist an dieser Stelle erstmals vor ziemlich genau zwei Jahren empfohlen worden, seither hat sich der Kurs auf knapp über 74 Dollar etwas mehr als verdoppelt.

Die jüngsten erfolgreichen klinischen Studien für HIV- und Hepatitis-Medikamente bieten aber (trotz der starken Kurssteigerungen unmittelbar nach Bekanntwerden der Studien) noch ordentlich Potenzial. Das sehen auch Analysten so. Die Deutsche Bank hat das Kursziel am Freitag auf 95 Dollar angehoben. Das scheint durchaus realistisch.

Einen Schub vom Markt bekommt derzeit auch der deutsche Softwareriese SAP(ISIN DE0007164600). Der hat vor ein paar Tagen Kunden und Analysten um sich geschart, um einen äußerst positiven Geschäftsausblick abzugeben. Das hat in der vergangenen Woche zu einer Reihe von Kaufempfehlungen durch große Geldhäuser geführt. Die Kursziele für die nächsten Monate differieren zwar gewaltig, sie reichen von 61 bis 77 Euro (bei einem aktuellen Kurs von knapp 56). Der Chart zeigt aber jedenfalls einen seit 2009 anhaltenden schönen Aufwärtstrend, der noch ein wenig weiterlaufen dürfte.

Kaufempfehlungen eingeheimst hat in den vergangenen Tagen auch die Aktie des deutschen Energiekonzerns E.On(ISIN DE000ENAG999). Der hat in dieser Woche nach einer Rücknahme seines Geschäftsausblicks für die beiden kommenden Jahre an der Börse zwar einen fürchterlichen Absturz von fast 17 auf unter 14 Euro hingelegt. Mehrere Analysten meinen aber, das sei jetzt ein gutes Einstiegsniveau. Warburg Research und Goldman Sachs sagen jedenfalls „Kaufen“, das Kursziel setzen beide bei 21 Euro an.

Der Grund: Die Experten gehen von einer „Verengung“ des deutschen Elektrizitätsmarktes aus, was E.On gelegen kommen dürfte.

Seltsames läuft derzeit bei der gleich nach der Emission im Frühsommer grässlich abgestürzten Aktie von Facebook(ISIN US30303M1027): Anstatt, wie erwartet, nach dem Ende einer Lock-up-Periode am Mittwoch abzustürzen, schnellte der Kurs bis zum Wochenende um mehr als 20 Prozent hoch.

Ist das die Trendwende? Wait and see: Es könnte auch ein schlichter „Short-Squeeze“ sein, bei dem Short-Seller auf dem falschen Fuß erwischt wurden und sich eindecken mussten. Allzu voreilig würde ich auf diesen Kurszug nicht aufspringen.

josef.urschitz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.11.2012)

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