Let's make money: Nokia

Nokia
Nokia(c) REUTERS (SHENG LI)
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Wie Nokia den großen Konkurrenten Apple ausbremste und Großanleger die Jahresendrallye am Laufen halten.

Der vorwöchige Rat, sich im Smartphone-Markt nicht nur die Platzhirsche Apple und Samsung, sondern auch die Nachzügler Research in Motion (ISIN CA7609751028) und Nokia (ISIN FI0009000681) etwas näher anzuschauen, hat es vor allem im Fall Nokia in sich gehabt: Wer sich die in den vergangenen Jahren an der Börse regelrecht zertrümmerte Aktie gleich Montagfrüh ins Depot geholt hat, war schon drei Tage später um knapp 18 Prozent „reicher“.

Dass es so heftig nach oben ging, hat vor allem einen Grund: Der auf dem Smartphone-Markt zuletzt stark ins Hintertreffen geratene finnische Konzern hat den Platzhirsch Apple völlig unerwartet auf dem ebenso riesigen wie boomenden chinesischen Markt ausgebremst. Das hat dem Nokia-Kurs ordentlich Turboschub verpasst.

China Mobile, mit mehr als 700 Millionen Kunden eine Weltmacht unter den Mobilfunkern, nimmt nämlich ab Jahresbeginn 2013 das neue Nokia-Smartphone Lumia 920 T ins Programm – während sich die Verhandlungen über Apples iPhone 5 noch zäh wie Strudelteig dahinziehen.

Zwar glaubt niemand, dass die Chinesen Nokia statt Apple nehmen. Früher oder später werden wohl beide im Programm sein. Aber ein zeitlicher Vorsprung auf dem größten Handymarkt der Welt ist schon etwas wert. Zumal sich Apple dort ziemlich schwertut: Der iPhone-Marktanteil liegt im Reich der Mitte bisher bei mickrigen zehn Prozent.

Der Boost aus China hat Nokia (vorerst vorübergehend) auch über einen wichtigen charttechnischen Widerstand geholfen. Die Kombination aus günstigem Chartbild und Rückenwind vom Markt dürfte der Nokia-Aktie (trotz des deutlichen „Pullbacks“ am Donnerstag) noch einigen Spielraum nach oben geben.

Allerdings sollte man sich nicht allzu weit vom Notausgang entfernen. Der Nokia-Hype basiert nämlich derzeit auf einem einzigen Handymodell – eben dem neuen Lumia 920 – und steht deshalb nicht auf besonders festen Fundamenten. Denn ob sich das neue finnische Superhandy auf dem Markt wirklich durchsetzt, ist noch lange nicht ausgemacht. Ein Rückschlag könnte die Aktie aber sehr schnell wieder ordentlich abstürzen lassen. Ein Warnhinweis: Goldman Sachs hat das Kursziel für Nokia auch nach dem China-Deal bei 1,50 Dollar belassen – und das ist nicht einmal die Hälfte des aktuellen Kurses.

Die Strategie für alle, die investiert sind oder das noch sein wollen, lautet also: Gewinne vorerst laufen lassen, diese aber bei einem Drehen der Stimmung sofort in die Scheune fahren.

Grundsätzlich können Aktionäre trotz Rezession und grassierender Eurokrise heuer relativ entspannt in die Weihnachtsferien gehen. Die wichtigen Indizes, etwa der Dow Jones und der deutsche DAX, sind überwiegend nahe ihren Jahreshöchstständen beziehungsweise haben dort (wie etwa der deutsche Leitindex) schon ein paar Mal deutlich angeklopft.

Wie weit die bereits laufende Jahresendrallye noch geht, lässt sich allerdings schwer prognostizieren. Die Index-Charts zeigen durchwegs heillos „überkaufte“ Situationen an. An sich würde also eine – gesunde – deutliche Korrektur anstehen. Solange allerdings die großen Player (etwa Fonds) noch heftiges „Window Dressing“ für ihre Jahresabschlüsse betreiben, kümmert das niemanden.

Wo gibt es noch Chancen? Kurzfristig schaut beispielsweise das Papier der amerikanischen Kaffeehauskette Starbucks (ISIN US8552441094) recht gut aus. Die Kaffeesieder aus Seattle haben in dieser Woche bekannt gegeben, dass sie ihre Wachstumspläne bis 2017 deutlich aufstocken wollen. Das hat dem Kurs schon gut getan und gibt weiteres Potenzial.

In Deutschland haben die Analysten von Equinet ihre Kaufempfehlung für das Diagnostik-Unternehmen Epigenomics (ISIN DE000A1K0516) erneuert und das Kursziel mit 5,5 Euro fixiert. Der Grund: Eine positive Studie über den vom Unternehmen entwickelten Darmkrebs-Diagnosetest, die dazu führen könnte, dass der Test bald in den USA zugelassen wird. Der Kurs ist daraufhin gleich einmal um knapp 30 Prozent auf 2,7 Euro hochgeschossen. Bis zum Kursziel von 5,5 Euro sind es aber immer noch an die 100 Prozent Kurspotenzial. Allerdings gilt für Aktien dieser Art immer: Das Risiko ist auch sehr hoch. Ein kleiner Rückschlag, und das Papier ist schneller wieder im Keller, als man reagieren kann.

josef.urschitz@diepresse.com

diepresse.com/money

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.12.2012)

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