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Wie lange die Milchmädchenhausse noch dauert und warum sich Aktionäre mit Ausstiegsszenarien befassen sollten.

Die vergangene Woche ist an den Börsen ja wieder toll gelaufen. Aber jetzt wird auch optimistischen Börsianern langsam schwindlig: Die deutsche Landesbank Helaba hat diese Woche beispielsweise prophezeit, dass der deutsche DAX heuer noch bis etwa 10.000 Punkte und der Dow Jones auf 16.700 Zähler steigen könnten. Dann werde es aber bergab gehen. Für die ersten Monate des kommenden Jahres sei eine scharfe Korrektur der Märkte angesagt, von der sich die Börsen bis Jahresende nicht mehr richtig erholen werden. Der DAX werde dann bei 8900 Punkten stehen, der Dow Jones bei 15.900.

Klar: Punktgenaue Indexprognosen über 13 Monate sind ungefähr so seriös wie die Budgetvorschau der österreichischen Bundesregierung. Aber von der Tendenz her dürften die Helaba-Analysten, so wie viele andere Marktbeobachter auch, richtig liegen. Und das hat nicht nur mit dem bevorstehenden Tritt der US-Notenbank Fed auf die Liquiditätsbremse zu tun. Die Kurse haben sich definitiv von der wirtschaftlichen Entwicklung der Unternehmen entkoppelt. Und sie werden früher oder später (eher früher) dorthin zurückkehren.

Die „FAZ“ hat das vorgestern in einer Grafik sehr schön dargestellt. Darin sieht man, wie der deutsche Leitindex DAX über die Jahre immer mehr oder weniger parallel mit der Auftragsentwicklung der deutschen Industrie mitläuft. Und wie der DAX ab Mitte 2012 den Aufträgen plötzlich dramatisch davonzieht.

Man kann jetzt nicht seriös sagen, wie lange die „Milchmädchenhausse“, die an dieser Stelle schon vor Wochen konstatiert wurde, noch läuft. Die meisten Marktbeobachter erwarten die Korrektur aber spätestens im Jänner/Februar 2014. Und die meisten gehen davon aus, dass sie mindestens zehn bis 15 Prozent ausmachen wird.

Vielleicht wird es auch mehr. Viele Aktienanleger sitzen unterdessen ja auf hohen Buchgewinnen, die sie im Fall der Fälle „eincashen“ werden wollen. Bei entsprechendem Anlass (etwa einer konkreten „Tapering“-Ankündigung der Fed) wird also ganz plötzlich sehr viel Material auf den Markt kommen. Und dann kann es sehr schnell sehr steil bergab gehen.

Der langen Rede kurzer Sinn: Anleger, die keine böse Überraschung erleben wollen, bleiben vorerst natürlich im Markt und reiten die Milchmädchenhausse aus, befassen sich aber weniger mit Neuengagements und mehr mit sinnvollen Ausstiegsszenarien. Etwa, indem sie strikte Stopps setzen. Es ist nämlich sinnlos, eine angesagte Korrektur auszusitzen. Cash bringt derzeit zwar so gut wie keine Zinsen, aber auch keine nominellen Verluste. Ein Wiedereinstieg nach dem Ende der Korrektur ist da wesentlich ertragreicher. Überlegen kann man sich auch, ob man sich zutraut, den bevorstehenden Abschwung mit Spekulationen auf fallende Kurse (siehe unten stehende Geschichte) zu überbrücken.

Wer jetzt noch Neuengagements wagt, sollte dies mit eher kurzfristigem Anlagehorizont tun. Denn auf mittlere und lange Sicht werden die ins Auge gefassten Papiere im Frühjahr wahrscheinlich billiger zu haben sein.

Recht gut entwickeln sich in letzter Zeit beispielsweise ausgewählte Bankpapiere. Die vor einer Woche hier vorgestellte Bank of Ireland beispielsweise hat in ein paar Tagen schon an die fünf Prozent „gemacht“. Jetzt hat die US-Investmentbank JP Morgan Aktien der schweizerischen UBS(ISIN CH0024899483) zum Kauf empfohlen. Die Amerikaner schätzen das Kursziel der Schweizer Bank auf 32 Franken. Das wären gegenüber dem derzeitigen Stand 83 Prozent Potenzial. JP Morgan meint zwar, dass die Investmentbanken (also auch die UBS) im kommenden Jahr Ertragsprobleme bekommen dürften. Da dies bekannt sei, sei es aber in den Kursen bereits enthalten.

In Deutschland hat die Aktie von ProSiebenSat1 einen relativ euphorischen Analystenkommentar von Exane BNP Paribas eingeheimst. Die Franzosen haben die deutsche Medienaktie auf „outperform“ hochgestuft und das Kursziel mit 38 Euro festgemacht. Einige Analysten trauen dem Papier auch mehr als 40 Euro (bei einem aktuellen Kurs von knapp 33 Euro) zu. Sieht nach klarem Kauf aus.

Aufpassen sollte man dagegen bei der Düngemittelaktie K+S(ISIN DE000KSAG888), die in der Vorwoche ein Kursfeuerwerk hingelegt hat. Die Aktie hat kurzfristig sicher Potenzial, das wirtschaftliche Umfeld (der globale Kalimarkt) ist aber sehr unsicher, was das Papier spekulativ macht.

josef.urschitz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.12.2013)

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