Let's make money: US-Berichtssaison

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Warum Aktionäre die laufende US-Berichtssaison besonders genau verfolgen sollten und die Aktie der Lufthansa so heftig abhebt.

Was für ein Jahresbeginn! Normalerweise reicht die traditionelle Weihnachtsrallye gerade einmal bis in die erste Jännerwoche, bevor sich die Börsianer dann neu zu orientieren beginnen. Doch diesmal gab es kein Halten. Fazit: Klug aufgestellte Depots haben schon in den ersten beiden Wochen des neuen Jahres Zuwächse verbucht, für die Anleihefans oder gar Sparer mehrere Jahre benötigen. Daran hat auch der kleine Kursknick am Donnerstag und Freitag nichts geändert. Das war nicht viel mehr als eine gesunde Korrektur in einem sehr schön laufenden Trend.

Im Interesse der eigenen finanziellen Gesundheit sollte man das freilich jetzt nicht als Dauereinrichtung missverstehen. Die netten Kursanstiege basieren unterdessen nämlich auf sehr ambitionierten Gewinnerwartungen. Ob die Unternehmen diese Erwartungen auch nur halbwegs erfüllen können, wird von vielen Experten ernsthaft bezweifelt.

Insofern dürften die nächsten Handelstage schon recht spannend werden. Denn in den USA hat die Berichtssaison für das vierte Quartal 2013 begonnen. Und zwar mit einem unerfreulichen Paukenschlag: Der US-Aluminiumkonzern Alcoa, der die Saison traditionell eröffnet, hat einen Milliardenverlust gemeldet. Dass sich das zwar heftig auf den Alcoa-Kurs, aber kaum auf den Gesamtmarkt ausgewirkt hat, liegt daran, dass der Alukonzern primär nicht wegen seines laufenden Geschäftsgangs, sondern wegen gewisser Einmaleffekte (beispielsweise der Kosten für die Schließung von unrentabel gewordenen Aluschmelzen) so tief in die Miesen gerutscht ist.

Sollten die Ergebnisse des letzten Quartals von 2013 die reichlich hoch gesteckten Erwartungen allerdings auf breiter Front enttäuschen, dann wird der Kursrausch schnell in einen Ernüchterungskatzenjammer münden. Es ist also nicht verkehrt, die US-Berichtssaison diesmal noch genauer als sonst zu verfolgen –und im Bedarfsfall rasch zur Notbremse zu greifen. Denn an Gewinnmitnahmen ist, wie ein alter Börsenkalauer treffend sagt, noch niemand verarmt. An gescheiterten Aussitzversuchen dagegen schon.

Falls der Aufwärtstrend hält, wäre möglicherweise die amerikanische MedizintechnikaktieIllumina(ISIN US4523271090) einen näheren Blick wert. Der Kurs des Herstellers von Labordiagnostikgeräten hat zwar schon einen beeindruckenden Höhenflug hinter sich und das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist mit mehr als 60 schon recht hoch, auf der anderen Seite hat Illumina zuletzt aber auch einige lukrative Lizenzvereinbarungen abgeschlossen – und eine Reihe von Analysten bewerten das Papier mit „Outperform“, zuletzt hat Illumina auch die Gewinnerwartungen übererfüllt. Was allerdings gegen die Aktie spricht: In jüngster Zeit hat es eine Reihe von Insider-Verkäufen gegeben (das heißt, dass Manager des Unternehmens Papiere abgestoßen haben). Also: beobachten.

Ein deutlich günstigeres KGV weist übrigens der Illumina-Konkurrent Bruker Corp.(ISIN US1167941087) auf. Der steckt in einem schön ausgeprägten Turnaround nach einer heftigen Korrektur und könnte aus charttechnischer Sicht interessant werden, falls der Kurs den „Deckel“ bei rund 21,5 Dollar nach oben durchstößt.

Wer es bodenständiger liebt: Auch im benachbarten Deutschland gibt es einige interessante Meldungen von den dort Erfolgreichen. Die Lufthansa(ISIN DE0008232125) etwa ist am Freitag heftig nach oben gesprungen. Die Luftfahrtaktie gehört mit einem Plus von deutlich mehr als zehn Prozent seit Jahresbeginn zu den absoluten Börsenstars des noch jungen Jahres. Befeuert wurde das Papier zuletzt durch eine Unternehmenspräsentation, bei der das Lufthansa-Management für 2015 (trotz weiter sinkender Ticketpreise) mehr als zwei Mrd. Euro operativen Gewinn in Aussicht stellte. Das wäre gegenüber 2013 eine Gewinnvervierfachung.

Stark unterwegs ist neuerdings auch die Aktie des Handelskonzerns Metro(ISIN DE0007257503). „Schuld“ daran ist nicht nur die Investmentbank Mainfirst, die der Handelsaktie jüngst ein Kursziel von 40 Euro (und damit ein 15-prozentiges Kurspotenzial) bescheinigte, sondern auch das vom deutschen Börsenbrief „Platow“ hartnäckig geschürte Gerücht, dass Metro die Töchter Kaufhof, Media-Saturn und Real demnächst entweder verkaufen oder an die Börse bringen möchte. Ein Einstieg beim Handelsriesen ist also reichlich spekulativ, die Spekulation könnte sich aber lohnen.

josef.urschitz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.01.2014)

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