Warum Gold noch nicht im Bullen-Modus ist

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Wie das Russland-Tief über der Krim das Börsenwetter verhagelt, und warum Gold noch nicht im Bullen-Modus ist.

Das hartnäckig über der Krim liegende Russland-Tief verhagelt den Europäern das Börsenwetter recht ordentlich: Der deutsche Leitindex DAX steht jetzt dort, wo er im vorigen November schon einmal war, und den österreichischen ATX hat man zuletzt im vorigen Frühsommer so tief gesehen wie jetzt. Da sind die Kursgewinne vieler Monate wieder verschwunden.

Das hat aber nicht nur mit der aktuellen politischen Krise zu tun: Teile Osteuropas, darunter eben auch die Ukraine, schwächeln ganz ohne russische Krim-Intervention auch und könnten sich zum Kern einer neuen Schwellenländerkrise mit Schwerpunkt Osteuropa/Türkei auswachsen. Die enttäuschenden chinesischen Konjunkturdaten sind auch nicht gerade das, was man gemeinhin unter einem Kursturbo versteht. Und in der Eurozone gibt EZB-Chef Mario Draghi durch die Blume zu verstehen, dass die immer stärker werdende deflationäre Tendenz für das eine oder andere graue Haar auf seinem Kopf verantwortlich sein könnte.

In so einem Fall macht man es als kleiner Aktionär am besten jenen Profis nach, deren Aktionen letztendlich die Richtung der Kurse bestimmen: Man zieht sich an die Seitenlinie zurück, hält sein Pulver trocken und wartet geduldig auf die Wiedereinstiegsmöglichkeit. Natürlich kann auch der Versuch lohnend sein, mittels Optionsscheinen oder CFDs am Abschwung oder am Auf und Ab der Kurse zu verdienen. Das setzt allerdings viel Routine, Marktwissen und einen erhöhten Zeitaufwand voraus. Und ist natürlich mit wesentlich höheren Risken verbunden als der bloße Aktienbesitz. Also nichts für „normale“ Anleger, die sich nicht ständig mit ihrem Depot befassen wollen.

Theoretisch wäre eine Situation wie die derzeitige eine gute Gelegenheit, mit dem Krisenmetall Gold zu „spielen“. Tatsächlich hat sich der Goldsektor zuletzt deutlich aufgehellt. Die Prognosen, wonach der Preis des Edelmetalls noch auf 1000 Dollar je Feinunze absacken könnte, sind von den russischen „Selbstverteidigungskräften“ auf der Krim zu Makulatur gemacht worden. Der Goldpreis ist zuletzt auf fast 1380 Dollar je Aktie gestiegen und auch Goldminenaktien wie die hier vor Kurzem empfohlene Barrick Gold (ISIN CA067901108) halten sich recht passabel.

Man sollte sich allerdings zumindest vorläufig nicht zu viel versprechen. Die jüngsten Anstiege sind rein charttechnisch noch keine Trendwende, sondern eine Gegenbewegung im Abwärtstrend, also eine Art Bärenmarktrally. Interessant wird es erst wieder deutlich über 1400 Dollar je Feinunze. Das ist im Gefolge der heutigen Krim-Abstimmung kurzfristig zwar durchaus möglich. Nach einer nachhaltigen Aufwärtsbewegung sieht es aber wie gesagt noch nicht aus.

Damit wäre die Kolumne für heute eigentlich zu Ende, denn unsere Aktienempfehlung lautet „abwarten und Tee trinken“. Für Ungeduldige haben die Analysten der Banken aber immer auch in solchen Zeiten Tipps parat. Eine kleine Auswahl: Der deutsche Versicherungskonzern Allianz (ISIN DE000840400) ist nach Eigenangaben dabei, seine Ausschüttungsquote zu evaluieren. Analysten gehen jetzt davon aus, dass die Dividende heuer von 5,30 auf 5,70 bis 6,10 Euro angehoben wird. Das wäre auf Basis des aktuellen Kurses eine Dividendenrendite von bis zu fünf Prozent und damit eine gute Basis für einen der in unten stehender Geschichte beschriebenen „Dividenden-Plays“.

Eine Reihe von Hochstufungen hat in dieser Woche der hier schon mehrmals empfohlene deutsche Reifenhersteller Continental (ISIN DE0005439004) bekommen. Die Kursziele liegen jetzt zwischen 175 und 210 Euro. Bei einem aktuellen Kurs von 166 Euro gibt es nach oben also noch ordentlich Luft. Vor allem wenn man die Schätzungen von Independent Research (210) und Deutsche Bank (195) heranzieht.

Ein „Dividenden-Play“ könnte sich auch beim deutschen Medienkonzern ProSiebenSat1 (ISIN (DE000PSM7770) auszahlen. Die Dividendenrendite dürfte hier nahe an die der Allianz herankommen, der Chart sieht auch recht vielversprechend aus. Allerdings gehen die Meinungen der Analysten sehr stark auseinander. Berenberg und Citigroup haben ProSiebenSat1 sogar „Sell“-Empfehlungen mit Kurszielen unter dem aktuellen Niveau verpasst. Ein bisschen Vorsicht kann hier also nicht schaden.

josef.urschitz@diepresse.com

diepresse.com/money

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.03.2014)

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